Was kommt nach dem 49-Euro-Ticket?
Allgäuer Verkehrsverbünde sollen stärker länderübergreifend zusammen arbeiten
MEMMINGEN - Verbundtickets, Landestickets aus Bayern und Baden-Württemberg, Deutschlandticket – die Tarifvielfalt im ÖPNV nimmt zu, nicht ab. Aber was bedeutet das für eine grenzüberschreitende Region wie das Allgäu? Mit dieser Frage befassten sich Experten aus Verkehrsverbünden der Region und der beiden Landesministerien westlich und östlich der Iller auf Einladung des Schwabenbundes unter dem Titel „Tarifdschungel ÖPNV“in Memmingen.
Seit dem 1. Mai gilt das Deutschland-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV): Für 49 Euro im Monat können Busse und Bahnen nahezu bundesweit genutzt werden. Von den Kunden werde das Angebot
bisher gut angenommen. Auch die Betreiber zeigen sich zufrieden – trotz des großen organisatorischen Aufwands. Beim Blick nach vorne wurde in Memmingen jedoch klar: Viele Fragen sind offen.
In der Lebenswirklichkeit der Menschen spielen Landesgrenzen keine Rolle – beim ÖPNV schon. Deutlich wird das beim Dschungel unterschiedlicher Tarife und Tarifzonen. Das sei durch das einheitliche 49-EuroTicket besser geworden, hieß es bei der Veranstaltung. Von dem neuen Angebot würden vor allem Pendler in den Ballungsräumen profitieren – sie sparen dadurch einiges an Geld. „Wir müssen aber auch schauen, wie wir an die Gelegenheitsnutzer des ÖPNV herankommen und die Leute zum Umsteigen vom Auto auf Busse und Bahnen bewegen“, sagte Josef Brandner, Vize-Präsident der IHK Schwaben, Vorstand
des Schwabenbundes und Busunternehmer. Als Einstieg regte er ein „SchwabenverbundTicket“
an. Ziel müsse das Motto „Eine Reise – ein Ticket“sein, ergänzte Andreas Sigloch vom Verkehrsministerium in Stuttgart.
Ein positives Beispiel für grenzübergreifenden ÖPNV schilderte Bastian Gossner. Er ist Geschäftsführer des Donau-IllerNahverkehrsverbundes (DING), der sowohl in Bayern wie auch Baden-Württemberg aktiv ist. Er forderte einen Ausbau – und erntete grundsätzlich Zustimmung von Vertretern aus den beiden Landesverkehrsministerien. „Wir müssen mehr zusammenarbeiten“, sagte Lorenz Stegemann vom Bayerischen Verkehrsministerium.
Einig waren sich alle, dass gerade Schülern, Auszubildenden und Studierenden günstige Angebote gemacht werden müssen – wie es in Bayern ab Herbst mit einem 29-Euro-Ticket geplant ist. Denn diese Zielgruppe ziehe dann auch als Erwachsene den ÖPNV dem Auto vor, ist die Hoffnung.
Die Attraktivität des ÖPNV erhöhen, könnte auch ein einfaches Check-In- und Check-OutSystem, betonten die Experten in Memmingen. Konkret würde das eine Abrechnung für die tatsächlich gefahrene Strecke ermöglichen – und ein Ein- und Aussteigen an jeder Haltestelle. Dazu gebe es bereits Projekte, sagte Stegemann.
Ein Knackpunkt aller Maßnahmen ist jedoch die Finanzierung. Da sei vor allem der Bund in der Pflicht, sagte Sigloch. „Aber auch die Kommunen müssen sagen, was sie gerade im ländlichen Raum bereit sind, für den ÖPNV zu bezahlen.“