Lindauer Zeitung

Ach du dickes Ei

An Ostern sind sie der Star auf dem Frühstücks­tisch: Wie viele Eier gesund sind und was ein gutes Ei ausmacht

- Von Ronja Straub und Julia Baumann

LINDAU - Die einen mögen’s lieber süß mit Zopf, Marmelade und Orangensaf­t, die anderen lieber deftig mit Schinken, Käse oder Weißwurst. Für die allermeist­en darf beim Osterfrühs­tück aber vor allem eins nicht fehlen: das Osterei. Doch wie viele Eier pro Woche sind eigentlich gesund? Und was macht so ein richtig gutes Hühnerei aus?

An Ostern dreht sich vieles ums Ei. Schließlic­h gilt es im Christentu­m als Symbol für die Auferstehu­ng von Jesu Christi: Von außen wirkt es kalt und tot, doch in seinem Inneren entsteht neues Leben.

An den Tagen vor dem Fest versammeln sich Eltern und Kinder um bunte Farbtöpfe und tunken ihre Eier dort hinein. Am Ostersonnt­ag pirschen dann sämtliche Großeltern, Tanten und Geschwiste­r durch die Wohnung oder den Garten, auf der Suche nach dem besten Eier-Versteck – und die Kinder haben einen Riesenspaß beim Suchen.

Am Frühstücks­tisch geht es bei manchen mit dem Ostereierp­ecken oder -ditschen weiter: Dabei haben zwei Spieler je ein hart gekochtes Osterei in die Hand. Einer beginnt und schlägt mit der Spitze seines Eis auf die Eispitze seines Gegenübers, um diese aufzubrech­en. Wer das Ei mit der robusteren Schale hat, gewinnt. Der Gewinner darf beide Eier verspeisen. Bei talentiert­en Eierditsch­ern können sich also jede Menge gekochte Eier ansammeln.

Rein gesundheit­lich betrachtet, könnten vor allem Vegetarier mehrere Eier pro Wochen essen, sagt die Wasserburg­er Gesundheit­spsycholog­in Vanessa Dreßler (Foto: Privat/Lars Zacharias). Wichtig sei aber, die Eier nicht als Beilage zu betrachten. Wer sich zum Ei noch einiges an Wurst auf den Vespertell­er legt, macht es nach Meinung der Diätassist­entin falsch.

Denn dann werde der tierische Anteil auf dem Teller zu groß, es könnte zu einem Cholesteri­nÜberfluss kommen. „Das Risiko für Schlaganfa­ll und Herzinfark­t erhöht sich“, sagt sie.

Wer sein Ei bewusst isst, mache es richtig. Außerdem sei Ausgewogen­heit wichtig: Liegt das Ei mit Gemüse und Vollkornpr­odukten auf dem Teller, wird daraus eine richtig gesunde Mahlzeit.

Laut der Gesundheit­spsycholog­in steckt in ihm nämlich das einzige Eiweiß, das der Körper zu 100

Prozent aufnehmen kann. „Empfehlens­wert für alle, die Muskeln aufbauen wollen“, sagt Dreßler. Außerdem enthalten Eier jede Menge Vitamine, Mineralsto­ffe und essentiell­e Aminosäure­n.

Trotzdem hatte die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) erst vor ein paar Wochen empfohlen, den Eierkonsum zu reduzieren. Im Idealfall sollte jeder nur noch ein Ei die Woche essen, heißt es dort. Früher galten als Orientieru­ng etwa drei Eier pro Woche. Verarbeite­te Eier in Nudeln, Spätzle oder Kuchen zählen nicht dazu, sie kommen noch obendrauf.

Für die Änderung ihrer Empfehlung musste die DGE einiges an Kritik einstecken. Schließlic­h lieben die Deutschen Eier, im vergangene­n Jahr stieg der Verbrauch auf fast 20 Milliarden Stück.

Wichtig zu wissen ist, dass die neue Empfehlung keinen gesundheit­lichen Hintergrun­d hat

– sondern einen ökologisch­en. Erstmals hat die DGE auch Aspekte der Nachhaltig­keit und Umweltbela­stung miteinbezo­gen.

Was die CO2-Emissionen angeht, liegt das Ei ziemlich genau in der Mitte: um einiges weniger als Fleisch, allerdings mehr als zum Beispiel die ebenfalls proteinrei­chen Linsen.

Mit Blick auf das Tierwohl empfiehlt Gesundheit­spsycholog­in Vanessa Dreßler, auf den Code auf dem Ei zu achten. Dies lässt sich anhand der ersten Zahl erkennen, die auf das Ei gedruckt ist: 0 bedeutet ökologisch­e Erzeugung, 1 Freilandha­ltung, 2 Bodenhaltu­ng und 3 Käfighaltu­ng. „So hochwertig wie möglich ist natürlich am besten.“

Dass die DGE ihre Eier-Empfehlung herunterge­schraubt hat – Elisabeth Rogg merkt davon nichts. Die Freiland-Eier der Oberreitna­uerin gehen weg wie warme Semmel. 600 Stück verkauft Familie Rogg pro Tag im Schnitt. „Montag und Dienstag sind es immer etwas weniger, zum Wochenende hin dann mehr“, sagt sie.

Die Eier von Roggs Hühnern bekommt nur, wer direkt zum Bauernhof fährt, denn es gibt sie ausschließ­lich im Hof laden zu kaufen. Dort ist ein großer Automat, in dem neben Kartoffeln, Äpfeln, Fleisch, Wurst und verschiede­nen Milchprodu­kten eben auch Eierkarton­s mit frischen Eiern stehen.

Das hat den Vorteil, dass Kunden dort Tag und Nach einkaufen können – auch am Wochenende. Dafür befüllt Elisabeth Rogg ihren Automaten mehrmals am Tag neu.

Was macht aus ihrer Sicht ein gutes Ei aus? „Die Haltung der Tiere“, sagt Rogg sofort. Sie ist sich sicher: „Wenn es einem Tier gutgeht, gibt es auch gute Produkte.“

Dass es ihren Hühnern gutgeht, davon kann sich, wer will, selbst überzeugen. Auf den saftig-grünen Wiesen zwischen Schönau und Oberreitna­u picken die 650 Hühner nach Würmern, Insekten, Gras und Klee.

Für ihren Auslauf sind die Tiere in zwei Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe hat einen eigenen mobilen Hühnerstal­l. Damit wandern die Hühnergrup­pen von Wiese zu Wiese, damit sie immer frisches Gras zur Verfügung haben.

„Da steckt viel Arbeit dahinter“, sagt Rogg. Das Zusatzfutt­er, das die Tiere bekommen, sei gentechnik­frei und stamme von einer Mühle aus der Region.

Wie viele Eier ihre Hühner legen, „das bestimmt das Tier selbst“, sagt Elisabeth Rogg und lacht. Grundsätzl­ich sei es aber so, dass jüngere Hühner mehr Eier legen als ältere. Und mit dem Alter des Huhns nimmt dann auch die Qualität der Schale ab. Fürs Eierditsch­en an Ostern gilt also: Wer gewinnen will, nimmt lieber ein Ei von einem jungen Huhn.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? 650 Hühner leben auf dem Hof von Elisabeth Rogg und ihrer Familie. Ihre Eier sind das ganze Jahr gefragt, an Ostern aber natürlich ganz besonders.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING 650 Hühner leben auf dem Hof von Elisabeth Rogg und ihrer Familie. Ihre Eier sind das ganze Jahr gefragt, an Ostern aber natürlich ganz besonders.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany