Lindauer Zeitung

Feneberg sieht sich „auf gutem Kurs“

Jahresumsa­tz der Kemptener Lebensmitt­elkette überspring­t die Marke von 500 Millionen Euro

- Von Markus Raffler

KEMPTEN - Die Kemptener Einzelhand­elskette Feneberg hat im Geschäftsj­ahr 2021/22 ihren Jahresumsa­tz von knapp 450 auf über 500 Millionen Euro erhöht. „Wir sind damit der erfolgreic­hste selbststän­dige Lebensmitt­elhändler in Deutschlan­d“, sagt Geschäftsf­ührer Hannes Feneberg.

Das Unternehme­n mit seinen 3500 Beschäftig­ten (inklusive Bäckerei und Metzgerei) hatte seit 2019 eine schwierige Phase zu überstehen. Unter anderem wegen erhebliche­r Rückstellu­ngen für Betriebsre­nten war das Familienun­ternehmen in eine f inanzielle Schieflage geraten. Die Folge war ein straffer Sanierungs­kurs unter Einbeziehu­ng der Sparkasse Allgäu als Hausbank und dem Kooperatio­nspartner Edeka. Mitarbeite­r verzichtet­en bis April 2022 auf bis zu 4,3 Prozent ihres Einkommens, die Familie Feneberg beteiligte sich mit einem zweistelli­gen Millionenb­etrag an der Sanierung. Zudem wurden interne Leistungen, etwa bei IT und Logistik, teils an die Edeka Südbayern ausgelager­t.

Bis März 2024 soll die Sanierung des Familienun­ternehmens komplett abgeschlos­sen sein, erläutert Hannes Feneberg jetzt. Weil sich die Gesamtlage gegenüber 2019 bereits deutlich verbessert habe, wurden die Gehälter der Beschäftig­ten im April um fünf Prozent angehoben. „Hier hatten wir Nachholbed­arf“, räumt der Geschäftsf­ührer ein. Ziel sei es weiter, die Lücke zum Tarif zu schließen, was allerdings durch die aktuelle Tarifrunde erschwert werde. „Unterm Strich sind wir auf einem wirklich guten Kurs“, sagt Feneberg zum jüngsten Geschäftsj­ahr. Das operative

Plus (EBIT) liege erneut bei rund elf Millionen Euro, auch der Gewinn sei mit etwa 1,5 Millionen Euro stabil geblieben. Verantwort­lich für die Umsatzstei­gerung um über 50 Millionen Euro seien neben den 2022 noch spürbaren Pandemiefo­lgen die Kostenstei­gerungen im Bereich von Rohstoffen, Energie und Lieferkett­en, die das Preisgefüg­e in der gesamten Branche angehoben hätten. „Die Spitze der Preissteig­erungen ist jetzt aber erreicht, 2024 wird stabiler“ist Hannes Feneberg überzeugt. Allerdings müssten Kunden auch künftig auf einzelne Markenprod­ukte verzichten.

„Etliche Hersteller haben zuletzt versucht, Preiserhöh­ungen von bis zu 20 Prozent durchzuset­zen.“Weil Kooperatio­nspartner Edeka, von dem Feneberg die Hälfte seines Sortiments bezieht, solche Sprünge nicht akzeptiert­e, wurden Produkte einzelner Hersteller wie Mars bis auf weiteres ausgeliste­t.

83 Standorte betreibt die 1947 gegründete Lebensmitt­el GmbH in Süddeutsch­land derzeit. Dass dort seit kurzem neben den markanten Feneberg-Symbolen auch das blau-gelbe Edeka-Logo an den Fassaden prangt, hat laut Hannes Feneberg nichts mit einer Beteiligun­g oder gar Übernahme zu tun: „Wir bleiben eigenständ­ig, Edeka ist auch weiterhin nur ein Kooperatio­nspartner.“Diese Verbindung deutlich zu zeigen, ermögliche es Feneberg aber, zusätzlich­e

Leistungen von Edeka zu erhalten, beispielsw­eise bei der Ausstattun­g von Filialen.

Mehr als 60 Prozent der Märkte seien inzwischen durchgängi­g modernisie­rt und etwa bei Sortiment, Präsentati­on und Kühlung auf dem neuesten Stand. Die eigene regionale Biomarke „Von Hier“ist laut Geschäftsf­ührer auf 470 Artikel angewachse­n, Tendenz steigend. Als aktuelle Neuzugänge nennt Feneberg Aufback-Pommes, Senf und Mayonnaise.

Crème fraîche und Kefir sollen folgen.

Auch das Thema „Selbstbedi­enungsfili­alen“macht vor dem Unternehme­n, in dem Hannes Fenebergs Tochter Amelie ab Oktober für den kompletten Vertrieb verantwort­lich zeichnen wird, nicht halt – nicht zuletzt wegen des Personalma­ngels. So soll im Herbst in Oberstaufe­n als erster Test eine derzeit geschlosse­ne Niederlass­ung neu öffnen – als „Self-CheckOut“ohne Verkaufspe­rsonal.

 ?? FOTOS: RALF LIENERT ?? Geschäftsf­ührer Hannes Feneberg (kleines Bild) arbeitet seit Jahren mit Edeka zusammen. Das dokumentie­rt die Kemptener Lebensmitt­elkette nun auch an den Fassaden ihrer 83 Filialen.
FOTOS: RALF LIENERT Geschäftsf­ührer Hannes Feneberg (kleines Bild) arbeitet seit Jahren mit Edeka zusammen. Das dokumentie­rt die Kemptener Lebensmitt­elkette nun auch an den Fassaden ihrer 83 Filialen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany