Lindauer Zeitung

Getrübte Freundscha­ft

- Von Guido Bohsem politik@schwaebisc­he.de

Deutschlan­ds wichtigste Partnerlän­der in Europa liegen gleich neben der Bundesrepu­blik: Es handelt sich im Westen um Frankreich und im Osten um Polen. Beide Länder sind Opfer der kriegerisc­hen Gelüste der Deutschen im 20. Jahrhunder­t geworden, beide Länder haben die Deutschen trotz allem als Freunde akzeptiert, den Weg zur Wiedervere­inigung bereitet und unterstütz­t. Unzählige Treffen, Kooperatio­nen, Konsultati­onen und Austausche sind Ausdruck der Partnersch­aft. Wer sich als deutscher Tourist in Polen oder in Frankreich aufhält, wird zumeist mit offenen Armen empfangen. Die Feindselig­keit, die in Frankreich noch lange nach dem Krieg zu spüren war, ist verraucht und mit der Kriegsgene­ration weitgehend vergangen.

Umso überrascht­er sind die Deutschen, dass aus Polen schon seit Wochen antideutsc­he Töne kommen. Die konservati­ve Regierungs­partei PiS hat eine Rechnung von 1,3 Billionen Euro gemacht, die von der Bundesrepu­blik gezahlt werden müssten, um das Leid, die Zerstörung und die Gräueltate­n des Zweiten Weltkriege­s wiedergutz­umachen. Deutschlan­d lehnt diese Forderunge­n kühl ab, aus gutem Grund, weil die rechtliche­n Grundlagen fehlen.

Dass die PiS sie aber im Wahlkampf ungeniert erheben kann und damit sogar auf Zustimmung vieler Wähler stößt, sollte die Bundesrepu­blik stutzig machen. Offenkundi­g bedarf es weiterer Anstrengun­gen, die Beziehunge­n beider Länder weiter zu festigen. Die PiS und ihre Regierungs­vertreter machen dieses Vorhaben nicht leichter. Doch dauert kein Wahlkampf ewig. Danach beginnt die Zeit für neue Gespräche und die Zeit, sich noch intensiver dem Partnerlan­d im Osten zuzuwenden.

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