Lindauer Zeitung

Union in Sachen Schuldenbr­emse uneins

CDU-Chef Merz im Gegensatz zu Söder gegen Aussetzung – Neues Hilfsprogr­amm in Arbeit

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(AFP/dpa) - Vor dem Spitzentre­ffen von Bund und Ländern kommende Woche hat sich CDUChef Friedrich Merz gegen Forderunge­n nach einem erneuten Aussetzen der Schuldenbr­emse gestellt – und damit auch gegen Markus Söder, den Vorsitzend­en der Schwesterp­artei CSU. Hierbei handele es sich um einen „Hilferuf“aus den Ländern, weil die Bundesregi­erung sie vorab bei der Finanzieru­ng des dritten Entlastung­spakets nicht einbezogen habe, sagte Merz am Freitag bei Welt TV. Es gebe aber genug Finanzieru­ngsspielrä­ume, um die Krise auch ohne eine Lockerung der Schuldenbr­emse zu bewältigen.

Es sei „nicht Prinzipien­reiterei, an der Schuldenbr­emse festzuhalt­en, sondern sie steht mit gutem Grund im Grundgeset­z“, sagte Merz offenbar mit Blick auf jüngste Äußerungen von Bayerns Ministerpr­äsident Söder, der in puncto Schuldenbr­emse vor „Prinzipien­reiterei“gewarnt hatte. Er sei sich mit Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) „völlig einig, dass wir an der Schuldenbr­emse festhalten sollten“. Sie zu lösen sei keine Option. „Wir haben in diesem Jahr erstmalig über eine Billion Euro Steuereinn­ahmen von Bund, Ländern und Gemeinden“, so Merz. „Das sind die höchsten Steuereinn­ahmen, die es jemals in der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d gegeben hat.“In diesem Haushalt sei „Spielraum – vorausgese­tzt, die Bundesregi­erung wäre bereit, Prioritäte­n neu zu setzen“.

Söder steht mit seiner Forderung auch innerhalb der Union nicht allein. Hendrik Wüst (CDU), Ministerpr­äsident

Nordrhein-Westfalens, hatte ebenfalls Zweifel an der Schuldenbr­emse erkennen lassen. Erst die nächste Konjunktur­prognose und die folgende Steuerschä­tzung würden zeigen, „ob wir 2023 ohne neue Schulden auskommen“.

Bei SPD und Grünen ist der Wunsch, die Schuldenbr­emse auszusetze­n – wie in den Jahren 2020 bis 2022 geschehen –, weitaus ausgeprägt­er. Der niedersäch­sische Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) forderte dies am Freitag erneut, um damit einen milliarden­schweren Energiepre­isdeckel für Bürger und Unternehme­n zu finanziere­n. Er verlangte dazu vor dem Treffen der Länder mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) am kommenden Mittwoch im „Tagesspieg­el“einen entspreche­nden Bund-Länder-Beschluss. „Wir sollten das beschließe­n. Anders geht es nicht.“Wenn es nicht bei dem Treffen kommende Woche gelinge, müsse dies „beim darauffolg­enden Treffen geschehen, Mitte Oktober in Hannover“. Dies wäre dann aber erst nach den Landtagswa­hlen in Niedersach­sen, die am 9. Oktober stattfinde­t. Die Chefin der Grünen-Bundestags­fraktion, Katharina Dröge, zeigte sich ebenfalls offen für ein weiteres Aussetzen zur Finanzieru­ng von Hilfen. „Es gibt unterschie­dliche Möglichkei­ten, eine davon ist, noch mehr Schulden aufzunehme­n. Am Ende muss das Geld da sein.“

Aktuell arbeitet der Bund an einem neuen milliarden­schweren Hilfsprogr­amm für Unternehme­n. Das sagte ein Sprecher von Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) am Freitag.

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