Die Ungarn richten sich in Weiler ein
Deutscher Vorrundengegner schlägt sein EM-Quartier im Westallgäu auf
WEILER - Fünf Monate vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft hat Weiler tatsächlich einen Zuschlag bekommen: Ungarn wird hier sein EM-Quartier beziehen. Das hat der dortige Fußballverband am vergangenen Freitagnachmittag mitgeteilt. „Wir haben gehofft und gezittert. Jetzt freuen wir uns umso mehr. Wer hätte das gedacht, als unsere Bewerbung rausgegangen ist?“, sagte Weilers Bürgermeister Tobias Paintner, als er von der Entscheidung der Ungarn erfahren hatte. „Das ist etwas Tolles für die Region.“
Auch wenn Ungarn nicht gerade zu den fußballerischen Schwergewichten gehört, hat Weiler durchaus ein großes Los gezogen: Denn Ungarn ist einer der deutschen Gruppengegner in der Vorrunde. Das Duell mit der deutschen Nationalmannschaft um Nationaltrainer Julian Nagelsmann findet am 19. Juni (18 Uhr) in Stuttgart statt.
Allerspätestens in den Tagen vor dem Spiel dürfte Ungarn bundesweit ins Zentrum der Berichterstattung von Sportjournalisten rücken – und damit auch Weiler. Das hofft natürlich auch der Bürgermeister. „Ich denke, dass wir in den Medien gut präsent sein werden“, sagt Paintner. Zudem sei davon auszugehen, dass der eine oder andere ungarische Fußballfan seinen Sommerurlaub in Weiler und Umgebung verbringen wird, um seinen Idolen nahe zu sein.
Dadurch wird auch die Gemeinde gefordert sein. „Wir werden sicherlich gewisse Angebote schaffen müssen. Und wir werden auch etwas Schönes auf die Beine stellen. Aber es ist auch klar, dass die Gemeinde nicht alles finanzieren kann“, sagt Paintner.
Ungarn wird sich nach Angaben des Verbands vom 10. Juni an in Weiler auf seine EM-Spiele vorbereiten. Das Turnier selbst beginnt am 14. Juni. Einen Tag später spielt Ungarn in Köln gegen die Schweiz. Das dritte Gruppenspiel gegen Schottland hat die Mannschaft am 23. Juni in Stuttgart.
Man habe Weiler wegen seiner kulturell interessanten Umgebung und wegen seiner Nähe zur baden-württembergischen Landeshauptstadt ausgewählt, sodass die Anreise dorthin per Auto möglich sei, teilte der ungarische Verband am Freitag mit.
Die Mannschaft wird im Hotel Tannenhof wohnen und im Raiffeisenbank-Stadion trainieren, in dem der FV Rot-Weiß Weiler seine Heimspiele in der Fußball-Verbandsliga austrägt. Nach der Hinrunde liegt der Aufsteiger auf Rang 14 und damit einem Abstiegsplatz. Das letzte Saisonspiel hat der FV Weiler am Samstag, 1. Juni, gegen den VfL Pfullingen. Etwas mehr als eine Woche später kommen dann die ungarischen Profis mit ihrem Tross ins Allgäu.
Ungarn war 1954 beim legendären Wunder von Bern der deutsche Gegner im WM-Finale (3:2). An einer Weltmeisterschaft hat das Land allerdings seit 1986 nicht mehr teilgenommen. Dafür 2016 und 2021 an der EM – inklusive einem 2:2 gegen Deutschland.
Die Magyaren werden vom Italiener Marco Rossi trainiert. Ihr Superstar ist Mittelfeldspieler und Kapitän Dominik Szoboszlai vom FC Liverpool, der zuvor bei RB Leipzig gespielt hat. Überhaupt sind einige ungarische Spieler aus der Bundesliga bekannt – darunter Peter Gulacsi, Willi Orban (beide Leipzig), Attila Szalai (Hoffenheim) oder Roland Sallai (SC Freiburg). Sie alle sind im Juni in Weiler zu Gast.