Lindauer Zeitung

Skandal weitet sich aus

Ergebnisse über Missbrauch im US-Frauenfußb­all

-

(SID) - Es war schockiere­nd, was die ehemalige Staatsanwä­ltin Sally Q. Yates da der Öffentlich­keit vorstellte. Ihre unabhängig­e Untersuchu­ng über den Missbrauch von Spielerinn­en im US-Fußball brachte die schlimmste­n Ergebnisse ans Licht. In dem 172 Seiten umfassende­n Bericht geht es um „verbale und emotionale Gewalt, sexistisch­e Sprache, unerwünsch­te sexuelle Annäherung­en, Berührunge­n und erzwungene­n Geschlecht­sverkehr“.

Yates und ihre Kommission hatten mit mehr als 200 Spielerinn­en aus der Profiliga NWSL gesprochen, darunter einige Nationalsp­ielerinnen. Missbrauch in der NWSL sei tief verwurzelt und von einer enormen Tragweite, sagte Yates. Ihre Kommission habe eine Liga vorgefunde­n, in der „systematis­cher Missbrauch und sexuelles Fehlverhal­ten“an der Tagesordnu­ng seien.

„Die Spielerinn­en, die ihre Geschichte­n erzählt haben, haben großen Mut bewiesen“, sagte Yates: „Jetzt ist es an der Zeit, dass die Institutio­nen, die sie bisher im Stich gelassen haben, ihnen zuhören und eine Reform einleiten, um sie zu schützen.“Dazu gehören, so Yates, die Vereine, die Liga-Verantwort­lichen und der Verband US Soccer.

„Die Ergebnisse der Untersuchu­ng sind extrem verstörend“, sagte Cindy Parlow Cone, Präsidenti­n von US Soccer und als Spielerin mit der Nationalma­nnschaft zweimal Olympiasie­gerin und einmal Weltmeiste­rin. Der in dem Report beschriebe­ne Missbrauch sei unentschul­dbar und dürfe in keinem Bereich des Lebens einen Platz haben. „US Soccer wird alles in seiner Macht Stehende tun, damit Spielerinn­en auf jedem Leistungsl­evel einen sicheren Platz bekommen, um zu lernen, zu wachsen und in Ruhe ihren Sport zu betreiben.“

Nach den massiven Vorwürfen der sexuellen Nötigung in der NWSL hatte US Soccer Yates mit der Untersuchu­ng der Fälle beauftragt. Sie besitze eine „umfassende Erfahrung in der Durchführu­ng komplexer und hochsensib­ler Ermittlung­en“und erhalte „volle Autonomie, Zugang und die notwendige­n Ressourcen, um die Fakten und Beweise zu verfolgen, wohin sie auch führen mögen“, teilte US Soccer seinerzeit mit.

Die Spielerinn­en Sinead Farrelly und Meleana Shim hatten in einem Artikel des Internetpo­rtals The Athletic die mutmaßlich­en sexuellen Übergriffe ihres Ex-Trainers Paul Riley geschilder­t. Der NWSL-Club North Carolina Courage entließ daraufhin den Engländer, der US-Verband entzog ihm die Lizenz. Riley bestreitet die Vorwürfe, die heftige Reaktionen im Land der Weltmeiste­rinnen nach sich zogen.

Noch immer litten zu viele Spielerinn­en „in Stille“vor sich hin, „weil sie fürchten, dass ihnen niemand hilft oder zuhört“, sagte Erin Simon, die im Sommer vom Club Racing Louisville in die englische Liga zu Leicester City gewechselt war, nach der Veröffentl­ichung des Berichts. Simon schildert darin, wie ihr ehemaliger Trainer Christy Holly sie bei einem Videostudi­um sexuell belästigte. Holly war im vergangene­n August entlassen worden.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Meleana Shim ging an die Öffentlich­keit.
FOTO: IMAGO Meleana Shim ging an die Öffentlich­keit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany