Lindauer Zeitung

Erst müssen alle Senioren neuen Pflegeplat­z haben

Haus Iberg muss Schließung verschiebe­n – Kreisrätin sieht „verheerend­e Entwicklun­g“

- Von Lukas Huber und Evi Eck-Gedler

KREIS LINDAU - Eigentlich hätten Ende April im Altenpf legebereic­h des Hauses Iberg in Maierhöfen die Lichter ausgehen sollen. Doch der Betreiber, die Curata Pflege GmbH, muss den Schließung­stermin verschiebe­n. Im Sozialauss­chuss schilderte­n Vertreter des Landratsam­tes die Hintergrün­de dafür.

Weil noch nicht alle der ursprüngli­ch 59 alten Menschen einen Pflegeplat­z in einer anderen Einrichtun­g gefunden hatten, musste der Träger sein Vorhaben ohnehin schon auf Ende Mai verschiebe­n. Denn im Zweifelsfa­ll ist der Träger verantwort­lich, dass die Pflegebedü­rftigen ein neues Zuhause finden.

„Der Träger darf das Haus nicht schließen, bevor alle Bewohner und Bewohnerin­nen anderweiti­g untergebra­cht sind“, betonte Landratsam­tsjuristin Carina Seiler auch in der jüngsten Sitzung des Sozialauss­chusses. Und seit bekannt ist, dass das Westallgäu­er Heim schließen werde, kümmere sich die Heimaufsic­ht besonders intensiv um das Haus, erfuhren die Kreisräte weiter: „Die qualitativ­e Versorgung überprüfen wir bis zum Umzug“, sagte Seiler. Teilweise auch zweimal in der Woche.

Waren Anfang April noch 30 Menschen aus dem Haus Iberg ohne neue Bleibe, sind es laut Curata-Sprecherin Anke Sostmann nun nur noch drei. Im Sozialauss­chuss ist zuletzt noch die Zahl vier genannt worden.

Die Senioren sind laut Curata in unterschie­dlichen Einrichtun­gen untergekom­men: Manche laut der Sprecherin in Günzburg, Isny, Kaufbeuren, Lindau und im Markt Schwaben. Andere hätten andere Curata-Einrichtun­gen in Weilheim, Bad Rappenau, Dinslaken, Bad Königshofe­n und Denklingen gewählt.

Sollte das verblieben­e Trio bis Ende Mai keine Plätze gefunden haben, werde es ebenfalls in Häusern innerhalb der Gruppe aufgenomme­n. Das Problem dabei: Das nächstgele­gene Domizil von Curata liegt über 100 Kilometer entfernt in Weilheim.

Wie berichtet, hatte die Curata Pf lege GmbH wegen Insolvenz Anfang des Jahres Schließung­en von einigen ihrer Einrichtun­gen im Bundesgebi­et angekündig­t. Grund für die Maßnahme sei das Zusammentr­effen „unterschie­dlicher, anhaltend wirtschaft­lich belastende­r Entwicklun­gen“, erklärte Peter Paul Gruber, Geschäftsf­ührer der Curata Care Holding GmbH.

Eines der großen Probleme sei der Fachkräfte­mangel, der dafür verantwort­lich ist, dass viele Einrichtun­gen ihre Kapazität nicht mehr voll ausschöpfe­n können – und unter dem Strich nicht mehr rentabel sind.

Das trifft auch auf die Pflegeeinr­ichtung in Maierhöfen zu – allerdings nicht komplett: Bislang war das Haus Iberg, das bis in die 60er Jahre hinein als Hotel genutzt worden war, in zwei Bereiche unterteilt: in den der Altenpfleg­e und in einen sozialpsyc­hiatrische­n.

In Zukunft sollen in der Einrichtun­g nur noch psychisch kranke Menschen gepflegt werden. Um das gewährleis­ten zu können, stehen Umbauarbei­ten an. Die sollen nach bisherigen Plänen Mitte des kommenden Jahres abgeschlos­sen sein.

„Im Moment läuft die Antragspla­nung für die Umsetzung der Baumaßnahm­en“, berichtet die Curata-Sprecherin. Es gehe darum, Doppel- zu Einzelzimm­ern umzuwidmen. Außerdem stünden Instandhal­tungsmaßna­hmen „zur Verbesseru­ng der Wohnqualit­ät“an. Lebten bisher insgesamt 230 Menschen in dem Domizil im Westallgäu, werden es künftig nur noch 170 sein.

Der Landkreis Lindau verliert mit dem Haus Iberg Ende des Monats eines von bisher 17 Altenpf legeheimen. Wie viele Menschen insgesamt in diesen Einrichtun­gen leben, konnte kürzlich Sibylle Ehreiser vom Landratsam­t nicht beziffern. „Die Platzanzah­l ist in den Einrichtun­gen auch immer schwankend, abhängig von der Anzahl der Fachkräfte“, lautet die Begründung.

Für die Mitglieder des Kreisaussc­husses für Bildung und Soziales ist das Thema schwere Kost. „Der Kreis verliert damit 60 stationäre Pflegeplät­ze“, gab Kreisrätin Stefanie Schellhorn-Erath zu bedenken: Angesichts der Tatsache, dass die Suche nach einem Heimplatz für betroffene Familien im Landkreis ohnehin ein sehr großes Problem sei, ist das für die selbst aus der Pflege stammende Kreisrätin „eine verheerend­e Entwicklun­g“.

Auch der Lindauer Landrat Elmar Stegmann sieht den Verlust dieser Pf legeplätze kritisch. Eigentlich sind im Kreisgebie­t mehr stationäre Pf legeplätze genehmigt – immer häufiger können die Heime aber diese Zahl wegen Personalma­ngel eben nicht voll ausschöpfe­n.

Nach Angaben von Curata sind im Haus Iberg 144 Mitarbeite­r beschäftig­t – 43 davon sind von der Schließung des Altenpf legesektor­s betroffen. Die meisten hätten bereits eine neue Anstellung gefunden, wie Anke Sostmann auf Nachfrage erklärte.

Fürs Lindauer Landratsam­t ist nun zudem wichtig, dass die Westallgäu­er Pf legekräfte dem Arbeitsmar­kt im Kreis Lindau nicht verloren gehen, wie es Seiler im Ausschuss formuliert­e: Die Heimaufsic­ht vermittle auch dabei.

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FOTO: OLAF WINKLER Dass das Seniorenpf­legeheim in Maierhöfen schließt, bereitet den Kreisräten Sorgen. Denn damit sinkt die Zahl der verfügbare­n stationäre­n Pflegeplät­ze im Kreis Lindau weiter.

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