Babymilch aus Ramstein erreicht die USA
Die Operation „Fly Formular“soll den Notstand bei Säuglingsmilch beenden
- Die erste Notration aus Europa reicht für insgesamt 1,5 Millionen Babyflaschen. Und es wird nicht die letzte sein, die an Bord von US-Militärtransportern von der deutschen US Air Base in Ramstein aus über den Atlantik geflogen wird. Denn bis im reichsten Land der Welt selbst wieder genug Säuglingsmilch produziert wird und in den Regalen der Geschäfte steht, dürften mindestens noch sechs Wochen vergehen. Das sagt der Chef von Abbott Nutrition, Robert Ford, dessen Werk in Sturgis im US Bundesstaat Michigan wegen bakteriellen Verunreinigungen geschlossen werden musste.
Aufgrund des hohen Konzentrationsgrads der Branche sorgte die Schließung des Werks im Februar für den Wegfall von rund einem Drittel der gesamten Versorgungskapazität in den USA. Seitdem leeren sich die Regale in den Drogerie- und Supermärkten und lösten unter Eltern Panik aus, die verzweifelt nach Nahrung für ihre Säuglinge suchen.
US-Präsident Biden hatte vor seiner Abreise nach Südkorea und Japan die Befugnisse aus dem „Defense Protection Act" benutzt, um den Wiederanlauf der unterbrochenen Produktion von Babymilch in den USA zu beschleunigen und den Einsatz von C-17-Transportmaschinen des Militärs zu erlauben. „Wir arbeiten rund um die Uhr, um so schnell wie möglich die Versorgung mit Säuglingsmilch sicherzustellen", erklärte Dawn O'Connell, der im Gesundheitsministerium die Operation „Fly Formula" koordiniert. Die erste Lieferung bestand aus 70 000 Pfund (knapp 32 Tonnen) an Nestlé’s „Alfamino Infant" und „Alfamino Junior", die in Indianapolis im Bundesstaat Indiana eintrafen. Per LKW werden sie in ein Verteilzentrum des Unternehmens gebracht, auf Qualität getestet und an Krankenhäuser, Apotheken und Arzt-Praxen verteilt. Brian Deese vom Nationalen Wirtschaftsrat des Weißen Hauses erklärte, die erste Lieferung decke rund 15 Prozent des Bedarfs an spezieller Säuglingsmilch ab. Weitere Lieferungen von Ramstein nach Washington seien geplant. „In dieser Woche sollte wieder mehr Babynahrung in den Regalen stehen."
Der Einsatz der Militärtransporter war notwendig geworden, weil es nicht genügend kommerzielle Transportkapazität aus Europa gab. „Normalerweise hätte das zwei Wochen gedauert", sagt die neue Sprecherin des Weißen Hauses Karine JeanPierre zu den logistischen Herausforderungen. „So haben wir das auf zwei bis drei Tage verkürzt." Abbott ist einer von nur vier Herstellern an Säuglingsmilch, die rund 90 Prozent des Marktes in den USA kontrollieren. Die bestehende Gesetzgebung hält europäische Unternehmen weitgehend aus dem amerikanischen Markt heraus, obwohl deren Produkte nach Aussagen von Experten hochwertiger sind.
Abbott-Chef Ford entschuldigte sich in einem Gastbeitrag in der „Washington Post" für die Engpässe, die sich aus der Verunreinigung der Produktion ergeben hatten. Die Entscheidung das Werk stillzulegen sei richtig gewesen. „Wir werden keine Risiken eingehen, wenn es um die Gesundheit von Kindern geht." Die Gesundheitsbehörde FDA hatte strenge Auflagen erlassen, nachdem zwei Säuglinge durch bakteriell kontaminierte Babymilch aus dem Werk ums Leben gekommen waren.