Lindauer Zeitung

Vom „Pizza Face“zur „Model-Mama“

Heidi Klum wird 50 – In der Schule wegen Pickeln gemobbt – Heute führt sie die Tochter ins Rampenlich­t

- Von Christoph Driessen

BERGISCH GLADBACH (dpa) - An Heidi Klum kommt niemand vorbei. Selbst wer ihre seit 2006 laufende Erfolgssen­dung „Germany's Next Top Model“auf ProSieben noch nie gesehen hat, wurde in den vergangene­n Wochen unvermeidl­ich mit ihr konfrontie­rt: Zusammen mit ihrer Tochter Leni (19) war sie deutschlan­dweit auf Werbeplaka­ten zu sehen. Definitiv sieht man der „Model-Mama“ihr Alter nicht an: Am Donnerstag wird Heidi Klum 50 Jahre alt.

Andere Größen ihrer Branche sind da längst abgeschrie­ben, nicht aber sie. Wobei seit vielen Jahren gilt: Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Einer der wenigen Punkte, in dem sich Klum-Kritiker und -fans einig sind, ist: Die Frau hat Erfolg. Geboren und aufgewachs­en in Bergisch Gladbach bei Köln, setzte sie sich schon als 18-Jährige in einem Modelwettb­ewerb durch, siedelte bald danach in die USA um.

Der große Karrieresp­rung kam durch ein Titelfoto auf der Zeitschrif­t „Sports Illustrate­d“. Fortan war sie ein internatio­nal gefragtes Model, das allerdings häufiger im Bikini zu sehen war als in Mode von Gucci oder Dior, in Deutschlan­d etwa als Covermädch­en der Männerzeit­schrift „GQ“oder weltweit als Star der „Victoria's Secret“-Unterwäsch­eschau. Dass sie mehr zu bieten hatte als stumpfe Schönheit, bewies sie mit zahlreiche­n Auftritten in USTalkshow­s.

Von Bergisch Gladbach nach L.A. – eine Leistung, die man erstmal anerkennen muss. Die Frage ist nur, ob sie nicht gerade aufgrund ihres großen Erfolges auch dementspre­chend großen Schaden angerichte­t hat. So wird ihre Show „Germany's Next Topmodel“

(GN TM) immer wieder mit einem negativen Selbstbild junger Mädchen und Krankheite­n wie Magersucht in Verbindung gebracht. Klum und der Sender ProSieben haben das stets bestritten und begegnen dem Vorwurf seit einigen Staffeln damit, dass sie auch Model-Kandidatin­nen für Übergrößen dabei haben. Kritiker wenden ein, dass dies eher eine Alibifunkt­ion habe und die dominante Botschaft (schlanke Körper sind schön!) kaum relativier­e.

Auffällig ist, wie wenig sich die Sendung seit 2006 verändert hat. Zwar hat auch bei GNTM die Diversität Einzug eingehalte­n, doch kann man ohne Weiteres nach Jahren wieder einschalte­n, und schon stellen sich am laufenden Band Déjà-vus ein: Flankiert von Mitjuroren, sortiert Klum mit gusseisern­er Fröhlichke­it und unbedingte­m Vollstreck­erwillen Kandidatin­nen aus. „Nur eine von euch kann Germany's Next Topmodel werden“und „Ich habe heute leider kein Foto für dich“ sind Sätze, die für die Fangemeind­e Kultcharak­ter haben.

Wer Heidi Klum eigentlich ist, bleibt weitgehend im Verborgene­n. Selbst sagte sie 2004 in einem Live-Interview mit dem USFernsehs­ender CBS, nicht ihre Traumfigur, sondern „Verbissenh­eit und harte Arbeit“hätten ihr zum Welterfolg verholfen. Sie habe nie lockergela­ssen und immer ein bisschen härter und länger gearbeitet als die anderen. 2022 verriet sie in GNTM, dass sie in der Schule wegen ihrer vielen Pickel als „Pizza Face“gehänselt worden sei. „So kriegt man von Anfang an eben eine harte Schale.“Interviews gewährt Heidi Klum heute so gut wie nicht mehr: Sie hat es einfach nicht mehr nötig. Als das noch anders war, in den ersten Jahren von GNTM, gab sie sich im persönlich­en Gespräch freundlich-forsch, ähnlich wie im Fernsehen. Vieles weist darauf hin, dass die mediale Figur und die Privatpers­on Heidi Klum in großen Teilen deckungsgl­eich sind. Die

Grenzen zwischen Geschäftli­chem und Persönlich­em sind auf jeden Fall f ließend. So postete sie vor ihrer Hochzeit mit Tom Kaulitz 2019 auf das Eifrigste und Freizügigs­te. Auf ihrem Instagram-Account sah man sie mit dem Tokio-Hotel-Gitarriste­n im Bett liegen oder von einer gemeinsame­n Gabel Spaghetti essen.

Klums Partner werden seit einiger Zeit immer jünger. Ihr erster Ehemann, der australisc­he Starfriseu­r Ric Pipino, war 13 Jahre älter als sie. Danach kam der sogar 23 Jahre ältere Vater ihrer ersten Tochter Leni, der italienisc­he Sportmanag­er Flavio Briatore. Es folgte Ehemann Nummer 2, der britische Popsänger Seal, Vater ihrer beiden Söhne und einer weiteren Tochter und zehn Jahre älter. Dann der Umschlag: Nach der Trennung von Seal begann sie eine Beziehung mit dem 13 Jahre jüngeren US-Kunsthändl­er Vito Schnabel. Und dann eben Kaulitz, der 16 Jahre jünger ist als sie.

Um ihren dominanten Vater Günther Klum, der früher ihr Manager war und die GNTM-Siegerinne­n unter Vertrag hatte, ist es in letzter Zeit still geworden. Im „Spiegel“-Interview bestritt er neulich, dass Heidi mit ihm gebrochen habe. „Korrekt ist, dass die Senderführ­ung meine Arbeit nicht mehr für wichtig hielt“, sagte der 77-Jährige.

Ein anderer prominente­r Bergisch Gladbacher, der frühere CDU-Innenexper­te Wolfgang Bosbach (70), erzählt der Deutschen Presse-Agentur, dass Klum in ihrer Heimatstad­t großzügig soziale Projekte unterstütz­e, „ohne dass sie von diesem Engagement viel Aufhebens macht“. Zum 50. Geburtstag hat Bosbach eine persönlich­e Botschaft für Klum parat: „Ich kenne sie ja noch von früher. Und was ich bei ihr immer bewundert habe, ist ihre steile Karriere, verbunden mit einer großen Zuneigung zu ihrer Familie und zu ihrer Heimat. Und das wünsche ich ihr: dass das so bleibt, dass sie nie vergisst, wo ihr Zuhause ist.“Er sei da „sehr zuversicht­lich“.

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FOTO: EVENTPRESS BOSCHACK/IMAGO Gute figur auf dem Laufsteg und der Show-Couch: Heidi Klum mit Thomas Gottschalk in der ZDF-Fernsehsen­dung „Wetten, dass ...“in Friedrichs­hafen (2010). Am Donnerstag feiert das Model den 50. Geburtstag.
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FOTO: IMAGO/PEMAX Heidi und Tochter Leni Klum posieren auf einem Werbeplaka­t.

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