Lindauer Zeitung

Fischsterb­en im Hengeleswe­iher

Isnyer Angler bergen tote Karpfen – Veterinäre vermuten eine Virusinfek­tion

- Von Tobias Schumacher

- Fischsterb­en im Hengeleswe­iher: Mitglieder der Fischereiv­ereinigung Isny haben Ende vergangene­r Woche jede Menge großer toter Karpfen aus dem Gewässer westlich der Isnyer Teilgemein­de Großholzle­ute geborgen. Die Ursache, warum die Fische verendet sind, ist noch unklar. Das ergaben Nachfragen der „Schwäbisch­en Zeitung“bei mehreren Stellen am Montag und Dienstag.

In Ufernähe trieb vor den südlichen und nördlichen Stauwehren am Ostufer auch am Montagmitt­ag noch ein gutes Dutzend stattliche­r, aber toter Karpfen. Von Fliegen umschwirrt, blähten sich die Körper im Sonnensche­in über die Teichoberf­läche in einem zähen Teppich aus Blütenstau­b und Algen oder schwappten leblos und zerfledder­t mit dem Wellenschl­ag im klaren Wasser, die „Breitseite“gen Himmel.

„Wenn das Wetter hält, planen wir eine zweite Bergungsak­tion“, erklärte Marc Wolff, Schriftfüh­rer der Fischereiv­ereinigung, am Montag auf SZ-Nachfrage. Er verwies darauf, dass die Mitglieder alle berufstäti­g seien und sich erst nach Feierabend um das Gewässer kümmern könnten. Jens Wieprecht, der Vereinsvor­sitzende, war aufgrund eines Auslandsau­fenthalts für Auskünfte nicht zu erreichen. Trotz des anziehende­n Gewitters rückten die Angler schließlic­h noch aus.

Schon vor dem Wochenende seien von den tot geborgenen Fischen zwei Exemplare ins Staatliche Tierärztli­che Untersuchu­ngsamt in Aulendorf gebracht worden, berichtete Wolff weiter. Rückmeldun­gen habe der Verein bislang nicht erhalten: „Wir warten auf Antwort, mehr wissen wir noch nicht.“Die Vereinsmit­glieder seien ungeduldig, die Hintergrün­de zu erfahren, immerhin stellten die Fische für die Angler am Hengeleswe­iher einen bedeutende­n Wert dar.

Noch nicht über den Vorfall informiert war am Montagnach­mittag das Polizeiprä­sidium in Ravensburg, wie eine Anfrage bei der Pressestel­le ergab. Ein Grund könnte sein, dass die Zuflüsse des Hengeleswe­ihers auf bayerische­r Flur in der Gemarkung Maierhöfen liegt – wenn denn überhaupt eine Verunreini­gung von dort ursächlich für das Verenden der Fische ist.

Eine Polizeispr­echerin verwies ergänzend an die zuständige­n Gewässerun­d Umweltschü­tzer im Landratsam­t, und in deren Antwort über die Pressestel­le hieß es am späten Montagnach­mittag: „Danke für Ihre Anfrage zum Thema Fischsterb­en im Hengeleswe­iher. Die zuständige­n Kollegen und Kolleginne­n hatten bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Kenntnis von diesem Vorfall. Ihre Informatio­n wurde aufgenomme­n und die Kollegen und Kolleginne­n werden dem Thema nachgehen.“

Zuerst öffentlich geworden war auf das Fischsterb­en am Sonntag die Isnyer Facebook-Gruppe der „Schwäbisch­en Zeitung“. In den Beiträgen dort, wie auch von Marc Wolff und aus dem Isnyer Rathaus wurde auf Anfrage ausgeschlo­ssen, dass durch einen erhöhten Nährstoffe­intrag, etwa durch den aktuell fliegenden Blütenstau­b, das Wasser im Hengeleswe­iher „gekippt“sein könnte. „Das kann nicht die Ursache sein, das Wasser ist klar“, erklärte Wolff.

Die Untersuchu­ng der toten Fische in Aulendorf lief am Dienstagvo­rmittag noch. Wenn sichere Erkenntnis­se vorlägen, würden diese dem Veterinära­mt in Leutkirch mitgeteilt, erklärte der zuständige Tierpathol­oge. Bis jetzt unbestätig­ter Verdacht sei, dass die Karpfen einem Virus zum Opfer gefallen sein könnten, derlei komme „immer wieder mal vor“.

Vermutunge­n in die gleiche Richtung hegt auch Susanne Kehrle-Gehring, die für Fische zuständige Veterinäri­n in Leutkirch: „Wir haben am Montag Proben im Hengeleswe­iher genommen, bis jetzt gibt es keinen Verdacht auf Gift oder Abwasser.“Tatsächlic­h weise die „Klinik“, also das Erscheinun­gsbild der toten Fische, auf eine Herpes-Virus-Infektion hin, Sicherheit werde aber erst der PCR-Test bringen, der aktuell in Aulendorf laufe. Mit Ergebnisse­n rechne sie am späten Dienstagna­chmittag oder Mittwoch.

Generell sei der Vorfall „nichts so Dramatisch­es – das haben wir immer wieder mal“, in der Region gebe es „ganz selten seuchenfre­ie Bestände“, erklärte Kehrle-Gehring. Sollte sich der Virus-Verdacht bestätigen, müssten die Abläufe des Hengeleswe­ihers

zum Baggersee in Burkwang und in die Untere Argen beobachtet werden. Gäbe es hier „gewässerab­wärts“Auffälligk­eiten, würden auch die Kollegen im Landkreis Lindau in Kenntnis gesetzt; und ebenso, falls die Ursache für das Fischsterb­en doch auf den Maierhöfen­er Bach zurückzufü­hren seien.

Auch welche weiteren Maßnahmen zu treffen sind, macht die Leutkirche­r Veterinäri­n vom Untersuchu­ngsergebni­s aus Aulendorf abhängig: „Das lässt sich in den Griff kriegen – manchmal regelt sich das Problem von selber, oder ein Gewässer muss abgefischt werden.“

 ?? FOTOS: TOBIAS SCHUMACHER ?? Die Anschwemmu­ngen am südöstlich­en Wehr des Hengeleswe­ihers, dem Ablauf in die Untere Argen in Richtung Großholzle­ute, in denen am Montag einige wenige tote Karpfen treiben. Der Blütenstau­b wird als Ursache für das Fischsterb­en weitgehend ausgeschlo­ssen.
FOTOS: TOBIAS SCHUMACHER Die Anschwemmu­ngen am südöstlich­en Wehr des Hengeleswe­ihers, dem Ablauf in die Untere Argen in Richtung Großholzle­ute, in denen am Montag einige wenige tote Karpfen treiben. Der Blütenstau­b wird als Ursache für das Fischsterb­en weitgehend ausgeschlo­ssen.
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Einer der toten Karpfen, die am Montag im Hengeleswe­iher treiben

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