Der Tourismus verändert sich
Erst hat die Pandemie den Menschen die schönsten Tage des Jahres vermasselt. Grenzen waren geschlossen, ganze Ferienregionen stillgelegt. Jetzt könnte die große Reisefreiheit wieder losgehen, zumindest bis sich Corona im Herbst vielleicht wieder meldet. Doch nun bedrohen die Folgen des Krieges in der Ukraine die Leichtigkeit des Seins in den Ferien. Da ist einerseits die Verunsicherung über die weitere Entwicklung, die manchen von einer Fernreise abhält. Und da sind neue Widrigkeiten. Der Urlaub wird teurer, die Kapazitäten in manchen Zielgebieten sind knapp. Das sind neue, bisher weithin unbekannte Begrenzungen der Reisefreiheit.
Es ist zum Glück noch bei Weitem nicht so, dass eine Ferienreise nur Gutverdienern vorbehalten ist. So weit wird es vorausichtlich auch nicht kommen. Es gibt an weniger begehrten Reisezielen immer noch viele günstige Angebote. Und mit dem Neun-Euro-Ticket im Sommer auch eine Möglichkeit, preiswert zumindest inländische Feriengebiete zu erreichen.
Doch die Zeit des absoluten Billigtourismus ist wohl vorbei. Dafür sprechen viele Entwicklungen, die teilweise auch erwünscht sind. So gehört der Flugverkehr zu den großen Klimasündern. Der notwendige Verbrauch fossiler Brennstoffe wird über Abgaben künstlich verteuert. Für 9,99 Euro wird wohl niemand mehr über das Wochenende ans Meer fliegen können. Das ist unter Umweltaspekten auch ganz gut so.
Es ist allerdings aus mehreren Gründen gar nicht wünschenswert, dass Urlaubsreisen unerschwinglich werden. Für die Reisenden ist eine erholsame Auszeit vom Alltagsstress ein hohes Gut. Für die Zielgebiete ist der Tourismus ein lebenswichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Ob und wie stark beides gefährdet ist, weil Inflation oder knappe Kapazitäten die Reisemöglichkeiten beschränken, ist nicht absehbar. Die Chance auf eine Normalisierung der Verhältnisse erscheint aber groß, sobald die akuten Krisen bewältigt sind. Denn gänzlich auf Urlaub wollen dann doch die wenigsten verzichten, auch wenn er mehr kostet.