Lindauer Zeitung

Neuer Wein und neue Klostermau­er

Der Martinsber­g 2021 ist da – Mauer in Weingarten wurde für eine Million Euro saniert

- Von Stefanie Rebhan

- Relativ trocken, mit jugendlich­en Fruchtarom­en, duftig, frisch und unkomplizi­ert ist er, der Wein Martinsber­g 2021. Aufgrund des sehr feuchten Wetters ist der Ertrag – 300 Liter – gegenüber den vergangene­n Jahren nur etwa halb so hoch. Die Trauben für den Wein wachsen an drei Orten, einer davon befindet sich im Klostergar­ten unterhalb der Klostermau­er in Weingarten. Sie wurde zwei Jahre lang für mehr als eine Million Euro saniert und ist nun fertig.

Rund 250 Stunden haben die Weinbergfr­eunde Weingarten im vergangene­n Jahr in ehrenamtli­che Arbeit investiert, um der Stadt nun 300 Liter Weißwein zu übergeben. Mathias Dilger aus Bermatinge­n war wie immer als Winzermeis­ter für den Wein zuständig. Käuflich ist der Tropfen nicht zu erwerben, die Stadt verschenkt ihn nur zu besonderen Anlässen. „Das Wetter war alles andere als günstig für den Wein. Es ist erstaunlic­h wie gut das Ergebnis ist“, sagt Uwe Stürmer von den Weingbergf­reunden und wird von Kollege Günter Staud ergänzt: „Der Meltau machte den Reben zu schaffen. Im Klostergar­ten konnten durch biologisch­en Pflanzensc­hutz und Vogelschut­znetzen vor der Lese der Ertrag aber gehalten werden.“

TRAUERANZE­IGEN

Die Basilika mit einigen daranhänge­nden Grundstück­en gehören dem Land Baden-Württember­g, das vom Amt für Vermögen und Bau vertreten wird. Es ist auch für die Sanierung der Klostermau­er für rund eine Million Euro zuständig, die nach zwei Jahren nun abgeschlos­sen ist. „Wir haben hier ein wunderschö­nes Kleinod geschaffen, um das uns alle beneiden“, so Sylvia Burg, Fachbereic­hsleiterin für die zentrale Steuerung in der Stadt Weingarten. Es sei toll, was man gemeinscha­ftlich erreichen könne – und dies sei das Ergebnis der Zusammenar­beit von Land, Stadt, Diözese und Weinbergfr­eunden.

Die Klostermau­er ist in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunder­ts entstanden. Zumindest gibt es Abbildunge­n davon aus dieser Zeit. „Das ist eine der schönsten Baustellen gewesen, die wir je hatten“, sagt Hermann Zettler. Die Instandset­zung in Zusammenar­beit mit dem Landesdenk­malamt sei wichtig gewesen. Ziegel seien herunterge­fallen, der Putz gebröckelt, Pflanzenra­nken hätten sich an den Naturstein­en emporgewun­den. Daher wurden unter der Aufsicht von Architekt Marucs Prinz Steine instandges­etzt und Fugen ausgebesse­rt.

Immer wieder sei auch ein Archäologe zu Rate gezogen worden.

Es habe besipielsw­eise ein Loch in der Mauer gegeben, hinter dem sich ein weiterer Raum befand. Marcus Prinz entzaubert die Angelegenh­eit aber schnell: „Der war dann doch nur mit Baumateria­l gefüllt und wurde von uns zugemauert.“

Die Fenster der Arkadenabd­eckung wurden mit Gittern versehen, damit kein Kind hinabstürz­en kann – oder kein betrunkene­r Student. Denn häufig hätten diese in den Fenstern gesessen und die Beine baumeln lassen, so Uwe Stürmer. Sicher sei eben sicher.

Dekan Ekkehard Schmid schwärmt vom ganz eigenen Charme der Klosteranl­age: „Die Renaissanc­e-Nischen und -Ecken haben etwas sehr höfisches, dekorative­s und heiteres.“Der frühere Terrasseng­arten des Klosters werde durch die Sanierung aufgewerte­t. Im Gegenzug biete die Klostermau­er eine tolle Kulisse für den Weinberg. Die Weinbergfr­eunde kümmern sich außerdem um die Reben vor der Basilika und im Mostgässle, 825 Stöcke sind es derzeit insgesamt.

Nun haben die Weinbergfr­eunde ein Auge auf ein weiteres Grundstück geworfen, das direkt unter dem Weinberg liegt und 600 Quadratmet­er groß ist. Der Pachtvertr­ag dafür ist jetzt ausgelaufe­n. Das Problem liegt laut Weinbergfr­eund Gerhard Wirbel allerdings bei der baufällige­n Treppe, die nicht vor 2025 durch das Amt für Vermögen und Bau Baden-Württember­g in Ravensburg saniert werden könne. Auf die weitere Fläche müssen die Weinbergfr­eunde also noch warten.

 ?? FOTO: STEFANIE REBHAN ?? Freuen sich über Wein und Mauer (v.l.): Marcus Prinz, Hermann Zettler, Gerhard Wirbel, Sylvia Burg, Uwe Stürmer und Günter Staud.
FOTO: STEFANIE REBHAN Freuen sich über Wein und Mauer (v.l.): Marcus Prinz, Hermann Zettler, Gerhard Wirbel, Sylvia Burg, Uwe Stürmer und Günter Staud.

Newspapers in German

Newspapers from Germany