Blitzer in Wangens Altstadt überrascht viele
Erste Geschwindigkeitsmessung in der Wangener Schmiedstraße seit langer Zeit
- Es ist gefühlt eine Ewigkeit her, dass in der Wangener Altstadt das letzte Mal „geblitzt“wurde. Am Dienstagvormittag war es in der verkehrsberuhigten Schmiedstraße soweit, und zahlreichen, überraschten Autofahrern dürfte in absehbarer Zeit ein Bußgeldbescheid ins Haus flattern. Hintergrund für die städtische Geschwindigkeitsmessung waren Klagen von Bürgern und Gewerbetreibenden sowie die aktuelle Baustellensituation. Die SZ hat nachgehakt.
Es ist ein mehr als ungewohntes Bild, das sich am Dienstagmorgen in der Schmiedstraße bietet und deshalb den Blick vieler Passanten auf sich zieht: Ein Gerät auf einem Stativ, bestehend aus zwei olivgrünen Kästen, der eine blitzt, der andere fotografiert. Die Bilder, die dabei entstehen, dürften die meisten Betroffenen nur wenig freuen, sind sie doch in der Regel mit einem Bußgeld verbunden.
Das ahnt wohl auch die Frau in dem SUV, das gegen 8.30 Uhr an der Stelle beim Brunnen vorbeifährt. Durch das Seitenfenster sieht man, wie nach dem Blitz die Hände der
Fahrerin seitlich an den Kopf greifen und sich der Mund weit öffnet – wie bei einem „Oh, Neeeeein!“. Der Mitarbeiter vom städtischen Ordnungsamt, der den Vorgang im dunklen VW-Bus am Straßenrand mitverfolgt hat, schaut vielsagend. Nach dem Motto: Der Nächste, der hier viel zu schnell ist.
Erlaubt ist in der verkehrsberuhigten Schmiedstraße Schrittgeschwindigkeit, in Baden-Württemberg sind das laut Rechtsprechung maximal sieben Kilometer pro Stunde. Wer mit dem Pkw bis zu zehn Stundenkilometer schneller ist, zahlt in einem verkehrsberuhigten Bereich 30 Euro, bei 16 bis 20 km/h zu schnell sind es bereits 70 Euro. Ab 21 Stundenkilometer darüber gibt es Punkte in Flensburg und ein Bußgeld von mindestens 115 Euro. Wer mindestens 31 Kilometer pro Stunde zu schnell fährt, zahlt 260 Euro aufwärts, kriegt zwei Punkte und darf mindestens einen Monat lang nicht hinters Steuer.
Am Dienstagmorgen in der Schmiedstraße setzte die Stadt ihre neu angeschaffte Messanlage, einen mobilen, rechnergesteuerten Einseitensensor vom Typ ES 8.0, ein. Dabei handelt es sich um ein Gerät, dass über Lichtschranken und eine WegZeit-Berechnung die Geschwindigkeit von Fahrzeugen erfassen kann. Fährt ein Fahrzeug zu schnell, löst ein drahtlos gekoppelter Blitzer aus und schießt ein Beweisfoto von Kfz und Fahrer. Laut Stadt war beim Lichtschranken-Blitzer in der Schmiedstraße ein Geschwindigkeitswert von zehn Stundenkilometer eingestellt, ab dem Grenzwert von 19 km/h wurde geblitzt, anschließend wird die Toleranz (üblicherweise drei km/h) noch abgezogen. Wie viele Autofahrer nun zur Kasse gebeten werden, steht wegen der ausstehenden Auswertung noch nicht fest. Die Verwaltung spricht jedoch von einer „Übertretungsrate“von etwa 20 Prozent. Heißt: Jedes fünfte Fahrzeug war eindeutig zu schnell unterwegs. Ein Wert, der auf anderen Straßen nicht annähernd erreicht wird. So liegen die Quoten der Temposünder beispielsweise bei Geschwindigkeitsmessungen auf der A 96 eher im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Evi Welte dürfte sich bestätigt fühlen. Die Inhaberin der Wangener Goldschmiede in der Schmiedstraße befürwortet – wie andere Gewerbetreibende in der Altstadt auch – solche Blitzer-Aktionen. Sie spricht aktuell sogar von einer erhöhten Gefahr durch zu schnell fahrende Autos, weil durch die vielen Baustellen in der Kernstadt zumindest viele Einheimische den „Schleichweg“durch die Altstadt nutzen. Am meisten problematisch sei der Feierabendverkehr am Nachmittag, so Welte, die wie andere Händler und Gastronomen die derzeitigen Baustellen rings um das Zentrum beim Geschäft „merkt“. „Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und damit einhergehende erhöhte Geschwindigkeit“bestätigt auch die Stadt. Weiterer Anlass für die seit mindestens acht Jahren erste Geschwindigkeitsmessung in der Altstadt seien Beschwerden aus der Bürgerschaft und von Gewerbetreibenden gewesen. Letztere hatten sich dazu auch bei der Versammlung zur Landesgartenschau vor einigen Wochen an die Verwaltung gewandt.
Und, wird jetzt in Zukunft regelmäßig in der Altstadt geblitzt, egal ob in der Schmiedstraße oder in der Bindstraße, wo 20 Stundenkilometer erlaubt sind? Die Stadt hält sich hierzu noch bedeckt und schreibt auf SZAnfrage: „Dies befindet sich derzeit in Prüfung.“