Ach du dickes Ei
An Ostern sind sie der Star auf dem Frühstückstisch: Wie viele Eier gesund sind und was ein gutes Ei ausmacht
LINDAU - Die einen mögen’s lieber süß mit Zopf, Marmelade und Orangensaft, die anderen lieber deftig mit Schinken, Käse oder Weißwurst. Für die allermeisten darf beim Osterfrühstück aber vor allem eins nicht fehlen: das Osterei. Doch wie viele Eier pro Woche sind eigentlich gesund? Und was macht so ein richtig gutes Hühnerei aus?
An Ostern dreht sich vieles ums Ei. Schließlich gilt es im Christentum als Symbol für die Auferstehung von Jesu Christi: Von außen wirkt es kalt und tot, doch in seinem Inneren entsteht neues Leben.
An den Tagen vor dem Fest versammeln sich Eltern und Kinder um bunte Farbtöpfe und tunken ihre Eier dort hinein. Am Ostersonntag pirschen dann sämtliche Großeltern, Tanten und Geschwister durch die Wohnung oder den Garten, auf der Suche nach dem besten Eier-Versteck – und die Kinder haben einen Riesenspaß beim Suchen.
Am Frühstückstisch geht es bei manchen mit dem Ostereierpecken oder -ditschen weiter: Dabei haben zwei Spieler je ein hart gekochtes Osterei in die Hand. Einer beginnt und schlägt mit der Spitze seines Eis auf die Eispitze seines Gegenübers, um diese aufzubrechen. Wer das Ei mit der robusteren Schale hat, gewinnt. Der Gewinner darf beide Eier verspeisen. Bei talentierten Eierditschern können sich also jede Menge gekochte Eier ansammeln.
Rein gesundheitlich betrachtet, könnten vor allem Vegetarier mehrere Eier pro Wochen essen, sagt die Wasserburger Gesundheitspsychologin Vanessa Dreßler (Foto: Privat/Lars Zacharias). Wichtig sei aber, die Eier nicht als Beilage zu betrachten. Wer sich zum Ei noch einiges an Wurst auf den Vesperteller legt, macht es nach Meinung der Diätassistentin falsch.
Denn dann werde der tierische Anteil auf dem Teller zu groß, es könnte zu einem CholesterinÜberfluss kommen. „Das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt erhöht sich“, sagt sie.
Wer sein Ei bewusst isst, mache es richtig. Außerdem sei Ausgewogenheit wichtig: Liegt das Ei mit Gemüse und Vollkornprodukten auf dem Teller, wird daraus eine richtig gesunde Mahlzeit.
Laut der Gesundheitspsychologin steckt in ihm nämlich das einzige Eiweiß, das der Körper zu 100
Prozent aufnehmen kann. „Empfehlenswert für alle, die Muskeln aufbauen wollen“, sagt Dreßler. Außerdem enthalten Eier jede Menge Vitamine, Mineralstoffe und essentielle Aminosäuren.
Trotzdem hatte die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erst vor ein paar Wochen empfohlen, den Eierkonsum zu reduzieren. Im Idealfall sollte jeder nur noch ein Ei die Woche essen, heißt es dort. Früher galten als Orientierung etwa drei Eier pro Woche. Verarbeitete Eier in Nudeln, Spätzle oder Kuchen zählen nicht dazu, sie kommen noch obendrauf.
Für die Änderung ihrer Empfehlung musste die DGE einiges an Kritik einstecken. Schließlich lieben die Deutschen Eier, im vergangenen Jahr stieg der Verbrauch auf fast 20 Milliarden Stück.
Wichtig zu wissen ist, dass die neue Empfehlung keinen gesundheitlichen Hintergrund hat
– sondern einen ökologischen. Erstmals hat die DGE auch Aspekte der Nachhaltigkeit und Umweltbelastung miteinbezogen.
Was die CO2-Emissionen angeht, liegt das Ei ziemlich genau in der Mitte: um einiges weniger als Fleisch, allerdings mehr als zum Beispiel die ebenfalls proteinreichen Linsen.
Mit Blick auf das Tierwohl empfiehlt Gesundheitspsychologin Vanessa Dreßler, auf den Code auf dem Ei zu achten. Dies lässt sich anhand der ersten Zahl erkennen, die auf das Ei gedruckt ist: 0 bedeutet ökologische Erzeugung, 1 Freilandhaltung, 2 Bodenhaltung und 3 Käfighaltung. „So hochwertig wie möglich ist natürlich am besten.“
Dass die DGE ihre Eier-Empfehlung heruntergeschraubt hat – Elisabeth Rogg merkt davon nichts. Die Freiland-Eier der Oberreitnauerin gehen weg wie warme Semmel. 600 Stück verkauft Familie Rogg pro Tag im Schnitt. „Montag und Dienstag sind es immer etwas weniger, zum Wochenende hin dann mehr“, sagt sie.
Die Eier von Roggs Hühnern bekommt nur, wer direkt zum Bauernhof fährt, denn es gibt sie ausschließlich im Hof laden zu kaufen. Dort ist ein großer Automat, in dem neben Kartoffeln, Äpfeln, Fleisch, Wurst und verschiedenen Milchprodukten eben auch Eierkartons mit frischen Eiern stehen.
Das hat den Vorteil, dass Kunden dort Tag und Nach einkaufen können – auch am Wochenende. Dafür befüllt Elisabeth Rogg ihren Automaten mehrmals am Tag neu.
Was macht aus ihrer Sicht ein gutes Ei aus? „Die Haltung der Tiere“, sagt Rogg sofort. Sie ist sich sicher: „Wenn es einem Tier gutgeht, gibt es auch gute Produkte.“
Dass es ihren Hühnern gutgeht, davon kann sich, wer will, selbst überzeugen. Auf den saftig-grünen Wiesen zwischen Schönau und Oberreitnau picken die 650 Hühner nach Würmern, Insekten, Gras und Klee.
Für ihren Auslauf sind die Tiere in zwei Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe hat einen eigenen mobilen Hühnerstall. Damit wandern die Hühnergruppen von Wiese zu Wiese, damit sie immer frisches Gras zur Verfügung haben.
„Da steckt viel Arbeit dahinter“, sagt Rogg. Das Zusatzfutter, das die Tiere bekommen, sei gentechnikfrei und stamme von einer Mühle aus der Region.
Wie viele Eier ihre Hühner legen, „das bestimmt das Tier selbst“, sagt Elisabeth Rogg und lacht. Grundsätzlich sei es aber so, dass jüngere Hühner mehr Eier legen als ältere. Und mit dem Alter des Huhns nimmt dann auch die Qualität der Schale ab. Fürs Eierditschen an Ostern gilt also: Wer gewinnen will, nimmt lieber ein Ei von einem jungen Huhn.