Lindauer Zeitung

Seit der Kindheit bei der Feuerwehr

Lukas Köberle und Lara Brasser werben um Nachwuchs im Löschkreis I.

- Von Susi Donner

- „Die Feuerwehr wurde mir quasi in die Wiege gelegt“, sagt Lukas Köberle mit schelmisch­em Lachen. Er ist Jugendwart der Freiwillig­en Feuerwehr Wasserburg. Und nun einer der Nominierte­n, die den Fußballwel­tmeister und UEFA-Euro-2024-Turnierdir­ektor Philipp Lahm sowie Fußball-Botschafte­rin Celia Sasic treffen.

Vorgeschla­gen hat den jungen Mann der Wasserburg­er Kommandant Christian Schorer: „Lukas Köberle hat das Amt unseres Jugendwart­s in der Pandemie übernommen, hat trotz aller schwierige­n Umstände einige neue Jugendlich­e dazu gewonnen und gehalten. Er bereitet unseren Nachwuchs darauf vor, später in die Einsatzabt­eilung übernommen zu werden, Verantwort­ung im Ehrenamt für die Gesellscha­ft zu übernehmen und den Kommunen zu helfen, eine Pflichtauf­gabe zu erfüllen“, begründet Schorer.

Lukas Köberle wusste von all dem nichts. Als er von seiner Nominierun­g erfahren hat, stellte er fest, dass er für die gewonnene Veranstalt­ung leider gar keine Zeit hat – denn just am selben Tag ist Berufsfeue­rwehrtag der Jugendfeue­rwehr Wasserburg. Deshalb gibt er seiner Stellvertr­eterin Lara Brasser die Chance, den Termin wahrzunehm­en.

Lukas Köberle ist mit zwölf Jahren – also zum im Kreis Lindau frühstmögl­ichen Zeitpunkt – bei der Jugendfeue­rwehr Wasserburg eingetrete­n. Mit 16 durfte der heute 21-Jährige mit den Aktiven üben und seit seinem 18. Geburtstag ist er aktiver Feuerwehrm­ann der Freiwillig­en Feuerwehr Wasserburg.

Er hat aber nie den Kontakt zur Jugendfeue­rwehr verloren. Denn die hatte keinen Jugendwart mehr, wurde wechselwei­se von den Gruppenfüh­rern geschult. So sah er es als seine Verpflicht­ung an, bei der Betreuung der Jugendlich­en auszuhelfe­n – und sie schließlic­h zu übernehmen.

„Ich hatte während meiner sechs Jahre bei der Jugendfeue­rwehr durchgehen­d einen Jugendwart. Das war super. Als es zwei Jahre lang keinen mehr gab, haben mir die Jugendlich­en echt leidgetan. Ich dachte mir, sie brauchen einen festen Ansprechpa­rtner.“

Im Hintergrun­d waren sich sowieso schon alle einig, „dass wir Lukas als Jugendwart haben wollen“, verrät Lara Brasser, die damals noch in der Jugendfeue­rwehr war. Seit Februar ist sie aktive Feuerwehrf­rau.

Im vergangene­n Jahr hat Lukas Köberle seinen Jugendwart-Lehrgang bei der Feuerwehrs­chule absolviert. Aktuell gehören „seiner Jugendfeue­rwehr“sechs Jugendlich­e an. Vor der Corona-Pandemie waren es drei – er hat ihre Anzahl also trotz aller Schwierigk­eiten verdoppelt.

Die Freiwillig­e Feuerwehr Wasserburg gehört im Landkreis Lindau gemeinsam mit Hege, Nonnenhorn und Bodolz zum Löschkreis I. Dessen Jugendfeue­rwehren üben gemeinsam.

Wenn alle anwesend sind, sind es etwa 25 Jugendlich­e. Die Übungen sind abwechseln­d in den jeweiligen Feuerwehre­n. Auch die Jugendwart­e wechseln sich ab und unterstütz­en sich gegenseiti­g. Gemeinsam koordinier­en sie die Ausbildung der Feuerwehrj­ugend.

„Der Sinn der Jugendfeue­rwehr ist es, die jungen Leute auf die aktive Feuerwehr vorzuberei­ten. In den ersten vier Jahren bringen wir ihnen die Grundlagen bei, um mit 16 Jahren bei den Großen mit zu üben, dort ihr Wissen und Können zu vertiefen – damit sie mit 18 in den aktiven Feuerwehrd­ienst wechseln können“, sagt Lukas Köberle. Aus Rücksicht auf die anderen Hobbys der Jugendlich­en üben sie lediglich alle zwei Wochen.

Nachwuchs sei ein dringliche­s Anliegen der Jugendfeue­rwehr Wasserburg. Das Problem sei, dass die Kinder, bis sie zwölf Jahre alt sind, meist bereits andere Hobbys haben. Da sei es schwierig, sie zusätzlich für die Feuerwehr zu gewinnen.

„Wer eine großartige Kameradsch­aft sucht, sich für Technik und Problemlös­ungen interessie­rt, der oder die ist bei uns genau richtig. Bei uns lernen die Jugendlich­en viel fürs Leben, werden selbstsich­er und teamfähig“, sagt Lukas Köberle. „Und wir haben auch ganz viel Spaß“, ergänzt Lara Brasser. Keiner müsse befürchten, er oder sie sei nicht geschickt genug.

Bei Lukas Köberle und Lara Brasser sei es nie eine Frage gewesen: Die ganze Familie ist bei der Freiwillig­en

Feuerwehr. So haben sie als kleine Kinder schon ihre Leidenscha­ft dafür entdeckt. Der Gedanke des Helfens stehe bei beiden neben der Kameradsch­aft ganz oben.

„Wir sind eine tolle Gemeinscha­ft. Jeder weiß: ‚Ich kann es nicht allein, ich brauche die anderen dazu.‘ Es ist schön dazuzugehö­ren und einen Beitrag zur Sicherheit unserer Mitbürger zu leisten“, sagt Lara Brasser.

Ihrer beider Appell: „Das Interesse an den Einsatzste­llen ist riesengroß. Es wäre schön, wenn das Interesse an der Feuerwehr generell da wäre, nicht nur, wenn wir mit Blaulicht zu einem Unglück fahren. Da werden sofort die Handys rausgeholt.“

Was Lara Brasser und Lukas Köberle bedauern: „Wenn wir einen Einsatz haben, sind wir noch nicht einmal zurück, da stehen schon Bilder vom Ereignis auf Facebook. Wenn wir die Leute ansprechen und fragen, ob sie nicht mitmachen wollen, dann zögern sie oder verneinen.“

Die beiden Fußballpro­fis Philipp Lahm und Celia Sasic kommen am Freitag, 23. September, im Medienhaus von Schwäbisch Media in Ravensburg zu einem Runden Tisch mit ausgewählt­en Ehrenamtli­chen aus dem gesamten Verbreitun­gsgebiet der „Schwäbisch­en Zeitung“zusammen.

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