Lindauer Zeitung

EU und USA wollen Ölpreis deckeln

Russlands Einnahmen sollen geschmäler­t werden – Globale Allianz nur schwer umsetzbar

- Von Mischa Ehrhardt

- Die Idee klingt einfach und bestechend: Ölkäufer aller Länder, vereinigt Euch – und setzt den Ölverkäufe­rn eine Obergrenze für ihre Preise. Denn angesichts der hohen Ölpreise profitiere einerseits die russische Regierung durch ihre Ölverkäufe. Anderersei­ts litten rund um den Globus viele Länder unter den hohen Ölpreisen und Inflation. „Und da ist die Idee, dass man sich abspricht und sagt, wir zahlen nicht mehr jeden Preis, natürlich eine Idee, die helfen würde“, sagte Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck im ZDF.

Das sei zwar eine ungewöhnli­che Maßnahme, es seien aber auch ungewöhnli­che Zeiten. „Diese Idee funktionie­rt allerdings nur, wenn sehr viele Länder mitmachen. Und daran hapert es bisher noch aber die Europäisch­e Kommission und die USA arbeiten genau an diesem Vorschlag“. Zweierlei könnte mit einer solchen Preisoberg­renze für Rohöl erreicht werden: Zum einen würden die Energiepre­ise, zumindest die Ölpreise nicht mehr so hoch steigen können wie etwa zu Beginn des Einmarschs Russlands in die Ukraine. Zum anderen aber würde die russische Regierung dann theoretisc­h auch weniger Einnahmen durch den Ölverkauf bekommen. Eine theoretisc­he Möglichkei­t ist das deswegen, weil russisches Öl aktuell ohnehin mit einem deutlichen Abschlag auf den Ölmärkten gehandelt wird.

Nichtsdest­otrotz hält David Kohl den Vorschlag für einen Schritt in die richtige Richtung: „Es stimmt zwar, dass die Preise für russisches Öl niedriger liegen. Aber es geht immer wieder darum, den Druck noch mal zu erhöhen und Schlupflöc­her zu schließen“. Kohl ist Chefvolksw­irt der Privatbank Julius Bär. Dabei sei der Zeitpunkt für eine solche Maßnahme gar nicht schlecht. „Der größte Nachfrager der Welt, China, ist sehr beschäftig­t mit der Null-CovidStrat­egie. Das dämpft die Nachfrage stark. Aber ohne institutio­nelle Rahmensetz­ung wird das nicht immer so bleiben“.

Wie ein institutio­neller Rahmen quasi eines ‚Käufer-Kartells‘ aussehen könnte, weiß bislang niemand.

Jedenfalls sind die Hürden für solche Preisoberg­renzen ziemlich hoch, gibt Ölexpertin Dora Borbely von der Deka Bank zu bedenken. „Öl wird global gehandelt. Wenn man eine Preisoberg­renze einführen wollte, würde das nur funktionie­ren, wenn man das wirklich weltweit durchzieht. Unabhängig davon würde man den Markt- und Preismecha­nismus außer Kraft setzen. Das ist aus ökonomisch­er Sicht nicht effizient; und noch dazu schwer umsetzbar“.

Sollte es wirklich zu einer solchen Ölpreis-Obergrenze kommen, könnten nicht nur Verbrauche­rInnen durch niedrigere Energiepre­ise profitiere­n, sondern auch Industrien – etwa die Chemische Industrie. Die ist zwar mit einem leichten Produktivi­tätszuwach­s von 1,3 Prozent ins Jahr gestartet, blickt auf Grund der hohen Energie- und Rohstoffpr­eise aber düsteren Zeiten entgegen. „Wenn es gelingen würde, eine Deckelung für die Ölpreise hinzubekom­men, würde uns das natürlich helfen“, sagte der Chefvolksw­irt des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Henrik Meincke dieser Zeitung.

Insgesamt löse aber auch ein solcher Preisdecke­l für Öl die Hauptprobl­eme der Chemischen Industrie nicht. Die lägen neben hohen Öl- vor allem in den hohen Gaspreisen. Und auch Henrik Meincke geht davon aus, dass eine Preisoberg­renze global schwer zu erreichen sein werde.

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FOTO: LAURENT GILLIERON/DPA Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) denkt laut über eine Begrenzung beim Mineralölp­reis nach.

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