Und sie leuchten doch!
Immer mehr Städte locken der Energiekrise zum Trotz die Urlauber im Herbst mit Illuminations-Festen
Man mag noch gar nicht recht dran denken. Doch die Tage werden wieder kürzer und kürzer. Und dann freut man sich wieder über mehr Licht: buntes Licht, künstlerisches Licht, zauberhaftes Licht. Diese Sehnsucht erfüllen immer mehr Orte und erhellen die dunkler werdenden Tage mit Lichterfestivals. Dieses Jahr haben sie dabei zwar ein schlechtes Gewissen, dafür aber umso mehr kreative Ideen, wie für die fantasievolle Beleuchtung so wenig Strom verbraucht wird wie nie. Schließlich wissen auch die Veranstalter, dass Energie ein knappes Gut ist.
Birgu auf Malta im Kerzenglanz Lampen aus, Kerzen an: Die maltesische Kleinstadt Vittoriosa, von den Einheimischen traditionell Birgu genannt, setzt sich am zweiten Oktoberwochenende bei einem stimmungsvollen Lichterfest in Szene. Die Straßen und Gassen des Orts laden dabei im romantischen Licht Tausender Kerzen mit viel Musik, gutem Essen und Theater zum Flanieren ein. Das erste Birgufest startete erst 2007; doch in der kurzen Zeit hat es sich zum nationalen Jahreshöhepunkt entwickelt. Schon tagsüber wird gefeiert, aber nach Sonnenuntergang erreicht das Festival seinen Höhepunkt. Ganz Birgu wird nur noch vom Kerzenschein erleuchtet, Museen und Paläste öffnen ihre Türen, die Wege Birgus sind gefüllt mit Musikern aller Stilrichtungen, Schauspieler stellen in diesem besonderen Licht historische Szenen nach. Von Valletta kann man quer durch den Grand Harbor ganz einfach mit einem traditionellen Wassertaxi, dem Dghajsa, in wenigen Minuten die Bucht queren. (Birgufest, 7. bis 9. Oktober 2022, www.facebook.com/birgufest)
Buntes Berlin
Scheinwerfer lassen Schmetterlinge über Hausfassaden flattern, Tausende von Lampen werfen Blüten und romantische Muster an Gebäudewände. Beim Festival of Lights wird Berlin zehn Tage lang in eine Welt der Farben getaucht. Vom 7. bis 16. Oktober illuminieren bekannte Lichtdesigner täglich von 20 Uhr bis 23 Uhr rund 80 Monumente, Wahrzeichen und bekannte Straßen, darunter Brandenburger Tor, Berliner Dom und Ku’damm. Das komplett kostenlose Festival ist bereits die 18. Auflage des Lichtspektakels. Das Festival-Motto 2022 lautet „Vision of our future“. Im Fokus stehen Themen wie Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Diversität und die Vision einer intakten, vielfältigen und farbenfrohen
ANZEIGEN Natur. Das Licht soll dabei Brücken zwischen Kulturen schaffen. (Festival of Lights, 7. bis 16. Oktober 2022, www.festival-of-lights.de)
Scheidegger Lichterwelten
Auch im Allgäu setzt man heute nicht mehr allein aufs Alpenglühen. Ein Meer aus Farben erwartet zwischen 20. und 22. Oktober erstmals die Besucher der „Scheidegger Lichterwelten“. Von 19 bis 23 Uhr spiegeln die historischen Hausfassaden des Orts auf dem Pfänderrücken zwischen Alpen und Bodensee in bunten Farben Themen vom Märchen übers Handwerk bis zu Landwirtschaft und Käsekultur. Regionale Musikgruppen und ein DJ fangen die Atmosphäre mit kreativen Klängen ein. Im mystisch beleuchteten Innenraum der St.-Gallus-Kirche erklingen an allen drei Abenden Orgelkonzerte und Gesang. Lokale Gastronomen und ein Streetfood-Markt locken mit Gerichten aus aller Welt – auch mit glutenfreier Kost, das ist eine Spezialität Scheideggs. Energiemäßig muss keiner der Besucher ein schlechtes Gewissen haben: Die Veranstaltung wird zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Photovoltaik- und Kleinwasserkraftanlagen versorgt. (Scheidegger Lichterwelten, 20. bis 22. Oktober, https://www.scheidegg.de, unter Veranstaltungen)
Thailands schwimmende Lichter Stimmungsvoller kann ein tropischer Abend nicht sein: Unterm vollen Novembermond feiert Thailand jedes Jahr das Lichterfest Loi Krathong. Schiffchen aus Bananen- und Palmblättern mit brennenden Kerzen verwandeln Flüsse und Seen in Lichtergärten. Mit Blüten verziert und befrachtet mit brennenden Räucherstäbchen sollen die Laternenboote die Göttin des Wassers gnädig stimmen. Schon am frühen Abend stehen an den Ufern Tausende festlich gekleidete Thais. Liebespaare legen Schwüre der ewigen Treue auf ihr Boot und verfolgen die tanzenden Lichter auf dem Wasser. Denn eine thailändische Legende verspricht, dass das kommende Jahr umso glücklicher wird, je länger man sein Schiff verfolgen kann. Besonders malerisch ist das Loi-Krathong-Fest in den Ruinen von Sukhothai, wo es seinen Ursprung hat. (Thailand, Loi Krathong, 7. bis 9. November 2022)
Lyon voller Lichtkunst
In den Fenstern leuchten Kerzen, auf den Straßen werden Austern und Glühwein probiert: Lichtkünstler aus allen Erdteilen übertreffen sich gegenseitig mit immer neuen Installationen. Am zweiten DezemberWochenende lohnt sich ein Besuch in Lyon besonders. Denn dann feiert die Stadt an der Rhône ihre „Fête des Lumières“. Höhepunkt ist der 8. Dezember, auf den auch die Tradition zurückgeht: Am 8. Dezember 1852 schmückte Lyons Bevölkerung zur Einweihung einer neuen Marienstatue die Stadt mit Lichtern. Parallel kommen zu einem Lichtkongress Spezialisten aus aller Welt zusammen, die beruflich mit Beleuchtung zu tun haben. Bereichert wird das „Fête des Lumières“durch Konzerte und Straßentheater. (Lyon, Fête des Lumières, 8. bis 11. Dezember 2022, www.fetedeslumieres.lyon.fr)
Lausanne malt mit Licht
Bereits zum elften Mal verwandelt das magische „Festival Lumières“die
Schweizer Stadt Lausanne am Genfer See von Ende November bis Weihnachten in ein Reich der Fantasie. Die neueste Ausgabe des „Festival Lausanne Lumières“findet vom 25. November bis 25. Dezember 2022 statt. Auf neun bekannten Gebäuden der Stadt erstrahlen diesmal exklusiv für das Festival kreierte Kunstwerke von rund 20 Lichtkünstlerinnen und Lichtkünstlern. Jeden Abend ab 18.30 Uhr werden die schönsten Fassaden im Stadtzentrum in dynamische, farbenfrohe Lichtkunstwerke verwandelt. Mal schweben dabei Lichter wie Wolken über den Köpfen, dann führen sie einen wilden Farbentanz auf oder verzaubern langweilige Bürogebäude in schillernde Märchenschlösser. (Festival Lausanne Lumieres, 25. November bis 25. Dezember 2022, www.lausanne-tourisme.ch/ de/veranstaltung/festival-lausannelumieres/)
Blackpools Seepromenade
Ganze drei Monate lang ist das Seebad Blackpool eine Stadt im Licht: Bis Anfang Januar verzaubern mehr als eine Million Lichter die zehn Kilometer lange Seepromenade mit Girlanden, Effekten und Lichtskulpturen. Eingesetzt wird in Blackpool alles, was leuchtet: von Laser über Neon und Lichtfasern bis zu Suchscheinwerfern und Flutlicht. Diesmal soll eine fast zehn Meter hohe 3D-Installation Kreaturen aus der Tiefsee präsentieren. Gemeinsam mit den ohnehin schon blinkenden und leuchtenden Spielhallen auf den drei großen Piers ergibt sich so ein wahres Lichtermeer. Selbst die Nostalgie-Trambahn ist bunt beleuchtet. Sie klappert die rund 500 Lichtskulpturen ab, von denen viele durch rhythmisches Blinken in Bewegung gesetzt zu sein scheinen. (Blackpool Illuminations, noch bis 2. Januar 2023, www.blackpool.com, www.blackpool-illuminations.net)
Amsterdams Wasserfarben
Mehr Licht wünscht man sich doch den ganzen Winter über, dachten sich die Amsterdamer und organisieren seit 2012 jedes Jahr das „Amsterdam Light Festival“. Es dauert von Anfang Dezember bis weit in den Januar hinein. Stets werden dazu 35 der besten Lichtkünstler der Welt eingeladen, jeweils zu einem bestimmten Thema die Grachten der Stadt erstrahlen zu lassen. Dieses Jahr heißt das Motto „Imagine Beyond“und es geht um die Welt der Vorstellungskraft. Eingeschaltet werden die Lichter täglich zwischen 17 und 22 Uhr. Am besten kann man die Lichtkunstwerke bei einer Bootstour bewundern. (Amsterdam Light Festival, 1. Dezember 2022 bis 22. Januar 2022, www.amsterdamlightfestival.com)