Kalte Dusche für Kretschmanns Karosse
Beim Energiesparen bei der Autowäsche setzen Kabinettsmitglieder auf diverse Methoden
- „Ich kann doch keinen Fiat fahren!“Kurz nach seinem Amtsantritt hat Deutschlands erster grüner Ministerpräsident vor seinen Parteifreunden gerechtfertigt, dass er in einer großen, schweren Staatskarosse durchs Ländle chauffiert wird. „Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg fährt einen Daimler. Basta.“, sagte er ein anderes Mal. Der Landeschef wollte die Diskussion um sein „heiliges Blechle“damit beenden. Nachdem er seinen Landsleuten allerdings in Sachen Reinlichkeit gerade die Vorzüge des Waschlappens gepredigt hatte, stellte sich angesichts seiner verdächtig funkelnden Staatskarosse einigen Beobachtern schon die Frage, ob ausgerechnet der Askeseprediger seinem Wagen eine tägliche heiße Dusche gönnt.
Kretschmann fahrt natürlich Daimler, sein Amtskollege Markus Söder (CSU) ist BMW-Fahrer. Der Südwest-Regierungschef hat im Februar ein neues Auto von MercedesBenz ausgeliefert bekommen. Eine rein-elektrische S-Klasse, Modell EQS. Die 2585 Kilogramm schwere Staatskarosse mit mehr als 520 PS wurde laut Mercedes CO2-neutral im Sindelfinger S-Klassen-Stammwerk gebaut.
Und möglichst CO2-neutral soll der Wagen mit dem amtlichen Kennzeichen S-HC-6570-E wohl auch gepflegt werden. Für Kretschmanns Auto gibt es angeblich vor allem eine kalte Dusche. „Die Fahrer der Hausspitze waschen die Dienstwagen selbst, heißes Wasser kommt dabei nicht zum Einsatz“, beteuert das Staatsministerium. Außerdem gebe es eine Waschstelle beim Regierungspräsidium Stuttgart. Die dürfen auch die Fahrer des Ministerpräsidenten gelegentlich nutzen. Und: „Gelegentlich werden auch offizielle Waschstraßen an Tankstellen verwendet.“Trotzdem betont das Staatsministerium: „Alle sind angehalten, die Dienstfahrzeuge so wenig wie möglich zu waschen.“
Andere am Kabinettstisch halten im Gegenzug zum grünen Ministerpräsidenten nicht viel vom händischen Waschen der Dienstwagen. Zum Beispiel Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). Sein Haus ist sich sicher: „Das Waschen eines Autos in einer Waschanlage benötigt aufgrund der optimierten Systeme der Anlagen deutlich weniger Wasser als ein händisches Waschen des Fahrzeugs.“Darüber hinaus werde das Waschwasser in modernen Autowaschanlagen umweltgerecht wiederverwendet oder entsorgt. Orientierung bei Autowaschanlagen biete die Kennzeichnung mit dem Blauen Engel. Aber auch für die Wagenwäsche von Hand gibt es im Ministerium für den ländlichen Raum einen Tipp: „Bei einer händischen Wäsche des Autos ist zu empfehlen, Eimer und Schwamm zu verwenden und sparsam mit dem Wasser umzugehen.“
Andere Ministerien geben an, die Wagen schlicht dann in eine Waschanlage zu bringen, wenn sie verschmutzt sind. Zu Regelmäßigkeiten äußert sich kaum jemand. Nur die Mitarbeiter von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) teilen mit, dass der Dienstwagen der Ministerin etwa alle ein bis zwei Monate in die Waschanlage kommt. Das Justizministerium erklät, dass der Wagen von Ministerin Marion Gentges (CDU) unregelmäßig gewaschen werde: „Die Reinigungshäufigkeit ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie etwa der Anzahl der gefahrenen Kilometer, der Wetter- und Straßenlage sowie die Anzahl der auswärtigen Termine.“
Was das Energiesparen angeht, seien die Fahrer im Ministerium auf die „derzeitige Mangellage hin sensibilisiert und nehmen auf diese Rücksicht“. Eine Autoreinigung werde nur in notwendigen Fällen durchgeführt.
Jenseits der Landesgrenze, in Bayern, werden Fragen nach dem Waschen und dem Energiebedarf dafür, mit nur einem Satz beantwortet. „Die Dienstwagen der Staatsverwaltung werden gereinigt, wenn es notwendig ist und dann immer dem Bedarf entsprechend“, sagt der Pressesprecher der Bayerischen Staatskanzlei, Anton Preis.
Die Waschanlage ist im Gegensatz zu Eimer und Putzlappen das Mittel der Wahl, das der ADAC allen Autofahrern empfiehlt. „Auf privatem Grund dürfen Fahrzeuge generell nur mit klarem Wasser und beispielsweise Schwämmen oder Bürsten gereinigt werden, chemische Reinigungsmittel sind untersagt“, teilt der Verkehrsclub mit.
In der Praxis sei jedoch, so der ADAC, von einer privaten Autowäsche abzuraten, denn es könne davon ausgegangen werden, dass immer Schmierfette, Öle oder andere chemische Stoffe mit abgewaschen würden.
Deshalb empfiehlt der Club, Autos und Motorräder nur in hierfür zugelassenen Waschanlagen oder auf Waschplätzen zu reinigen. Auch weil diese über Reinigungssysteme verfügten, die das Grundwasser schonen. Hierzu gibt es vom ADAC noch Tipps: „Vor der eigentlichen Wäsche sollten grobe Verschmutzungen wie etwa Blätter, die im Motorraum vor der Windschutzscheibe liegen, mit der Hand entfernt werden. Vogelkot, Insekten oder Baumharz sollten möglichst umgehend entfernt werden, schließlich greifen sie auf Dauer den Lack an.“
Salz, Sand und grober Dreck könnten am einfachsten mit einem Hochdruckreiniger weggespült werden, damit der Lack bei der eigentlichen Reinigung nicht zerkratzt wird. Wie viel Energie- und Wasser für einen durchschnittlichen Besuch in der Waschanlage benötigt wird, sei beim ADAC laut einer Sprecherin noch nie erhoben worden.