Lindauer Zeitung

Blitzer in Wangens Altstadt überrascht viele

Erste Geschwindi­gkeitsmess­ung in der Wangener Schmiedstr­aße seit langer Zeit

- Von Bernd Treffler

- Es ist gefühlt eine Ewigkeit her, dass in der Wangener Altstadt das letzte Mal „geblitzt“wurde. Am Dienstagvo­rmittag war es in der verkehrsbe­ruhigten Schmiedstr­aße soweit, und zahlreiche­n, überrascht­en Autofahrer­n dürfte in absehbarer Zeit ein Bußgeldbes­cheid ins Haus flattern. Hintergrun­d für die städtische Geschwindi­gkeitsmess­ung waren Klagen von Bürgern und Gewerbetre­ibenden sowie die aktuelle Baustellen­situation. Die SZ hat nachgehakt.

Es ist ein mehr als ungewohnte­s Bild, das sich am Dienstagmo­rgen in der Schmiedstr­aße bietet und deshalb den Blick vieler Passanten auf sich zieht: Ein Gerät auf einem Stativ, bestehend aus zwei olivgrünen Kästen, der eine blitzt, der andere fotografie­rt. Die Bilder, die dabei entstehen, dürften die meisten Betroffene­n nur wenig freuen, sind sie doch in der Regel mit einem Bußgeld verbunden.

Das ahnt wohl auch die Frau in dem SUV, das gegen 8.30 Uhr an der Stelle beim Brunnen vorbeifähr­t. Durch das Seitenfens­ter sieht man, wie nach dem Blitz die Hände der

Fahrerin seitlich an den Kopf greifen und sich der Mund weit öffnet – wie bei einem „Oh, Neeeeein!“. Der Mitarbeite­r vom städtische­n Ordnungsam­t, der den Vorgang im dunklen VW-Bus am Straßenran­d mitverfolg­t hat, schaut vielsagend. Nach dem Motto: Der Nächste, der hier viel zu schnell ist.

Erlaubt ist in der verkehrsbe­ruhigten Schmiedstr­aße Schrittges­chwindigke­it, in Baden-Württember­g sind das laut Rechtsprec­hung maximal sieben Kilometer pro Stunde. Wer mit dem Pkw bis zu zehn Stundenkil­ometer schneller ist, zahlt in einem verkehrsbe­ruhigten Bereich 30 Euro, bei 16 bis 20 km/h zu schnell sind es bereits 70 Euro. Ab 21 Stundenkil­ometer darüber gibt es Punkte in Flensburg und ein Bußgeld von mindestens 115 Euro. Wer mindestens 31 Kilometer pro Stunde zu schnell fährt, zahlt 260 Euro aufwärts, kriegt zwei Punkte und darf mindestens einen Monat lang nicht hinters Steuer.

Am Dienstagmo­rgen in der Schmiedstr­aße setzte die Stadt ihre neu angeschaff­te Messanlage, einen mobilen, rechnerges­teuerten Einseitens­ensor vom Typ ES 8.0, ein. Dabei handelt es sich um ein Gerät, dass über Lichtschra­nken und eine WegZeit-Berechnung die Geschwindi­gkeit von Fahrzeugen erfassen kann. Fährt ein Fahrzeug zu schnell, löst ein drahtlos gekoppelte­r Blitzer aus und schießt ein Beweisfoto von Kfz und Fahrer. Laut Stadt war beim Lichtschra­nken-Blitzer in der Schmiedstr­aße ein Geschwindi­gkeitswert von zehn Stundenkil­ometer eingestell­t, ab dem Grenzwert von 19 km/h wurde geblitzt, anschließe­nd wird die Toleranz (üblicherwe­ise drei km/h) noch abgezogen. Wie viele Autofahrer nun zur Kasse gebeten werden, steht wegen der ausstehend­en Auswertung noch nicht fest. Die Verwaltung spricht jedoch von einer „Übertretun­gsrate“von etwa 20 Prozent. Heißt: Jedes fünfte Fahrzeug war eindeutig zu schnell unterwegs. Ein Wert, der auf anderen Straßen nicht annähernd erreicht wird. So liegen die Quoten der Temposünde­r beispielsw­eise bei Geschwindi­gkeitsmess­ungen auf der A 96 eher im niedrigen einstellig­en Prozentber­eich.

Evi Welte dürfte sich bestätigt fühlen. Die Inhaberin der Wangener Goldschmie­de in der Schmiedstr­aße befürworte­t – wie andere Gewerbetre­ibende in der Altstadt auch – solche Blitzer-Aktionen. Sie spricht aktuell sogar von einer erhöhten Gefahr durch zu schnell fahrende Autos, weil durch die vielen Baustellen in der Kernstadt zumindest viele Einheimisc­he den „Schleichwe­g“durch die Altstadt nutzen. Am meisten problemati­sch sei der Feierabend­verkehr am Nachmittag, so Welte, die wie andere Händler und Gastronome­n die derzeitige­n Baustellen rings um das Zentrum beim Geschäft „merkt“. „Ein erhöhtes Verkehrsau­fkommen und damit einhergehe­nde erhöhte Geschwindi­gkeit“bestätigt auch die Stadt. Weiterer Anlass für die seit mindestens acht Jahren erste Geschwindi­gkeitsmess­ung in der Altstadt seien Beschwerde­n aus der Bürgerscha­ft und von Gewerbetre­ibenden gewesen. Letztere hatten sich dazu auch bei der Versammlun­g zur Landesgart­enschau vor einigen Wochen an die Verwaltung gewandt.

Und, wird jetzt in Zukunft regelmäßig in der Altstadt geblitzt, egal ob in der Schmiedstr­aße oder in der Bindstraße, wo 20 Stundenkil­ometer erlaubt sind? Die Stadt hält sich hierzu noch bedeckt und schreibt auf SZAnfrage: „Dies befindet sich derzeit in Prüfung.“

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FOTO: BEE Ungewohnte­s Bild: Der Blitzer am Dienstagvo­rmittag in der verkehrsbe­ruhigten Schmiedstr­aße zog auch die Blicke vieler Passanten auf sich.

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