Lindauer Zeitung

Das große Münchner Transfer-Theater

In den Hauptrolle­n Manuel Neuer und Robert Lewandowsk­i – Torwart bleibt, Stürmer will weg

- Von Thomas Niklaus und dpa

(SID) - Für Manuel Neuer ist der FC Bayern weiter die Zukunft, für Robert Lewandowsk­i hingegen ist er angeblich Geschichte. Im Münchner Komödienst­adel um den Torjäger hat der nächste Akt begonnen – und ein Ende des verworrene­n bayerische­n Transfer-Theaters ist nicht absehbar. Immerhin ist bei Kapitän Neuer der Vorhang gefallen: Der 36 Jahre alte Torhüter verlängert­e nach monatelang­en Diskussion­en seinen 2023 auslaufend­en Vertrag um ein weiteres Jahr.

Die frohe Botschaft vom Kapitän wurde beim Rekordmeis­ter aber von Lewandowsk­is Wechselpos­se überlagert. In die Hauptrolle schlüpfte diesmal Berater Pini Zahavi, der die jüngsten Attacken von Bayern Münchens Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic wortreich konterte.

„Für Robert ist die Sache eben ganz klar: Er möchte den FC Bayern in diesem Sommer verlassen. Natürlich können sie Robert noch ein Jahr behalten, fairerweis­e hat er Vertrag bis 2023, aber das würde ich ihnen nicht empfehlen. Für Robert Lewandowsk­i ist der FC Bayern Geschichte“, sagte Zahavi (78) der „Bild“.

Es gehe „hier niemandem ums Geld“, behauptete Zahavi, „weder Robert noch mir“. Um was denn dann? Lewandowsk­i fühle sich „seit Monaten von den Verantwort­lichen nicht respektier­t, das ist die Wahrheit. Der FC Bayern hat nicht den Spieler Lewandowsk­i verloren, sondern den Menschen Robert.“

Er hoffe jedenfalls, ergänzte der gewiefte Berater, „dass die Verantwort­lichen und auch der Aufsichtsr­at erneut darüber nachdenken“. Lewandowsk­i (33) habe die Möglichkei­t, „sich einen Lebenstrau­m zu erfüllen und zu dem Club zu wechseln, von dem er immer geträumt hat. Warum verwehrt ihm der FC Bayern diese Möglichkei­t?“

Der Druck auf alle Beteiligte­n wird so oder so immer größer. Erst am Sonntag hatte Salihamidz­ic noch Zahavi attackiert. „Er hat einen Berater, der ihm den Kopf verdreht, schon das ganze Jahr. Das ist einfach nicht sauber“, sagte Salihamidz­ic im Sport1-Doppelpass über den Berater, den Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß einst „Piranha“genannt hatte.

„Bei Robert ist es so, dass er einen Vertrag hat, und ich kenne im Moment beim FC Bayern niemanden, der ihn frühzeitig aus diesem Vertrag entlassen wird“, sagte der Ehrenpräsi­dent der Münchner in einem RTL/ ntv-Interview. Hoeneß hofft sogar auf ein Umdenken beim Weltfußbal­ler: „Die Entscheidu­ng, ihn mit großer Wahrschein­lichkeit nicht gehen zu lassen, die heißt ja nicht, dass er nicht in der Saison 23/24 bei uns spielt, weil man dann ja ein Jahr lang Zeit hat –, er und wir – die Situation neu zu bewerten.“

Barça soll ein erstes Angebot über eine Ablöse von 32 Millionen Euro vorgelegt haben. Salihamidz­ic wollte sich dazu nicht äußern und wiederholt­e die Position der Bayern. „Eins ist klar: Der Lewa hat einen Vertrag bis Sommer nächsten Jahres – und den wird er auch erfüllen.“Basta, hätte Vorstandsc­hef Oliver Kahn wohl angefügt.

Immerhin konnten die Bayern nach Thomas Müller (bis 2024) die nächste Vertragsve­rlängerung eines

Führungssp­ielers vermelden. „Manuel ist eine der prägenden Figuren in der Geschichte des FC Bayern“, hob Kahn am Montag hervor. Der einstige Torwart-„Titan“hatte schon mal prognostiz­iert, dass Neuer noch eine lange Zeit als Weltklasse-Torwart agieren werde und sogar die Altersgren­ze von 40 Jahren knacke.

Die Nummer 1 der deutschen Nationalma­nnschaft war 2011 vom FC Schalke 04 nach München gewechselt. Seit 2017 ist Neuer der Kapitän des deutschen Rekordmeis­ters. Zehn deutsche Meistersch­aften, fünf Pokalsiege, zwei Champions-LeagueTriu­mphe und je ein Sieg bei ClubWM und im europäisch­en Supercup stehen in der persönlich­en Erfolgsbil­anz. Dennoch habe er in seiner Titelsamml­ung noch „bisschen Platz“. Er sei „sehr froh“, betonte Neuer, „dass mein Weg beim FC Bayern weitergeht“.

Oliver Kahn Er wolle weiterhin „ein entscheide­nder Faktor bei unseren großen Zielen sein. Wir wollen unseren Meisterrek­ord ausbauen und im DFB-Pokal sowie in der Champions League ganz oben angreifen“, betonte der Kapitän des FC Bayern und der Nationalma­nnschaft.

Über den Kader mache er sich keine Sorgen. „Wir werden wieder eine sehr gute Mannschaft haben, mit der wir um alle Titel spielen können“, sagte Neuer. Den ehrgeizige­n und vor der WM 2018 in Russland lange verletzten Torhüter reizt natürlich auch das zweite Königsklas­sen-Finale „dahoam“im Jahr 2025 in der Münchner Arena.

„Manuel spielt seit 2011 beim FC Bayern, er ist unser Kapitän, er ist über so viele Jahre hinweg der beste Torwart der Welt und natürlich einer unserer Schlüssels­pieler“, so Salihamidz­ic: „Er wird weiterhin einen gewichtige­n Anteil daran haben, dass wir unsere Ziele erreichen können.“Ob das auch für Lewandowsk­i gilt, ist die Frage des Fußball-Sommers.

Der nächste Akt wird folgen.

 ?? FOTO: ALEXANDER POHL/IMAGO ?? Die Fronten verhärten sich: Eine Zukunft von Robert Lewandowsk­i (re.) beim FC Bayern wird immer unwahrsche­inlicher – dafür können die Münchner weiter mit ihrem Kapitän Manuel Neuer planen.
FOTO: ALEXANDER POHL/IMAGO Die Fronten verhärten sich: Eine Zukunft von Robert Lewandowsk­i (re.) beim FC Bayern wird immer unwahrsche­inlicher – dafür können die Münchner weiter mit ihrem Kapitän Manuel Neuer planen.

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