Fischsterben im Hengelesweiher
Isnyer Angler bergen tote Karpfen – Veterinäre vermuten eine Virusinfektion
- Fischsterben im Hengelesweiher: Mitglieder der Fischereivereinigung Isny haben Ende vergangener Woche jede Menge großer toter Karpfen aus dem Gewässer westlich der Isnyer Teilgemeinde Großholzleute geborgen. Die Ursache, warum die Fische verendet sind, ist noch unklar. Das ergaben Nachfragen der „Schwäbischen Zeitung“bei mehreren Stellen am Montag und Dienstag.
In Ufernähe trieb vor den südlichen und nördlichen Stauwehren am Ostufer auch am Montagmittag noch ein gutes Dutzend stattlicher, aber toter Karpfen. Von Fliegen umschwirrt, blähten sich die Körper im Sonnenschein über die Teichoberfläche in einem zähen Teppich aus Blütenstaub und Algen oder schwappten leblos und zerfleddert mit dem Wellenschlag im klaren Wasser, die „Breitseite“gen Himmel.
„Wenn das Wetter hält, planen wir eine zweite Bergungsaktion“, erklärte Marc Wolff, Schriftführer der Fischereivereinigung, am Montag auf SZ-Nachfrage. Er verwies darauf, dass die Mitglieder alle berufstätig seien und sich erst nach Feierabend um das Gewässer kümmern könnten. Jens Wieprecht, der Vereinsvorsitzende, war aufgrund eines Auslandsaufenthalts für Auskünfte nicht zu erreichen. Trotz des anziehenden Gewitters rückten die Angler schließlich noch aus.
Schon vor dem Wochenende seien von den tot geborgenen Fischen zwei Exemplare ins Staatliche Tierärztliche Untersuchungsamt in Aulendorf gebracht worden, berichtete Wolff weiter. Rückmeldungen habe der Verein bislang nicht erhalten: „Wir warten auf Antwort, mehr wissen wir noch nicht.“Die Vereinsmitglieder seien ungeduldig, die Hintergründe zu erfahren, immerhin stellten die Fische für die Angler am Hengelesweiher einen bedeutenden Wert dar.
Noch nicht über den Vorfall informiert war am Montagnachmittag das Polizeipräsidium in Ravensburg, wie eine Anfrage bei der Pressestelle ergab. Ein Grund könnte sein, dass die Zuflüsse des Hengelesweihers auf bayerischer Flur in der Gemarkung Maierhöfen liegt – wenn denn überhaupt eine Verunreinigung von dort ursächlich für das Verenden der Fische ist.
Eine Polizeisprecherin verwies ergänzend an die zuständigen Gewässerund Umweltschützer im Landratsamt, und in deren Antwort über die Pressestelle hieß es am späten Montagnachmittag: „Danke für Ihre Anfrage zum Thema Fischsterben im Hengelesweiher. Die zuständigen Kollegen und Kolleginnen hatten bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Kenntnis von diesem Vorfall. Ihre Information wurde aufgenommen und die Kollegen und Kolleginnen werden dem Thema nachgehen.“
Zuerst öffentlich geworden war auf das Fischsterben am Sonntag die Isnyer Facebook-Gruppe der „Schwäbischen Zeitung“. In den Beiträgen dort, wie auch von Marc Wolff und aus dem Isnyer Rathaus wurde auf Anfrage ausgeschlossen, dass durch einen erhöhten Nährstoffeintrag, etwa durch den aktuell fliegenden Blütenstaub, das Wasser im Hengelesweiher „gekippt“sein könnte. „Das kann nicht die Ursache sein, das Wasser ist klar“, erklärte Wolff.
Die Untersuchung der toten Fische in Aulendorf lief am Dienstagvormittag noch. Wenn sichere Erkenntnisse vorlägen, würden diese dem Veterinäramt in Leutkirch mitgeteilt, erklärte der zuständige Tierpathologe. Bis jetzt unbestätigter Verdacht sei, dass die Karpfen einem Virus zum Opfer gefallen sein könnten, derlei komme „immer wieder mal vor“.
Vermutungen in die gleiche Richtung hegt auch Susanne Kehrle-Gehring, die für Fische zuständige Veterinärin in Leutkirch: „Wir haben am Montag Proben im Hengelesweiher genommen, bis jetzt gibt es keinen Verdacht auf Gift oder Abwasser.“Tatsächlich weise die „Klinik“, also das Erscheinungsbild der toten Fische, auf eine Herpes-Virus-Infektion hin, Sicherheit werde aber erst der PCR-Test bringen, der aktuell in Aulendorf laufe. Mit Ergebnissen rechne sie am späten Dienstagnachmittag oder Mittwoch.
Generell sei der Vorfall „nichts so Dramatisches – das haben wir immer wieder mal“, in der Region gebe es „ganz selten seuchenfreie Bestände“, erklärte Kehrle-Gehring. Sollte sich der Virus-Verdacht bestätigen, müssten die Abläufe des Hengelesweihers
zum Baggersee in Burkwang und in die Untere Argen beobachtet werden. Gäbe es hier „gewässerabwärts“Auffälligkeiten, würden auch die Kollegen im Landkreis Lindau in Kenntnis gesetzt; und ebenso, falls die Ursache für das Fischsterben doch auf den Maierhöfener Bach zurückzuführen seien.
Auch welche weiteren Maßnahmen zu treffen sind, macht die Leutkircher Veterinärin vom Untersuchungsergebnis aus Aulendorf abhängig: „Das lässt sich in den Griff kriegen – manchmal regelt sich das Problem von selber, oder ein Gewässer muss abgefischt werden.“