Ravensburg erweitert Flüchtlingsunterkunft in Weststadt
Für 600 000 Euro entstehen 24 neue Plätze – Engler besorgt über Mangel an Sportmöglichkeiten
- Nach wie vor kommen insbesondere aus der Ukraine viele Flüchtlinge nach Deutschland – und müssen irgendwo unterkommen. Die Stadt Ravensburg streckt sich momentan zur Decke bei dem Versuch, allen Menschen, die ihr zugewiesen werden, ein Dach über dem Kopf zur Verfügung zu stellen. Nächster Schritt: Für 600 000 Euro werden Container, die bisher an den Gymnasien gebraucht wurden, umgebaut. Damit wird die bereits bestehende Unterkunft in der Schmalegger Straße um 24 Plätze erweitert.
Oberbürgermeister Daniel Rapp bezeichnete es in der Gemeinderatssitzung am Montagabend als Herausforderung, „noch mehr Menschen als 2015/16 unterzubringen“. Die Kapazität an privaten Unterkünften sei nun offenbar ausgeschöpft: Habe dies bisher „vorzüglich“geklappt, so Rapp, gebe es nun fast keine privaten Angebote mehr. „Die Ersten sagen schon, ,Ich kann nicht mehr’.“Als Beispiel nannte Rapp eine Familie, bei der seit Monaten
Geflüchtete aus der Ukraine im Kinderzimmer lebten. Nun ist also die Stadt gefragt. In einem ersten Schritt hat sie 55 Menschen in einer von der Firma Ravensburger zur Verfügung gestellten Halle in der Robert-Bosch-Straße untergebracht. Auch die kreiseigene Burachhalle, in der bis zu 300 Menschen Platz finden können, ist für die vorläufige Unterbringung der Menschen durch den Landkreis belegt. Nun wird die Schussentalhalle in Oberzell dem Landkreis von der Stadt Ravensburg zur Verfügung gestellt und zur Notfallunterkunft für 46 Menschen umfunktioniert. Platz ist dort für rund 100 Geflüchtete. Nach sechs Wochen, stellte Rapp in Aussicht, „wird die Schussentalhalle wieder an uns zurückgegeben“– das habe der Landkreis versprochen. Während dieser Zeit müssen Schul- und Kindergartenkinder sowie Vereine zum Sport in die Gymnastikhalle ausweichen.
Nun baut die Stadt die Flüchtlingsunterkunft in der Weststadt aus. Dort gibt es bisher schon 32 Plätze. Künftig kommen die Container hinzu, die während der Sanierungsarbeiten in Spohn- und Albert-Einstein-Gymnasium als Ersatzklassenzimmer dienten. Sie gehören bereits der Stadt und werden bis Mai 2023 für 600 000 Euro umgebaut. Dem hat der Gemeinderat zugestimmt. Die Schulraummodule bekommen neue Zwischenwände, Türen, Böden und eine neue Technik – es sollen zwölf Doppelzimmer entstehen. Sozial- und Sanitärräume werden die Wohnräume ergänzen.
In der Sitzung des Gemeinderats äußerte sich CDU-Stadtrat Rolf Engler besorgt darüber, dass bei zunehmender Hallenbelegungen durch Geflüchtete der Sportunterricht für die Schüler ausfalle. Er habe zwar Verständnis dafür, findet aber auch: „Wir dürfen uns selber nicht vergessen.“In diesem Zusammenhang verwies er auf den „gesellschaftspolitischen Auftrag“der Stadt und appellierte an die Verwaltung, „den Mangel an Sportmöglichkeiten abzustellen“. OB Rapp versicherte, man wolle „Hallenbelegungen im großen Stil“vermeiden. Er hofft, dass man die Eschachhalle nicht auch noch braucht und versprach, nach anderen Möglichkeiten zu suchen.
Der Landkreis hat zur Zeit gut 850 Geflüchtete aus der Ukraine unterzubringen, außerdem weitere knapp 600 Personen aus anderen Ländern. Dass die Zahl im Vergleich zum 13. September gesunken ist, hat damit zu tun, dass der Landkreis die Geflüchteten zur weiteren Unterbringung und
Betreuung nach einiger Zeit an die Kommunen übergibt. Dann werden die Personen vom Landkreis nicht mehr statistisch erfasst. Andere Ukrainerinnen und Ukrainer reisen ab. „Ein Teil der Personen meldet sich bei unseren Mitarbeitenden ab, ein anderer Teil jedoch nicht. Teilweise wird als Grund eine Rückreise in die Ukraine angegeben“, teilte das Landratsamt am Donnerstag mit.