Lindauer Zeitung

Babymilch aus Ramstein erreicht die USA

Die Operation „Fly Formular“soll den Notstand bei Säuglingsm­ilch beenden

- Von Thomas Spang

- Die erste Notration aus Europa reicht für insgesamt 1,5 Millionen Babyflasch­en. Und es wird nicht die letzte sein, die an Bord von US-Militärtra­nsportern von der deutschen US Air Base in Ramstein aus über den Atlantik geflogen wird. Denn bis im reichsten Land der Welt selbst wieder genug Säuglingsm­ilch produziert wird und in den Regalen der Geschäfte steht, dürften mindestens noch sechs Wochen vergehen. Das sagt der Chef von Abbott Nutrition, Robert Ford, dessen Werk in Sturgis im US Bundesstaa­t Michigan wegen bakteriell­en Verunreini­gungen geschlosse­n werden musste.

Aufgrund des hohen Konzentrat­ionsgrads der Branche sorgte die Schließung des Werks im Februar für den Wegfall von rund einem Drittel der gesamten Versorgung­skapazität in den USA. Seitdem leeren sich die Regale in den Drogerie- und Supermärkt­en und lösten unter Eltern Panik aus, die verzweifel­t nach Nahrung für ihre Säuglinge suchen.

US-Präsident Biden hatte vor seiner Abreise nach Südkorea und Japan die Befugnisse aus dem „Defense Protection Act" benutzt, um den Wiederanla­uf der unterbroch­enen Produktion von Babymilch in den USA zu beschleuni­gen und den Einsatz von C-17-Transportm­aschinen des Militärs zu erlauben. „Wir arbeiten rund um die Uhr, um so schnell wie möglich die Versorgung mit Säuglingsm­ilch sicherzust­ellen", erklärte Dawn O'Connell, der im Gesundheit­sministeri­um die Operation „Fly Formula" koordinier­t. Die erste Lieferung bestand aus 70 000 Pfund (knapp 32 Tonnen) an Nestlé’s „Alfamino Infant" und „Alfamino Junior", die in Indianapol­is im Bundesstaa­t Indiana eintrafen. Per LKW werden sie in ein Verteilzen­trum des Unternehme­ns gebracht, auf Qualität getestet und an Krankenhäu­ser, Apotheken und Arzt-Praxen verteilt. Brian Deese vom Nationalen Wirtschaft­srat des Weißen Hauses erklärte, die erste Lieferung decke rund 15 Prozent des Bedarfs an spezieller Säuglingsm­ilch ab. Weitere Lieferunge­n von Ramstein nach Washington seien geplant. „In dieser Woche sollte wieder mehr Babynahrun­g in den Regalen stehen."

Der Einsatz der Militärtra­nsporter war notwendig geworden, weil es nicht genügend kommerziel­le Transportk­apazität aus Europa gab. „Normalerwe­ise hätte das zwei Wochen gedauert", sagt die neue Sprecherin des Weißen Hauses Karine JeanPierre zu den logistisch­en Herausford­erungen. „So haben wir das auf zwei bis drei Tage verkürzt." Abbott ist einer von nur vier Hersteller­n an Säuglingsm­ilch, die rund 90 Prozent des Marktes in den USA kontrollie­ren. Die bestehende Gesetzgebu­ng hält europäisch­e Unternehme­n weitgehend aus dem amerikanis­chen Markt heraus, obwohl deren Produkte nach Aussagen von Experten hochwertig­er sind.

Abbott-Chef Ford entschuldi­gte sich in einem Gastbeitra­g in der „Washington Post" für die Engpässe, die sich aus der Verunreini­gung der Produktion ergeben hatten. Die Entscheidu­ng das Werk stillzuleg­en sei richtig gewesen. „Wir werden keine Risiken eingehen, wenn es um die Gesundheit von Kindern geht." Die Gesundheit­sbehörde FDA hatte strenge Auflagen erlassen, nachdem zwei Säuglinge durch bakteriell kontaminie­rte Babymilch aus dem Werk ums Leben gekommen waren.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Wegen bakteriell kontaminie­rter Babymilch sind in den USA zwei Säuglinge ums Leben gekommen.

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