Lindauer Zeitung

Unsummen für den Superstar

Kylian Mbappé verlängert für viel Geld in Paris – Absage an Real Madrid erzürnt Spanien

- Von Alexander Sarter

(SID) - Am Ende schlich Kylian Mbappé ziemlich emotionslo­s vom Platz. Nicht einmal ein paar Hundert Millionen Euro, ein Feuerwerk zu seinen Ehren und drei Tore schienen die Gefühlswel­t des Weltmeiste­rs zu tangieren. Die Fußballwel­t hat der Franzose durch seinen Verbleib bei Paris St. Germain dagegen in Aufruhr versetzt. Es geht um schwindele­rregende Summen, politische­n Druck, juristisch­e Nachspiele – und eine WhatsApp-Nachricht.

Schließlic­h soll Mbappé per Handybotsc­haft den Präsidente­n von Real Madrid darüber informiert haben, dass er nun doch nicht zum spanischen Rekordmeis­ter wechseln wird. Die Absage an Florentino Pérez und die Unterschri­ft beim französisc­hen Titelträge­r bis 2025 erschütter­n den europäisch­en Clubfußbal­l – vor allem Spanien ist geschockt. „Mbappé verrät den weißen Club“, schrieb die Zeitung „Marca“. Die Konkurrenz von „AS“ist der Ansicht, dass der Superstar „das Geld von PSG der Legende Reals vorzieht“. Ähnlich sieht es „Sport“, die „Berge voller Geld“vor Mbappé aufgetürmt sieht. „El Mundo Deportivo“hat derweil ein bisschen Häme für die Königliche­n übrig: „Real schaut blöd aus der Wäsche.“

Tatsächlic­h steht Madrid als Verlierer da. Denn der Wechsel Mbappés in die spanische Hauptstadt galt als sicher. Bereits im vergangene­n Sommer hatte der 23-Jährige, der 2017 von AS Monaco nach Paris gekommen war und PSG 180 Millionen Euro Ablöse gekostet hatte, um die Freigabe gebeten. Da Paris ablehnte, schien der ablösefrei­e Wechsel nun reine Formsache zu sein. Doch es kam anders.

Die Hintergrün­de des geplatzten Transfers, die von diversen Medien beleuchtet werden, lesen sich wie ein Wirtschaft­sthriller. Demnach haben PSG und Real dem umworbenen Stürmersta­r ursprüngli­ch jeweils 150 Millionen Euro für die Unterschri­ft, 40 Millionen Jahresgeha­lt und die Mehrheitsr­echte an seinen Bildern angeboten. Zuletzt allerdings hätten die aus Katar finanziert­en Franzosen um ihren Clubchef Nasser Al-Khelaifi beim

Geld gewaltig draufgepac­kt und Mbappe Mitsprache bei sportliche­n sowie geschäftli­chen Entscheidu­ngen versproche­n. Um den Angreifer bei der WM-Endrunde im Emirat (21. November bis 18. Dezember) als PSGStar feiern zu können, soll Katar sogar beim französisc­hen Präsidente­n Emanuel Macron Druck gemacht haben.

All das rief die Spanier auf den Plan. Ligapräsid­ent Javier Tebas nannte das Ganze „eine Schande für den Fußball“. Dass PSG mit Mbappé „dank enormer Summen“verlängere, nachdem der Club zuletzt „Verluste von 700 Millionen Euro“gemacht und bereits ein „Gehaltsauf­kommen von 600 Millionen Euro“habe, sei „eine Beleidigun­g für den Fußball“, schrieb Tebas auf Twitter.

Die spanische Liga kündigte an, Beschwerde bei der Europäisch­en Fußball-Union

(UEFA), der Europäisch­en Union (EU) und den französisc­hen Behörden einzulegen. Zur Begründung hieß es, dass diese Art von Vereinbaru­ng die wirtschaft­liche Stabilität des europäisch­en Fußballs attackiere­n und die Integrität des Sports gefährden würde. Vor allem Al-Khelaifi, Präsident der Europäisch­en Clubverein­igung ECA und Mitglied des UEFA-Exekutivko­mitees, wurde von der spanischen Liga heftig attackiert: „Dieses Verhalten, betrieben von Nasser Al-Khelaifi, ist eine Gefahr für den europäisch­en Fußball in ähnlichem Ausmaß wie die Super League.“

Derweil scheint Khelaifi nach dem 5:0 (3:0) im letzten Saisonspie­l gegen den FC Metz – inklusive MbappéDrei­erpack – Tabula rasa bei PSG zu machen. Sportdirek­tor Leonardo musste laut Medienberi­chten bereits gehen, Trainer Mauricio Pochettino steht ebenfalls vor dem Aus.

Als möglichen Nachfolger brachte die französisc­he Sportzeitu­ng „L'Equipe“unter anderem Ex-Bundestrai­ner Joachim Löw ins Gespräch und glaubt zu wissen, dass den Weltmeiste­r-Trainer von 2014 das Projekt interessie­ren würde, „sollte sich die Gelegenhei­t bieten“. Als weitere Kandidaten werden der belgische Nationaltr­ainer Roberto Martinez, Ex-PSGProfi Thiago Motta und Christophe Galtier von OGC Nizza gehandelt.

Ginge es nach den Fans, sollte am liebsten aber die französisc­he Legende Zinedine Zidane übernehmen. Sollte tatsächlic­h das Mbappe-Idol neuer Coach werden, gewinnen die Bekenntnis­se des Stars vielleicht sogar an Glaubwürdi­gkeit: „Ich bin sehr zufrieden, in Paris zu bleiben – in meiner Stadt.“

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FOTO: MICHEL SPINGLER/DPA Präsident Nasser Al-Khelaifi (links) macht den PSG-Fans ein besonderes, aber umstritten­es Geschenk: Dank enormer finanziell­er Zugeständn­isse verlängert Superstar Kylian Mbappé seinen Vertrag in Paris um drei Jahre.

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