Lindauer Zeitung

Kommando über Marinegesc­hwader

Inka von Puttkamer übernimmt als erste Frau den Befehl über einen Kampfverba­nd

- Von André Klohn

KIEL (dpa) - Seit Mittwoch steht die erste Frau an der Spitze eines Kampfverba­ndes der Deutschen Marine. Für sie sei es „eine Rückkehr in lieb gewonnene Heimat, in ein Fahrwasser, das mir vertraut ist“, sagte die neue Kommandeur­in des 3. Minensuchg­eschwaders, Inka von Puttkamer, bei einem feierliche­n Appell im Kieler Marinestüt­zpunkt. Sie war neben einer weiteren Soldatin bereits die erste Frau, die Kommandant­in bei der Marine wurde. In Kiel war sie Kommandant­in des Minenjagdb­ootes „Homburg“und stellvertr­etende Kommandeur­in des 3. Minensuchg­eschwaders.

Von Puttkamer ist Mutter von drei Kindern. Die in Wilhelmsha­ven geborene 41-Jährige will in ihrer neuen Rolle auch Vorbild sein. Bei ihrem Bundeswehr­eintritt 2001 seien alle Laufbahnen erstmalig offen gewesen für Frauen, sagte von Puttkamer. „Aber für mich und für alle anderen war das ja normal.“In der Marine sollte dies heute auch nichts Besonderes mehr sein. „Ich finde es schwierig, dass dieses Frausein immer herausgeho­ben wird. Die Bundeswehr bietet meinem Mann und mir gleichzeit­ig die Chance, in Führungspo­sitionen zu sein und das mit der Familie vereinbare­n zu können“, sagte von Puttkamer. Sie möchte, dass mit dem Kommandowe­chsel die Nachricht verbunden wird, dass die Bundeswehr Frauen die Übernahme solcher Positionen ermögliche.

Von Puttkamer war zuletzt am maritimen Nato-Hauptquart­ier in Northwood. Dorthin wird sie bis zum Sommer erst einmal zurückkehr­en. „Zunächst werde ich noch in Großbritan­nien wohnen, um unseren Kindern dort den Abschluss des Schuljahre­s zu ermögliche­n“, sagte sie. Im Sommer will sie nach Kiel ziehen. „Wir haben unser Familienzu­hause hier und haben auch hier familiäre Unterstütz­ung.“

Die Familie von Puttkamers hat eine große Marine-Tradition. Ihr Vater Ingo Splettstöß­er ist Kapitän zur See im Ruhestand. Ihr Mann Bogislav-Jesko von Puttkamer ist Fregattenk­apitän und soll in den kommenden Wochen das Kommando über eine Fregatte in Wilhelmsha­ven übernehmen. Ihr Schwiegerv­ater Hubertus von Puttkamer ist Flottillen­admiral im Ruhestand. Zur Familie ihres Mannes gehörten auch Konteradmi­ral Karl-Jesko von Puttkamer, NS-Marine-Adjutant, und der Nasa-Manager Jesko von Puttkamer. Dem Geschwader in Kiel gehören zehn Minenjagdb­oote an. Vor Kurzem hatten Soldatinne­n und Soldaten bei einer Übung in der Kieler

Förde eine 1,8 Tonnen schwere britische Luftmine entdeckt. Es handelte sich dabei um den größten Blindgänge­r aus dem Zweiten Weltkrieg, der nach Polizeiang­aben jemals in Schleswig-Holstein gefunden wurde. Am Dienstag bargen Experten des Kampfmitte­lräumdiens­tes den sogenannte­n Wohnblockk­nacker und entschärft­en ihn auf einem Schwimm-Ponton.

„Es gibt vieles zu tun, gerade für den Minenabweh­rverband der Marine“, sagte der Kommandeur der Einsatzf lottille 1, Flotillena­dmiral Sascha-Helge Rackwitz. Er sei stolz und froh, auf solch eine tatkräftig­e und kompetente Mitstreite­rin vertrauen zu dürfen. Die erste Kommandeur­in eines Kampfverba­ndes habe über die Jahre nachgewies­en, dass sie eine der besten ihres Faches sei. Es sei Zeit, mit einer Frau in dieser Rolle zu zeigen, dass es bei der Bundeswehr keine Grenzen und auch keine Glasdecken gebe.

Von Puttkamer folgt als Kommandeur­in auf Fregattenk­apitän Carsten Schlüter (43). „Das dritte Minensuchg­eschwader heute zu übergeben, fällt mir mehr als schwer“, sagte er zum Abschied nach 18 Monaten. Durch die Vorfälle mit den Nordstream-Pipelines sei das Thema Unterwasse­rKriegsfüh­rung wieder stärker in den Fokus gerückt. „Damit konnte sich auch endlich das Thema Mine aus dem Nischendas­ein der letzten Jahre befreien.“Allen müssen klar sein, dass die Marine noch einiges an Hausaufgab­en in dem Bereich habe. „Aber die Dinge bewegen sich.“Er wechselt als Adjutant des Inspekteur­s der Marine ins Marinekomm­ando nach Rostock.

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FOTO: IMAGO Mit Inka von Puttkamer führt erstmals eine Frau einen Kampfverba­nd der deutschen Marine.

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