Die Milch macht’s
Bauernverband rechnet mit deutlichem Preisschub
- Die Lageanalyse für die deutsche Landwirtschaft ist klar: „Die Öffnung der Schwarzmeerhäfen in der Ukraine hätte unmittelbar entspannende Wirkung auf die Märkte“, sagt Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands (DBV). Das Problem: Dass der Weizen aus der Ukraine – Schätzungen zufolge 25 Millionen Tonnen – zeitnah auf dem Seeweg exportiert werden kann, ist nicht absehbar. Hemmerling rechnet dann auch nicht „mit einer schnellen Entspannung der Lage“.
Schnell gehen wird es hingegen, zum Leidwesen der Verbraucher, mit weiteren Preisanstiegen für Nahrungsmittel. „Es wird zu weiteren Erhöhungen kommen müssen“, sagt Hemmerling. Die höheren Produktionskosten müssten in die Lieferkette weitergegeben werden. Schon „in den nächsten Tagen und Wochen“rechnet der DBV mit einem deutlichen Anstieg bei den Milchpreisen.
Aber auch unabhängig von Milchprodukten werden die Verbraucher schon bald noch größere Preissprünge erleben. Laut Warenkorb des Statistischen Bundesamts lag die Preissteigerung für Lebensmittel in den vergangenen Monaten, jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat, bei rund sieben Prozent. „Wir erwarten“, sagt Hemmerling, „im Sommer und Herbst zweistellige Erhöhungsraten“.
Begründet werden die dafür verantwortlichen Kostensteigerungen mit der Preisentwicklung für Dünger. „Die Hälfte unseres Stickstoffdüngers haben wir aus eigener Versorgung, das können wir weiter intensivieren und die Effizienz steigern“, sagt Hemmerling. Auf die gesamte EU bezogen werden sogar 80 Prozent des Düngers von den Mitgliedsstaaten produziert, nur 20 Prozent importiert. Aber: „Bei den Importen spielen Russland und Kasachstan eine große Rolle.“Und es gibt laut dem DBV ein weiteres Problem: „Von den in der EU produzierten Düngemitteln wird ein erheblicher Teil mit russischem Erdgas hergestellt.“
Angesichts der Preisentwicklung von Stickstoffdünger, bereits vor Kriegsbeginn, fordert Hemmerling die Kartellämter auf, „genauer hinzuschauen, ob da im Schatten der Energiepreissteigerung zusätzliche Gewinne gemacht werden“. Die Bundesregierung solle den Landwirten ein zinsloses Darlehen für den Kauf von Dünger bereitstellen, um ihnen so den Rücken freizuhalten, argumentiert Hemmerling, denn: „Wenn man die Preise bezahlt, ist global Düngemittel für den Einkauf verfügbar.“
Ausdrücklich begrüßt wird vom DBV der Vorstoß von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), die von der EU reformierte Regelung zur Fruchtfolge auszusetzen. Allerdings stehe die Genehmigung der Kommission noch aus.