Lindauer Zeitung

Motorradto­ur mit Kind – ist das erlaubt?

Wer den Nachwuchs mit zum Biken nehmen will, sollte vorsichtig sein

- Von Simone Härtle

ALLGÄU - „Heute tolle 100 Kilometer mit dem Sohnemann (7) durchs Allgäu gecruist“, schreibt ein Motorradfa­hrer in einer Biker-Gruppe in den sozialen Medien. Dazu postet er ein Bild von sich auf seiner Maschine, das Kind sitzt hinter ihm. Unter dem Beitrag entspinnt sich eine rege Diskussion. Während die einen den Vater-Sohn-Ausflug „klasse“finden, sind andere eher skeptisch. Ist das denn überhaupt erlaubt?

Für die Mitnahme von Kindern auf dem Motorrad oder Roller gibt es in Deutschlan­d keine Altersbesc­hränkung, sagt Holger Stabik, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West. Aber: Es muss ein zweiter Sitzplatz vorhanden sein, der Fußrasten oder eine andere Abstellflä­che bietet. Außerdem ist ein passender Helm Pf licht. Trägt das Kind keinen, muss der Fahrer 60 Euro zahlen und bekommt einen Punkt in Flensburg. „Wir empfehlen zudem dringend Schutzklei­dung, also beispielsw­eise eine LederKombi mit Protektore­n. Auch feste Schuhe sind wichtig, weil gerade die Beine bei einem Sturz schnell unter die Maschine geraten können.“

Dass jüngere Kinder mit auf lange Motorradto­uren genommen werden, kommt laut Stabik eher selten vor. Unter bestimmten Umständen können die Beamten aber die Weiterfahr­t verbieten. „Dabei kommt es auf die Gesamtscha­u an“, erläutert

Stabik. Ein Faktor sei beispielsw­eise, ob das Kind in der Lage ist, den Fahrer zu umgreifen und sich auch über einen längeren Zeitraum an ihm festhalten kann. „Man darf nicht vergessen, dass eine lange Strecke auch für den Mitfahrer anstrengen­d und ermüdend ist.“Es gebe zudem die Möglichkei­t, Kinder mit einem Sicherheit­sgurt zu fixieren. „Das kann man sich wie eine Art Geschirr vorstellen, über das der Nachwuchs mit dem Fahrer verbunden wird.“Viel eher als auf Motorräder­n sind Kinder laut Stabik als Mitfahrer auf Rollern zu sehen, auf denen meist eher kurze Strecken zurückgele­gt werden. „Auch hier gilt: Ein passender Helm ist Pf licht.“Tragen die Kleinen nur einen Fahrradhel­m, werden bei einer Kontrolle 15 Euro

fällig. Die Beamten raten dringend davon ab, kleine Kinder vor sich auf den Roller zu setzen. „Sie können sich dann nur an den Armen des Fahrers oder am Lenker festhalten. Beides ist gefährlich.“Im Zweifel können die Polizisten auch hier die Weiterfahr­t untersagen.

Wer mit dem Nachwuchs längere Motorrad-Touren plant, sollte außerdem in Deutschlan­d bleiben. Denn in Österreich gelten strengere Regeln: „Die Kinder müssen mindestens zwölf Jahre alt sein und die Fußrasten erreichen“, sagt eine Sprecherin der Tiroler Polizei. Das gelte auch für Quads und Trikes. Bei einem Verstoß werden 35 Euro fällig. Wenn die Situation zu gefährlich ist, können die Beamten die Tour beenden.

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FOTO: ANDY HEINRICH Wer Kinder mit einem Motorrad transporti­ert, muss Sicherheit­svorkehrun­gen treffen.

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