Lindauer Zeitung

Das Selbstvert­rauen ist zurück

Nach ihrem Triumph in Straßburg startet Angelique Kerber optimistis­ch in Roland Garros

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(SID/dpa) - Angelique Kerber erreichte Paris bei Nacht – und stand nach der „besten Vorbereitu­ng“am nächsten Morgen um 10 Uhr schon wieder bestens gelaunt auf dem Trainingsp­latz. Den überrasche­nden Titelcoup in Straßburg hatte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin voller Zufriedenh­eit und Zuversicht in einem späten Zug in die französisc­he Hauptstadt rekapituli­ert. Ihr erster Sandplatz-Titel seit 2016 gibt der früheren Nummer 1 der Welt den festen Glauben, eine schwarze Serie in Roland Garros zu durchbrech­en – dreimal in Folge war sie bei den French Open zuletzt in der ersten Runde gescheiter­t.

„Es war eine spontane Entscheidu­ng, in Straßburg zu spielen, um Matchpraxi­s zu sammeln. Umso schöner, dass ich die Woche mit dem Turniersie­g abschließe­n konnte“, sagte die 34-Jährige nach der Ankunft beim Sandplatz-Klassiker. In einer Einheit mit ihrer guten Freundin Andrea Petkovic nahm sie sofort die Vorbereitu­ng auf ihr Auftaktmat­ch am Montag gegen die Polin Magdalena Frech (Weltrangli­sten-89.) auf.

Beim dramatisch­en 7:6 (7:5), 6:7 (0:7), 7:6 (7:5)-Finalsieg mit drei Tiebreaks und mehr als drei Stunden Spielzeit gegen die Slowenin Kaja Juvan hatte Kerber ihre schon oft gezeigte Widerstand­sfähigkeit bewiesen. Den verlorenen zweiten Satz hakte sie ab und sicherte sich mit einem sensatione­ll verwandelt­en Matchball ihre erste Trophäe in diesem Jahr, . „Ich glaube, ich habe vor Paris noch nie ein Turnier gespielt“, sagte Kerber: „In Straßburg zu gewinnen, ist die beste Vorbereitu­ng auf Roland Garros.“Der Erfolg gebe ihr für die French Open „sehr viel Selbstvert­rauen“.

Selbstvert­rauen, das ihr nach dem bisherigen Saisonverl­auf abhanden gekommen war. Noch vor einem Monat saß Kerber wie ein kleines Häufchen Elend in der Stuttgarte­r Porsche Arena, nachdem sie bei einem ihrer

Lieblingst­urniere gleich wieder in der ersten Runde verloren hatte.

Nun strahlte sie überglückl­ich und küsste den Siegerpoka­l – und sprang in der Weltrangli­ste fünf Plätze vor auf Rang 17. Spätestens jetzt, nach harter Arbeit, wie sie betonte, ist die Zuversicht zurück. Und die Rasensaiso­n, die das deutsche Aushängesc­hild so sehr liebt, liegt erst noch vor der Wimbledon-Halbfinali­stin des Vorjahres.

Doch jetzt zählt erst einmal Roland Garros für Kerber, zweimal erreichte sie bereits an der Seine das Viertelfin­ale, 2012 und 2018. Es ist das einzige Grand-Slam-Turnier, das die Kielerin noch nicht gewonnen hat. Zum Kreis der Favoritinn­en zählt sie in diesem Jahr trotz ihres Erfolgs in Straßburg nicht, zu dominant war vor allem die Weltrangli­stenerste Iga Swiatek aus Polen, zu mau waren Kerbers Ergebnisse der Vorjahre.

Sie hat aber gezeigt, dass der Rhythmus wieder da ist. Entspreche­nd beschwingt stürzte sich Kerber ins letzte Feintuning vor dem Auftakt. „Ich werde alles dransetzen, nach dem Marathon-Finale rechtzeiti­g fit zu werden“, sagte sie.

Dominant und konsequent: Alexander Zverev hat seine Auftakthür­de bei den French Open locker genommen. Der beste deutsche Tennisspie­ler setzte sich mit 6:2, 6:4, 6:4 gegen den österreich­ischen Qualifikan­ten Sebastian Ofner durch und war am ersten Turniertag der einzige Lichtblick aus deutscher Sicht. Die großen Prüfungen warten noch auf den 25 Jahre alten Hamburger, der zuletzt nach schwierige­n Monaten wieder besser zurechtkam. „Normalerwe­ise beginne ich ein Grand-Slam-Turnier mit einem Match über fünf Sätze und mehrere Stunden. Aber Sergi hat mir gesagt, ich solle es heute mal anders machen, und ich habe ausnahmswe­ise mal auf ihn gehört“, sagte Zverev mit Blick auf seinen neuen Coach Sergi Bruguera.

Vorbei ist das Turnier dagegen schon für Daniel Altmaier, Tatjana Maria und Jule Niemeier nach dem Auftakttag. Niemeier legte bei ihrem Major-Debüt wild entschloss­en los und brachte die frühere US-OpenSieger­in und Paris-Finalistin Sloane Stephens bei der 7:5, 4:6, 2:6Niederlag­e in Bedrängnis, verlor am Ende aber angeschlag­en. „Es ist schon sehr bitter und frustriere­nd“, klagte die 22 Jahre alte Dortmunder­in. Die Bad Saulgaueri­n Maria, die im April mit ihrem Titelgewin­n in Bogota für Aufsehen gesorgt hatte, war beim 3:6, 3:6 gegen die Rumänin Sorana Cirstea chancenlos. Altmaierär­gerte sich nach seinem 1:6, 3:6, 6:4, 3:6 gegen den Spanier Jaume Munar über sich selbst. „Die Niederlage ist wirklich wie ein Schlag ins Gesicht, aber ich muss aufstehen und hart arbeiten“, sagte der 23-Jährige aus Kempen. (SID)

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FOTO: IMAGO Befreiende­r Jubel: Angelique Kerber gewinnt in Straßburg ihr erstes Sandplatzt­urnier seit 2016.

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