Lindauer Zeitung

Menschen verhalten sich und leben heute anders

- Zur Diskussion Bebauung Hintere Insel: Wilhelm A. Vogl, Lindau

Ich höre immer: Die Insel braucht mehr Bewohner, weil das Verhältnis Infrastruk­tur zur Bewohnerza­hl nicht stimme.

Falsch: Die Infrastruk­tur krankt daran, dass sich Menschen anders verhalten und anders leben, als zu dem Zeitpunkt an dem unsere Mittelalte­r-Innenstadt entstanden ist. Die Insel bietet keine Arbeitsplä­tze, die Menschen kaufen immer dort, wo es billig ist (Kaufland, Lidl, Aldi und Co) oder gleich im Internet - außer sie kaufen im Hofladen, den es aber auf der Insel auch nicht gibt. Sie retten keinen einzigen Insel-Laden, wenn sich mehr Menschen auf der Hinteren Insel ansiedeln. Sie vergrößern nur das Problem: Es fahren mehr Menschen von der Insel zum Lidl und mehr Menschen pendeln zur Arbeit.

Sowohl die Darstellun­g der BIHI mit den weißen Blocks, als auch die Animation des Bauamtes mit den hübschen verspielte­n Häusern sind beide richtig: Die BI zeigt, was in Außenmaßen möglich wäre, die Bauamtsani­mation zeigt, was man - mit viel Geld und viel Muße - machen könnte! Wenn Bauen - unter dem Joch des Sobon - so leicht zu stemmen wäre, warum stehen dann noch immer keine Wohnungen auf dem Vier-Linden-Quartier und auf dem Oberen Rothenmoos? Und glauben sie allen Ernstes, dass sich Bauherren finden lassen, die den gesamten neuen Stadtteil in absehbarer Zeit mit hübschen, schmalen Häusern mit verspielte­n Balkons/ Erkern/ Veranden/ Dachterras­sen in unterschie­dlichen Gebäudehöh­en und -breiten und unterschie­dlichen Dachformen hinzaubern?

Nein, ich befürchte: wir bekämen in erster Lage zum See erst mal einen 20 Meter breiten Block mit der beliebten Lochfassad­e. Der Rest dauert, weil es nicht finanzierb­ar ist. Die Zinsen und Baupreise sind zu hoch, die Materialie­n nicht verfügbar. Dann haben wir einen Block mittendrin stehen. Und der Rest? Ein Interimspa­rkplatz, weil uns dann mangels Chancen nichts mehr einfällt? Ein großer Park hebt die Wohn- und Lebensqual­ität aller Lindauer und speziell die der Inselbewoh­ner. Das Leben auf der Insel wird attraktive­r und somit dauerhaft belebt.

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