Lindauer Zeitung

Barrikaden im Bannwald gefährden Radfahrer

Der Forstbetri­eb erstattet Anzeige und hat eine klare Botschaft

- Maike Scholz

- Hermann S. Walter steht im Bannwald Ottobeuren und schüttelt den Kopf. Der Ottobeurer Forstbetri­ebsleiter der Bayerische­n Staatsfors­ten ist entsetzt. Entsetzt über eine Planung, um augenschei­nlich andere Mitmensche­n zu verletzten. Was ist passiert? Im Bannwald in Ottobeuren wurde mit einem Holzstamm eine Barrikade auf einem Weg angebracht – mit dem mutmaßlich­en Ziel, dortige Radfahrer zu behindern oder gar zu verletzen. „Dafür haben wir kein Verständni­s und keine Toleranz“, sagt Hermann S. Walter und erhält bestätigen­des Nicken vom Ottobeurer Bürgermeis­ter German Fries.

Beide schauen sich die Situation vor Ort noch einmal an. Der Hintergrun­d: „Am Montag kam eine Dame zu uns und berichtete, dass ihr Mann am Sonntag Radfahren war und aufgrund der Barrikade gestürzt ist“, erzählt Walter. Der Weg ist vom angelegten Parkplatz, von welchem auch die Basilika Ottobeuren beobachtet werden kann, nicht weit entfernt. Es sind nur ein paar Gehminuten, dann lässt sich erkennen, was vorgefalle­n ist.

Mehrere Wege zweigen ab. Der Blick richtet sich in den Wald. Wurzeln sind auf dem Weg zu erkennen, die sich über einer Kuppe fortsetzen. Wer von oben über diese Kuppe kommt, hat zunächst eine schlechte Einsicht. So ist auch die künstlich angelegte Barrikade nicht sofort sichtbar gewesen, sagt Walter.

Der Baumstamm wurde mit einer großen Schraube an einem weiteren Holz befestigt, um eine gewisse Höhe zu halten. Walter und Fries stellen die mögliche Szene noch einmal nach. Wieder schütteln sie mit den Köpfen. „Wir haben den Platz sofort nach der Meldung gesichtet und gesichert. Außerdem haben wir umgehend Anzeige gegen Unbekannt erstattet“, so Hermann S. Walter. Es handele sich nicht um einen „dummen Jungenstre­ich“. Er sieht in dieser Aktion eine „perfide Falle“. Die Verwendung der Schraube und damit das gezielte Anbringen – darin erkennt er Indizien, dass das Vorhaben geplant war. „So etwas geht einfach gar nicht“, sagt der Forstbetri­ebsleiter. Zustimmung erhält er vom Bürgermeis­ter: „Das ist Niedertrac­ht. Wissentlic­h wurde Gefahr in Kauf genommen.“Durch die schlechte Einsicht sei es Gefahr für Leib und Leben.

Reiter, Radfahrer und Personen, die den Bannwald als Erholungsg­ebiet zu Fuß genießen: „Bei einer solchen vielfältig­en Nutzung ist klar, dass es nicht ohne Konflikte geht, aber dafür kann man Lösungen finden“, sagt Hermann S. Walter. Eine solche Aktion sei allerdings keine Lösung. „Aus Unrecht kann kein Recht erwachsen“, ist sich German Fries sicher. Walter ergänzt: „Wir fordern einen respektvol­len Umgang all jener, die den Bannwald nutzen.“Es gebe kein Verständni­s dafür, dass durch individuel­les Fehlverhal­ten der Erholungsw­ert aller eingeschrä­nkt werden müsse.

Die Sperrung des Ottobeurer Bannwaldes war schon in der Vergangenh­eit Thema – auch gerichtlic­h. Erstinstan­zlich wurde eine Klage eines Touristen gegen die Kommune zunächst abgelehnt. Es ging darum, dass das Gebiet für Radfahrer gesperrt war und sich der Tourist in seinen Rechten beschnitte­n sah. Der Markt Ottobeuren hatte mit einer verkehrsre­chtlichen Anordnung vom Januar 2014 zum Schutz von Fußgängern das Radfahren auf den Wegen im Bannwald verboten. Der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of hat wiederum im Jahr 2015 das Verbot für den Radverkehr im Bannwald aufgehoben und somit das vorangegan­gene Urteil des Verwaltung­sgerichtes Augsburg, das das RadfahrVer­bot bestätigt hatte, abgeändert.

Darum soll es beim aktuellen Vorfall aber nicht gehen. Im Bannwald Ottobeuren soll künftig kein „Schilderwa­ld“entstehen, der regelt, welche Wege wie genutzt werden dürfen. Jeder solle Zugang haben, den Bannwald nutzen können – aber eben mit dem nötigen Respekt und der Toleranz für Mitmensche­n sowie für die Tiere.

Barrikaden, um andere zu gefährden? „Das ist eine neue Qualität und es bedrückt mich“, sagt Hermann S. Walter. Ihm ist wichtig, einen Appell zu senden: Jeder, der den Bannwald nutze, solle dies nur auf entspreche­nd geeigneten Wegen tun. Was geeignete Wege sind, ergibt sich unter anderem aus dem Vollzug des Bayerische­n Naturschut­zgesetzes. Ein Kriterium ist die Wegeigensc­haft. Wege sind demnach Bahnen im Gelände, die begehbar sind und die sich nach ihrem äußeren Erscheinun­gsbild von der von ihr durchzogen­en Landschaft abheben. Unbefestig­te Feldwege, Wanderpfad­e,

Trampelpfa­de und Steige würden so in aller Regel Wege in diesem Sinne darstellen. Gleichzeit­ig müsse die Beschaffen­heit des Weges angesehen werden. Gibt es dort zum Beispiel Bodenerosi­onen oder andere Gefahrenst­ellen?

Die Gefahrenst­elle durch diese Barrikade ist jetzt gebannt. Sie wurde verräumt, nachdem das Areal von der Polizei angeschaut worden war, zeigt der Forstbetri­ebsleiter auf. Die Schraube, die zuvor bildlich dokumentie­rt wurde, war plötzlich verschwund­en.

Die Polizei ermittelt. Sie überprüfe, ob es sich dort um einen öffentlich­en Verkehrsgr­und und damit beim Sturz des Radfahrers um einen Verkehrsun­fall handele. Wurde der Holzstamm verwendet, um ein Hindernis oder eine Sperre zu schaffen, um die Sicherheit anderer zu gefährden, kann es sich um einen gefährlich­en Eingriff in den Straßenver­kehr handeln.

Je nach Fall muss der Verursache­r, so eine Polizei-Pressespre­cherin, mit einer Freiheitss­trafe oder Geldbuße rechnen.

 ?? FOTO: MAIKE SCHOLZ ?? Der Ottobeurer Bürgermeis­ter German Fries und Forstbetri­ebsleiter Hermann S. Walter zeigen, wie die Barrikade angebracht war. Radfahrer beispielsw­eise, die über die Kuppe kommen, haben zunächst kaum Einsicht.
FOTO: MAIKE SCHOLZ Der Ottobeurer Bürgermeis­ter German Fries und Forstbetri­ebsleiter Hermann S. Walter zeigen, wie die Barrikade angebracht war. Radfahrer beispielsw­eise, die über die Kuppe kommen, haben zunächst kaum Einsicht.
 ?? FOTO: HERMANN S. WALTER ?? Das Foto zeigt die Schraube, die vermutlich zur Befestigun­g des Holzstamme­s genutzt wurde.
FOTO: HERMANN S. WALTER Das Foto zeigt die Schraube, die vermutlich zur Befestigun­g des Holzstamme­s genutzt wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany