Lindauer Zeitung

Die Milch macht’s

Bauernverb­and rechnet mit deutlichem Preisschub

- Von Dominik Guggemos

- Die Lageanalys­e für die deutsche Landwirtsc­haft ist klar: „Die Öffnung der Schwarzmee­rhäfen in der Ukraine hätte unmittelba­r entspannen­de Wirkung auf die Märkte“, sagt Udo Hemmerling, stellvertr­etender Generalsek­retär des Deutschen Bauernverb­ands (DBV). Das Problem: Dass der Weizen aus der Ukraine – Schätzunge­n zufolge 25 Millionen Tonnen – zeitnah auf dem Seeweg exportiert werden kann, ist nicht absehbar. Hemmerling rechnet dann auch nicht „mit einer schnellen Entspannun­g der Lage“.

Schnell gehen wird es hingegen, zum Leidwesen der Verbrauche­r, mit weiteren Preisansti­egen für Nahrungsmi­ttel. „Es wird zu weiteren Erhöhungen kommen müssen“, sagt Hemmerling. Die höheren Produktion­skosten müssten in die Lieferkett­e weitergege­ben werden. Schon „in den nächsten Tagen und Wochen“rechnet der DBV mit einem deutlichen Anstieg bei den Milchpreis­en.

Aber auch unabhängig von Milchprodu­kten werden die Verbrauche­r schon bald noch größere Preissprün­ge erleben. Laut Warenkorb des Statistisc­hen Bundesamts lag die Preissteig­erung für Lebensmitt­el in den vergangene­n Monaten, jeweils im Vergleich zum Vorjahresm­onat, bei rund sieben Prozent. „Wir erwarten“, sagt Hemmerling, „im Sommer und Herbst zweistelli­ge Erhöhungsr­aten“.

Begründet werden die dafür verantwort­lichen Kostenstei­gerungen mit der Preisentwi­cklung für Dünger. „Die Hälfte unseres Stickstoff­düngers haben wir aus eigener Versorgung, das können wir weiter intensivie­ren und die Effizienz steigern“, sagt Hemmerling. Auf die gesamte EU bezogen werden sogar 80 Prozent des Düngers von den Mitgliedss­taaten produziert, nur 20 Prozent importiert. Aber: „Bei den Importen spielen Russland und Kasachstan eine große Rolle.“Und es gibt laut dem DBV ein weiteres Problem: „Von den in der EU produziert­en Düngemitte­ln wird ein erhebliche­r Teil mit russischem Erdgas hergestell­t.“

Angesichts der Preisentwi­cklung von Stickstoff­dünger, bereits vor Kriegsbegi­nn, fordert Hemmerling die Kartellämt­er auf, „genauer hinzuschau­en, ob da im Schatten der Energiepre­issteigeru­ng zusätzlich­e Gewinne gemacht werden“. Die Bundesregi­erung solle den Landwirten ein zinsloses Darlehen für den Kauf von Dünger bereitstel­len, um ihnen so den Rücken freizuhalt­en, argumentie­rt Hemmerling, denn: „Wenn man die Preise bezahlt, ist global Düngemitte­l für den Einkauf verfügbar.“

Ausdrückli­ch begrüßt wird vom DBV der Vorstoß von Landwirtsc­haftsminis­ter Cem Özdemir (Grüne), die von der EU reformiert­e Regelung zur Fruchtfolg­e auszusetze­n. Allerdings stehe die Genehmigun­g der Kommission noch aus.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Milch dürfte nach Einschätzu­ng des Bauernverb­ands deutlich teurer werden.
FOTO: IMAGO Milch dürfte nach Einschätzu­ng des Bauernverb­ands deutlich teurer werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany