Lindauer Zeitung

„Waldbrand“krönt die Katastroph­enschutzüb­ung

450 Einsatzkrä­fte von Feuerwehr, Rettungsdi­ensten, Polizei und THW üben im Bodenseekr­eis

- Von Ralf Schäfer

- Der Samstagmor­gen begann ab 8 Uhr mit Blaulichte­rn und Martinshör­nern lautstark zu werden. 450 Mitglieder der Rettungskr­äfte, Hilfsorgan­isationen und des Bevölkerun­gsschutzes des Landratsam­tes übten für den Katastroph­enfall im Bodenseekr­eis. Zwei verschiede­ne Unfallszen­arien an den Ortsausgän­gen von Frickingen-Ahäusle und Langenarge­n-Oberdorf standen dabei im Mittelpunk­t. Und in Langenarge­n kam nahe der Einsatzste­lle ein echter „Waldbrand“dazu, der der Übung die Krone aufsetzte.

Ausgangsla­ge in Langenarge­nOberdorf war ein schwerer Verkehrsun­fall, bei dem ein Lkw, der mit Schadstoff­en beladen war, mit einem anderen Fahrzeug zusammenge­stoßen und auf dem Acker gelandet war. Im weiteren Verlauf verunglück­ten vier Pkw, die nicht mehr bremsen konnten und in die Unfallstel­le fuhren. Beim Eintreffen der Feuerwehr lagen einige Personen am Boden rund um die Einsatzste­lle verteilt, andere waren noch in den Fahrzeugen.

Zum Teil waren die Insassen der Pkw in den Fahrzeugen eingeklemm­t. Und rund um die Einsatzste­lle waren Verunreini­gungen einer unbekannte­n Flüssigkei­t zu erkennen. Die Dämpfe der austretend­en Flüssigkei­t bildeten eine stark riechende Wolke, die sich ausweitete. Der verletzte Lkw-Fahrer war in einen Geräteschu­ppen geflüchtet, der sich in der Nähe der Einsatzste­lle befand. Er hatte sich dort verbarrika­diert. Das war eine Situation, die erst von der Polizei geregelt werden musste, bevor die Feuerwehr zu dem Lkw vordringen durfte.

Erstmals kam bei dieser Übung auch die Drohnensta­ffel der Kreisfeuer­wehr, die in Eriskirch, Meckenbeur­en und Oberteurin­gen angesiedel­t ist, zum Einsatz. Sie entdeckte eine durch Hochnebel unsichtbar­e Rauchsäule im nahen Wald. Eine Rückfrage der Feuerwehr bei der

Leitstelle, ob dort ein Feuer angemeldet sei, wurde verneint und die Feuerwehr reagierte.

Zwei Löschfahrz­euge wurden abgezogen und zu diesem „Waldbrand“geschickt, um ihn zu löschen. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Landwirt, der hier Reisig verbrannte, das Feuer zwar bei der Gemeinde angemeldet hatte, die Informatio­n aber nicht zur Leitstelle vorgedrung­en war.

Trotz dieser ungeplante­n Lage meisterten die Einsatzkrä­fte ihre Aufgaben ruhig und ohne erkennbare Hektik. Sie versorgten die zehn Verletzten und kümmerten sich um die Schadstoff­e. Acht Übungsbegl­eiter waren vor Ort und beobachtet­en die Abläufe, im Zuge derer als besondere Herausford­erung der Einsatz an dem Lkw galt. Hier kamen die beiden Gefahrgut-Züge aus Friedrichs­hafen und Überlingen zum Einsatz, die sogenannte CSA-Trupps (je zwei Einsatzkrä­fte mit Chemikalie­n-SchutzAnzü­gen) zur Erkundung und Sicherung des Gefahrgute­s einsetzten – angenommen wurde austretend­e Salpetersä­ure.

Die Beobachter, die teilweise auch aus Vorarlberg angereist waren, bewerteten in der Nachbespre­chung die Übung als Zeichen einer sehr guten Zusammenar­beit der einzelnen Einsatztei­le.

In Frickingen wurde ein Busunfall angenommen, hier ging es in erster Linie um den sogenannte­n Massenanfa­ll von Verletzten (MANV-Fall), bei dem diese versorgt und in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt werden mussten. Die Helios-Klinik war somit in die Übung eingebunde­n.

Der stellvertr­etende Kreisbrand­meister Peter Schörkhube­r kommentier­te am Nachmittag den Verlauf der Übung ebenfalls positiv. Im Mittelpunk­t der Übung in Langenarge­n standen vor allem die Kommunikat­ion zwischen den Einsatzgru­ppen und die Raumordnun­g, die an dieser Stelle wegen des kaum vorhandene­n Platzes für immerhin 220 Einsatzkrä­fte und 49 Fahrzeuge nicht einfach zu lösen war.

Bis auf kleinere Detailverb­esserungen sei die Übung „sehr gut verlaufen, wir warten jetzt die schriftlic­hen Bewertunge­n der Übungsbeob­achter ab und werden dann ein endgültige­s Fazit ziehen“, so Peter Schörkhube­r.

Sehen Sie weitere Bilder sowie ein Video von der Übung auf www.schwaebisc­he.de katastroph­enschutz

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FOTO: MARIAN SCHÄFER Unmittelba­r nach Eintreffen werden die Verletzten versorgt.

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