Neuer Wein und neue Klostermauer
Der Martinsberg 2021 ist da – Mauer in Weingarten wurde für eine Million Euro saniert
- Relativ trocken, mit jugendlichen Fruchtaromen, duftig, frisch und unkompliziert ist er, der Wein Martinsberg 2021. Aufgrund des sehr feuchten Wetters ist der Ertrag – 300 Liter – gegenüber den vergangenen Jahren nur etwa halb so hoch. Die Trauben für den Wein wachsen an drei Orten, einer davon befindet sich im Klostergarten unterhalb der Klostermauer in Weingarten. Sie wurde zwei Jahre lang für mehr als eine Million Euro saniert und ist nun fertig.
Rund 250 Stunden haben die Weinbergfreunde Weingarten im vergangenen Jahr in ehrenamtliche Arbeit investiert, um der Stadt nun 300 Liter Weißwein zu übergeben. Mathias Dilger aus Bermatingen war wie immer als Winzermeister für den Wein zuständig. Käuflich ist der Tropfen nicht zu erwerben, die Stadt verschenkt ihn nur zu besonderen Anlässen. „Das Wetter war alles andere als günstig für den Wein. Es ist erstaunlich wie gut das Ergebnis ist“, sagt Uwe Stürmer von den Weingbergfreunden und wird von Kollege Günter Staud ergänzt: „Der Meltau machte den Reben zu schaffen. Im Klostergarten konnten durch biologischen Pflanzenschutz und Vogelschutznetzen vor der Lese der Ertrag aber gehalten werden.“
TRAUERANZEIGEN
Die Basilika mit einigen daranhängenden Grundstücken gehören dem Land Baden-Württemberg, das vom Amt für Vermögen und Bau vertreten wird. Es ist auch für die Sanierung der Klostermauer für rund eine Million Euro zuständig, die nach zwei Jahren nun abgeschlossen ist. „Wir haben hier ein wunderschönes Kleinod geschaffen, um das uns alle beneiden“, so Sylvia Burg, Fachbereichsleiterin für die zentrale Steuerung in der Stadt Weingarten. Es sei toll, was man gemeinschaftlich erreichen könne – und dies sei das Ergebnis der Zusammenarbeit von Land, Stadt, Diözese und Weinbergfreunden.
Die Klostermauer ist in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden. Zumindest gibt es Abbildungen davon aus dieser Zeit. „Das ist eine der schönsten Baustellen gewesen, die wir je hatten“, sagt Hermann Zettler. Die Instandsetzung in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt sei wichtig gewesen. Ziegel seien heruntergefallen, der Putz gebröckelt, Pflanzenranken hätten sich an den Natursteinen emporgewunden. Daher wurden unter der Aufsicht von Architekt Marucs Prinz Steine instandgesetzt und Fugen ausgebessert.
Immer wieder sei auch ein Archäologe zu Rate gezogen worden.
Es habe besipielsweise ein Loch in der Mauer gegeben, hinter dem sich ein weiterer Raum befand. Marcus Prinz entzaubert die Angelegenheit aber schnell: „Der war dann doch nur mit Baumaterial gefüllt und wurde von uns zugemauert.“
Die Fenster der Arkadenabdeckung wurden mit Gittern versehen, damit kein Kind hinabstürzen kann – oder kein betrunkener Student. Denn häufig hätten diese in den Fenstern gesessen und die Beine baumeln lassen, so Uwe Stürmer. Sicher sei eben sicher.
Dekan Ekkehard Schmid schwärmt vom ganz eigenen Charme der Klosteranlage: „Die Renaissance-Nischen und -Ecken haben etwas sehr höfisches, dekoratives und heiteres.“Der frühere Terrassengarten des Klosters werde durch die Sanierung aufgewertet. Im Gegenzug biete die Klostermauer eine tolle Kulisse für den Weinberg. Die Weinbergfreunde kümmern sich außerdem um die Reben vor der Basilika und im Mostgässle, 825 Stöcke sind es derzeit insgesamt.
Nun haben die Weinbergfreunde ein Auge auf ein weiteres Grundstück geworfen, das direkt unter dem Weinberg liegt und 600 Quadratmeter groß ist. Der Pachtvertrag dafür ist jetzt ausgelaufen. Das Problem liegt laut Weinbergfreund Gerhard Wirbel allerdings bei der baufälligen Treppe, die nicht vor 2025 durch das Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg in Ravensburg saniert werden könne. Auf die weitere Fläche müssen die Weinbergfreunde also noch warten.