Ein Feuerwerk der Stimmungen und Emotionen
Künstlerinnen und Künstler präsentieren „Kultur im Hafen“im Friedrichshafener GZH und Live-Streaming auf Regio TV
- Die zweite Auflage von „Kultur im Hafen“mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Region ging am Sonntagabend im Graf-Zeppelin-Haus (GZH) mit Live-Streaming auf Regio TV wieder mit unterschiedlichen Darbietungen aus den Bereichen Musik, Tanz, Rezitation und Jonglage erfolgreich über die Bühne. Zum einen sorgte das Feuerwerk an Stimmungen, künstlerischer Schaffenskraft in verschiedenen Genres auf hochwertigstem Niveau für eine kurzweilige Unterhaltung. Und doch stand der Abend unter dem Thema „Krieg und Frieden“. Ein ernstes Thema, das sich als Roter Faden durch das Programm zog.
Schon zum Auftakt spielt das Ensemble Minifaktur die Ouvertüre zu Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“, in der es nicht nur um Menschen im Krieg geht, sondern auch um Versöhnung. „Unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Pietro Sarno
TRAUERANZEIGEN haben sich die Musikerinnen und Musiker zusammengefunden, um „große Werke in kleiner Besetzung“zu spielen“, erklärt Moderatorin Sahra Baltes und freut sich, dass sie auch andere Solisten und Chöre begleiten. In ihrer kurzweiligen Moderation gibt die Leiterin des Kulturbüros gerne Einblicke in die Viten der Akteure. So erfährt man beispielsweise, dass die Tänzerin Franziska Broschek bereits mit vier Jahren mit Ballett begonnen habe. In ihrer Darbietung zur Musik von Francis Novotny, „Hit and Run“, vermischt sie unterschiedliche Tanzstile und lässt so sehr ausdrucksstark die Musik und Emotionen durch ihren Körper sichtbar werden.
Stimmungswechsel. Sopranistin Verena Seyboldt, singt „Pie Jesu“aus dem Requiem Opus 48 von Gabriel Fauré. Die junge Häflerin studiert an der Hochschule für Musik in Freiburg. Mit ihrem weichen Timbre schafft sie es nicht nur in der Höhe, sondern auch in den tiefen Lagen Trauer und Trost auszudrücken.
„John Lennons 'Imagine’ drückt aus, was man oft mit Worten nicht sagen kann,“empfindet Moderator Stefan Kühlein. Es sei eine Hymne für alle, die sich nach Frieden in der Welt sehnten, so der Leiter des Nachrichtenmagazins im Regio TV. Adriana Lang, Klavierlehrerin an der städtischen Musikschule, interpretiert diesen Song mit ihrer charismatischen Stimme sehr eindrücklich.
Unter der Leitung von Nikolai Geršak singt das Vokalensemble St. Nikolaus acappella das „Silent Prayer“des zeitgenössischen ukrainischen Komponisten Mikhail Shukh. Ausschließlich Vokale werden gesungen, kein Text lenkt ab. Tief unter die Haut geht dann auch „The Prayer for Ukraine“von Mykola Lysenko. Für dieses Stück wurde von Nikolai Geršak ein Projektchor zusammen mit ukrainischen Sängerinnen und Sängern gegründet.
„Wir wollen zeigen, dass es in Friedrichshafen eine überdurchschnittliche, reichhaltige Vielzahl an Kulturschaffenden gibt,“sagt
Stefan Kühlein und stellt den 21-Jährigen Profi-Artisten Pascal von Ow vor. Er sei ein Kind der Stadt und aus der Zirkus Akademie von Andrea Sprenger hervorgegangen.
Der gebürtige Häfler zeigt eine selbst entwickelte Bouncing-Jonglage, für die er eigens ein Gefährt auf Rollen mit klappbaren Elementen konstruiert hat.
Guranda Gabelaia interpretiert am Klavier Sätze aus „3 Bagatelles“Opus 1 des bedeutenden ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov. Die mehrfache Preisträgerin internationaler Wettbewerbe scheint beim Spielen ganz in der Musik zu schweben und lässt sich am Ende bewusst Zeit, die Ruhe im Saal zu genießen.
Mit ruhiger Stimme und dennoch intensiven Betonungen schafft es die Autorin Dorothea Neukirchen betroffen und nachdenklich zu machen. Sie rezitiert das Gedicht von Dimitri Strozew aus Belarus über den Ukrainekrieg „Was bleibt dem Dichter, als der Welt lautlos Namen zuzuflüstern.“
Einen fulminanten Abschluss des intensiven Abends bildete das gemeinschaftliche Auftreten aller Mitwirkenden – Orchester, Chöre und Solisten. Sie spielten und sangen die Europahymne „Ode an die Freude“von Ludwig van Beethoven. Freiheit, Frieden und Solidarität sind der Inhalt der Ode – die Einladung ans Publikum, mitzusingen und dabei aufzustehen, wurde spontan angenommen. Bereits das Intro von
Kontrabass und Cello ließen Gänsehaut entstehen, was das gemeinschaftliche Singen und Musizieren verstärkte.
Ein Abend, der bei den Künstlerinnen und Künstlern und den Besucherinnen und Besucher sicherlich noch eine Weile nachwirken wird.
Weitere Ausstrahlungen von „Kultur im Hafen“auf Regio TV Bodensee gibt es am Dienstag, 1. November jeweils um 12 Uhr, 15 Uhr und 18 Uhr und am Mittwoch, 2. November,um 9 Uhr.