Von wegen kaiserlich
Vor einiger Zeit stand in mehreren deutschen Zeitungen eine seltsame Meldung:
Nach kurzem Stutzen wurde einem klar: Da war der Bodensee übergeschwappt. Ein Schweizer Reporter hatte die Nachricht von der gefluteten Uferpromenade in Ermatingen auch auf Englisch an die US-Nachrichtenagentur United Press International (UPI) weitergeleitet, aus der sich wiederum die Deutsche Presseagentur (dpa) bediente – und in der schnellen Rückübersetzung wurde aus
wie der Bodensee nach der Stadt Konstanz auf Englisch heißt, der …
Einen ähnlichen Fall von falscher oder – sagen wir es etwas freundlicher – unüberlegter Übertragung aus dem Englischen konnte man am Montag erleben. Als es um die Insignien der Macht auf Königin Elizabeths Sarg ging, war in einigen Medien die Rede von der
Auf Englisch heißt das Prachtstück – besetzt mit 2868 Diamanten, 17 Saphiren, elf Smaragden, vier Rubinen und 269 Perlen – aber und das lässt sich allenfalls
eindeutschen. als
Zur Erklärung: – von
(herrschen) – nannten die Römer ihr riesiges Reich. Davon abgeleitet ist das englische Subjekt für das Britische Weltreich, das zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert bestand, sowie das Adjektiv
Auch romanische Sprachen lehnten sich an an: französisch italienisch spanisch
Für die römischen Imperatoren bürgerte sich nach Gaius Julius Caesars Ermordung 44 v. Chr. aber auch ein weiterer Name ein: Als Reverenz an seinen Großonkel nannte sich dessen Erbe Octavianus ebenfalls
In der Folge wurde zum Titel der meisten römischen Herrscher. Und aus diesem Beinamen entstand später das deutsche Wort
das wir für die römischen Kaiser verwenden, aber auch für deutsche Herrscher von Karl dem Großen um 800 bis Wilhelm II. 1918.
oder sind bei uns gängige Begriffe. Vom war jedoch nie die Rede. Stattdessen bemühte man im Deutschen immer das englische Original So bedeutungsbefrachtet wie und
bei uns waren, scheute man wohl die Angleichung und Austauschbarkeit der Begriffe – vor allem im Verlauf des 19. Jahrhunderts, als die beiden Reiche sich trotz aller engen verwandtschaftlichen Beziehungen der Regenten immer feindseliger gegenüberstanden. Die Übersetzung
für die Krone des Empire führt also in die Irre. Aber haken wir das Ganze als eine momentane Gedankenlosigkeit ab. Die Problematik dieser Eindeutschung nicht erkannt zu haben, könnte durchaus ein Indiz dafür sein, wie entrückt uns doch das Deutsche Kaiserreich heute erscheint – und das dürften viele als tröstlich empfinden.
Etwas anderes ist auch tröstlich: Die Frage, ob man den lateinischen Namen nun ausspricht oder richtigerweise löst heute keine Blutfehden mehr aus. Dabei hatte eigentlich schon immer alles für
gesprochen. Zum einen ließ bereits ein griechischer Autor wie Plutarch (45-125 n. Chr.) das Wort in seiner Sprache mit einem beginnen. Zum anderen hätte aus lautgesetzlichen Gründen aus nie deutsch werden können.
– über diesen alten Pennäler-Spruch haben wir uns einst schiefgelacht. Er war auf jeden Fall nicht falsch.
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