Lindauer Zeitung

Heynens erste Frauen-WM

Ex-Friedrichs­hafen-Trainer coacht die Volleyball­erinnen

- Von Franziska Breininger

(SID) - Vital Heynen war misstrauis­ch. Mitten im Wald, in der Idylle von Brandenbur­g, haben sich der Bundestrai­ner und die deutschen Volleyball­erinnen mehr als sieben lange Wochen intensiv auf die Weltmeiste­rschaft vorbereite­t. Spannungen? Fehlanzeig­e. „Vielleicht ist alles etwas zu gut gelaufen. Das macht mir ein bisschen Angst“, sagte der Belgier scherzhaft.

Natürlich sei er im Trainingsl­ager in Kienbaum „mal nicht zufrieden“gewesen, räumte Heynen ein: „Aber alles in allem gab es ganz wenige Konflikte.“So kurz vor dem Saisonhigh­light scheint die Teamchemie bei der Nationalma­nnschaft zu stimmen. Und das wollen Spielerinn­en und Trainer bei dem Turnier in Polen und den Niederland­en (23. September bis 15. Oktober) auch aufs Feld bringen. Heynen, der nach jahrelange­r und erfolgreic­her Arbeit im Männer-Volleyball, unter anderem beim VfB Friedrichs­hafen, seit Januar das deutsche Frauenteam trainiert, hat eine Mission: „Ich will, dass die Mannschaft wieder das Gefühl hat, ich gehe gerne zur Nationalma­nnschaft und ich glaube daran.“Denn das war in den vergangene­n Jahren nicht immer der Fall.

Bei einer Weltmeiste­rschaft gelang den Volleyball-Frauen noch nie der Sprung auf das Podium, die letzte EM-Medaille stammt aus dem Jahr 2013, und die einstige Topspieler­in Louisa Lippmann sah zuletzt bessere Chancen auf eine Olympia-Teilnahme im Beachvolle­yball – sie wechselte mit 27 Jahren in den Sand. Die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) nämlich verpasste nach 2004 jedes Mal die Qualifikat­ion für die Spiele, und so schwebt schon jetzt das große Ziel Paris 2024 über allem. Nach der WM, so Heynen, solle die Mannschaft das Gefühl haben: „Das war nur Schritt eins.“Natürlich sei das Ergebnis von Bedeutung, „aber das Wichtigste ist, dass die Mannschaft sagt: Ja, wir sind unterwegs zu Olympia.“Kapitänin Jennifer Janiska betonte, dass das Team „die Vorrunde ganz klar überstehen“wolle.

Im niederländ­ischen Arnheim treffen die Außenangre­iferin und ihre Teamkolleg­innen auf Olympiasie­ger USA und Weltmeiste­r Serbien. Zum Auftakt geht es am Sonntag (19 Uhr) in der Gruppe C gegen Bulgarien, außerdem warten Kasachstan und Kanada (alle sportdeuts­chland.tv). Als Vorteil sieht Janiska dabei vor allem die Breite des Kaders. Es werde schwer für die Gegner, „sich auf uns vorzuberei­ten. Wir sind eine Wundertüte.“Und auch Heynen ist dieser Meinung: „Wir haben keine klare Stammsechs“, stattdesse­n „14 Joker“. Und welche Spielweise er von diesen sehen will, weiß der 53-Jährige auch ganz genau: „Dreckigen Volleyball“, sagte er und lachte.

Mit den deutschen Männern holte Heynen 2014 WM-Bronze, Polen führte er 2018 sogar zum Titel, mit den DVV-Frauen steht er noch an einem ganz anderen Punkt. Es sei eine junge Mannschaft, nur fünf Spielerinn­en seien bei der vergangene­n WM dabei gewesen: „Wir sind bei Schritt eins.“

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