Premiere in London für die Abba-tare
Nach 40 Jahren Pause tritt die legendäre Band ab Donnerstag wieder auf – Anwesend sind die Stars nicht
(dpa) - Mit Nostalgie hat Björn Ulvaeus eigentlich nichts am Hut. „Ich schaue lieber nach vorn“, sagt der Abba-Star, der vor Kurzem seinen 77. Geburtstag gefeiert hat. „In meinem Alter lebe ich sehr viel lieber im Hier und Jetzt und in der unmittelbaren Zukunft.“Doch Gegenwart und Zukunft sind für den Schweden untrennbar mit seiner musikalischen Vergangenheit und seiner legendären Band verknüpft, mit Popklassikern wie „Dancing Queen“, „Waterloo“oder „Mamma Mia“. Diese Songs können AbbaFans nun erstmals seit 40 Jahren wieder im Konzert erleben. „Abba Voyage“heißt die neue Show, die am Donnerstag in London ihre Weltpremiere feiert und für die die Tickets zwischen umgerechnet etwa 25 Euro und 169 Euro kosten.
Die vier Abba-Stars stehen aber nicht selbst auf der Bühne, sondern ihre sogenannten Abba-tare. Diese voll animierten, digital verjüngten Versionen von Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid werden von einer zehnköpfigen Liveband begleitet. „Es ist unglaublich“, schwärmt Ulvaeus
im Telefongespräch. „Es ist ziemlich live.“Der Gesang und einige von Ulvaeus’ Gitarrenharmonien kommen vom Band und stammen von den früheren Studioaufnahmen. „Die alten Stimmen sind so in den Sound integriert, dass es sich anfühlt, als wäre es live“, versichert Ulvaeus, der die Show mit seinem Abba-Kollegen und Songwriting-Partner Benny Andersson auf die Beine stellte und dafür auch die beiden Abba-Sängerinnen Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad gewinnen konnte.
Alle vier mussten dafür in Motion-Capture-Anzüge schlüpfen und sich wochenlang vor 160 Kameras, die jede Bewegung aufzeichneten, zu ihren alten Songs bewegen. Der Rest passierte am Computer. Die Firma Industrial Light & Magic von „Star Wars“-Schöpfer George Lucas machte aus den in die Jahre gekommenen Musikern – Agnetha ist mit 72 die jüngste – die faltenlosen Abba-Stars auf dem Karrierehöhepunkt in den 1970er-Jahren. Futuristische Bühnen-Outfits gab es obendrauf.
„Seit wir uns getrennt haben, bin ich ja andauernd mit meinem jüngeren Ich konfrontiert“, scherzt Ulvaeus, der sich daran gewöhnt hat, beinahe täglich alte Bilder oder Konzertvideos von sich zu sehen. Doch die „Abba-tare“auf der Bühne zu erleben, sei nicht dasselbe. „Ich sehe diesen jungen Typen auf dem Bildschirm und habe das Gefühl, der hat eine eigene Persönlichkeit. Das bin ich. Aber da ist auch noch etwas Anderes. Es ist sehr interessant.“
Dass die Show in London stattfindet und nicht etwa in Stockholm, hat Platzgründe. Die Technik hinter „Abba Voyage“ist so komplex, dass dafür extra ein eigenes Theater gebaut werden musste.