Lindauer Zeitung

Es gibt weniger Frösche und Kröten

Der Klimawande­l setzt Bayerns Amphibien zu – Bund Naturschut­z fordert mehr Feuchtlebe­nsräume

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(dpa) - Der Klimawande­l setzt Bayerns Amphibien immer stärker zu: Laut Bund Naturschut­z (BN) wurden in den vergangene­n Jahren bei der Auswertung der Amphibienw­anderungen immer weniger Erdkröten und Grasfrösch­e gefunden. Nach Angaben des Verbandes hat in den drei trockenhei­tsgeprägte­n Jahren 2019 bis 2021 der Erdkrötenb­estand gegenüber den zwölf Jahren davor (2007 bis 2018) um 18 Prozent abgenommen, der Grasfrosch­bestand gar um 28 Prozent.

„Diese Zahlen machen uns Riesensorg­en. Vor allem die Folge trockener Frühjahre und Sommer 2018 bis 2020 hat den Amphibien zugesetzt. Für Bayerns Amphibien kann es bereits fünf vor zwölf sein, denn lange Trockenper­ioden im Frühjahr und Sommer wird es durch die Klimakrise zukünftig häufiger geben“, sagte Uwe Friedel, Artenschut­zreferent des BN. „Speziell im kommenden Jahr erwarte ich durch den sehr heißen und trockenen Sommer 2022 noch einmal einen dramatisch­en Rückgang.“

In der Analyse hat der BN neben den Daten für dieses Jahr auch Zahlenmate­rial aus den Jahren von 2019 bis 2021 ausgewerte­t. Insgesamt flossen Daten von 342 Wanderwege­n aus 40 Landkreise­n und Städten in den Bericht. Der Blick auf die Daten, die aus dem Jahr 2022 bereits vorliegen, offenbare im Vergleich zu 2021 eine weitere alarmieren­de Abnahme um 18 Prozent beim Grasfrosch. Die Bestände der Erdkröten hätten sich zwar im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas erholt (plus elf Prozent), die Bestände seien aber noch immer weit vom langjährig­en Mittel entfernt.

„Unsere Amphibien leiden unter der Klimakrise. Und zwar nicht nur seltene Arten wie die Unke, sondern auch die Allerwelts­arten Grasfrosch und Erdkröte. Unsere Zahlen sind ein überdeutli­ches Alarmzeich­en“, sagte Martin Geilhufe, Landesbeau­ftragter

des BN. „Wir müssen jetzt sofort handeln und in Bayern Feuchtlebe­nsräume erhalten, renaturier­en und neu schaffen. Nur so haben Frösche, Kröten und Molche auch in Zukunft eine Chance.“

Probleme machten den Amphibien seit langem die vielen Eingriffe in die Landschaft­en, etwa in Form von großflächi­gen Entwässeru­ngen, der Beseitigun­g zahlloser Kleingewäs­ser, Flurberein­igungen und die Zerstörung von Feuchtgebi­eten und Auen. Durch die Klimakrise drohe nun erneut ein dramatisch­er Rückgang. Geringe Niederschl­äge vor allem im Frühjahr führten zu niedrigen Wasserstän­den in den Laichgewäs­sern der Amphibien. Wenn diese bei ausbleiben­den Frühjahrsn­iederschlä­gen austrockne­n, gingen Laich und Kaulquappe­n zugrunde.

Mitglieder des BN betreuen im Frühjahr in ganz Bayern mehr als 600 Amphibienz­äune. Dabei prüfen sie bis zu acht Wochen lang bei Wind und Wetter morgens und abends die an den Fangzäunen eingelasse­nen Eimer, notieren sich die Anzahl der darin vorkommend­en Arten und bringen sie sicher über die Straße. Auf diese Weise würden bei „Europas größte Artenrettu­ngsaktion“jährlich bis zu 500 000 Tiere gerettet.

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA Laut Bund Naturschut­z (BN) wurden in den vergangene­n Jahren bei der Auswertung der Amphibienw­anderungen immer weniger Erdkröten und Grasfrösch­e gefunden.

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