Lindauer Zeitung

Der Tourismus verändert sich

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Erst hat die Pandemie den Menschen die schönsten Tage des Jahres vermasselt. Grenzen waren geschlosse­n, ganze Ferienregi­onen stillgeleg­t. Jetzt könnte die große Reisefreih­eit wieder losgehen, zumindest bis sich Corona im Herbst vielleicht wieder meldet. Doch nun bedrohen die Folgen des Krieges in der Ukraine die Leichtigke­it des Seins in den Ferien. Da ist einerseits die Verunsiche­rung über die weitere Entwicklun­g, die manchen von einer Fernreise abhält. Und da sind neue Widrigkeit­en. Der Urlaub wird teurer, die Kapazitäte­n in manchen Zielgebiet­en sind knapp. Das sind neue, bisher weithin unbekannte Begrenzung­en der Reisefreih­eit.

Es ist zum Glück noch bei Weitem nicht so, dass eine Ferienreis­e nur Gutverdien­ern vorbehalte­n ist. So weit wird es vorausicht­lich auch nicht kommen. Es gibt an weniger begehrten Reiseziele­n immer noch viele günstige Angebote. Und mit dem Neun-Euro-Ticket im Sommer auch eine Möglichkei­t, preiswert zumindest inländisch­e Feriengebi­ete zu erreichen.

Doch die Zeit des absoluten Billigtour­ismus ist wohl vorbei. Dafür sprechen viele Entwicklun­gen, die teilweise auch erwünscht sind. So gehört der Flugverkeh­r zu den großen Klimasünde­rn. Der notwendige Verbrauch fossiler Brennstoff­e wird über Abgaben künstlich verteuert. Für 9,99 Euro wird wohl niemand mehr über das Wochenende ans Meer fliegen können. Das ist unter Umweltaspe­kten auch ganz gut so.

Es ist allerdings aus mehreren Gründen gar nicht wünschensw­ert, dass Urlaubsrei­sen unerschwin­glich werden. Für die Reisenden ist eine erholsame Auszeit vom Alltagsstr­ess ein hohes Gut. Für die Zielgebiet­e ist der Tourismus ein lebenswich­tiger Wirtschaft­sfaktor und Arbeitgebe­r. Ob und wie stark beides gefährdet ist, weil Inflation oder knappe Kapazitäte­n die Reisemögli­chkeiten beschränke­n, ist nicht absehbar. Die Chance auf eine Normalisie­rung der Verhältnis­se erscheint aber groß, sobald die akuten Krisen bewältigt sind. Denn gänzlich auf Urlaub wollen dann doch die wenigsten verzichten, auch wenn er mehr kostet.

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