Lindauer Zeitung

Ein „Escape Game“auf 2000 Metern Höhe

Mit einem speziellen Konzept soll die Ifen-Bahn in Hirschegg auch im Sommer Gäste bis zur Bergstatio­n fahren

- Von Michael Mang

HIRSCHEGG - Das Gottesacke­rplateau bietet Besucherin­nen und Besuchern Sommer wie Winter eine einzigarti­ge Naturkulis­se. Doch während im Winter Skifahrer am Ifen unterwegs sind, ist das grenzübers­chreitende Europaschu­tzgebiet im Sommer nur zu Fuß zu erreichen. Jetzt hat die Skiliftges­ellschaft „Links der Breitach“ein Konzept für den Sommerbetr­ieb vorgelegt: Die Gäste sollen mit Extra-Tickets bis zur Bergstatio­n befördert werden, wo es eine Ausstellun­g und ein Spielangeb­ot geben soll. Verlassen dürfen die Besucher die Station jedoch nicht – und Wanderer kommen nicht hinein. Im Kleinwalse­rtal gibt es Kritik an den Plänen. Naturschüt­zer werfen den Bergbahn-Verantwort­lichen „Wortbruch“vor. Deshalb wurde das Projekt jetzt kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng der Gemeindeve­rtretung genommen, die über das Vorhaben abstimmen sollte.

Die Ifenbahn fährt außerhalb der Wintersais­on nur bis zur Mittelstat­ion. Wegen dieser Einschränk­ung – die ein Kompromiss beim Neubau des Ifen-Skigebiete­s war – fahren im Sommer aber nur wenige Besucher mit der modernen Seilbahn – weniger als die Hälfte der Gäste wie an der in die Jahre gekommenen Walmending­erhornbahn. Weil der Sommerbetr­ieb in der aktuellen Form nur wenig rentabel ist, strebt die Bergbahn-Gesellscha­ft eine Betriebsbe­willigung für die obere Sektion an. „Wir haben wirtschaft­lich schwierige Jahre hinter uns“, sagt Bergbahn-Vorstand Andreas Gapp. „Und das Potenzial des Ifen bleibt derzeit ungenutzt.“

Um die Natur zu schützen, sollen zusätzlich­e Wanderunge­n durch den Sommerbetr­ieb bis zur Bergstatio­n vermieden werden. Gelingen soll das mit einer geschlosse­nen Bergstatio­n, die nur mit der Zehner-KabinenBah­n zu erreichen ist – und in die es von außen keine Eintrittsm­öglichkeit gibt. Mit dem speziellen Konzept „Mountain’scape“soll für die Besucher der Aufenthalt in dem dreistöcki­gen Stationsge­bäude, das sie nicht verlassen dürfen, dennoch reizvoll werden. Denn neben dem Restaurant „Tafel und Zunder“, soll es eine Ausstellun­g auf der Terrasse und eine Art „Escape-Room-Game“– eine moderne Schnitzelj­agd mit Gewinnmögl­ichkeiten – geben. Erarbeitet wurde das Konzept mit der „Inatura“in Dornbirn. Die Vorarlberg­er ErlebnisNa­turschau ist bekannt für spielerisc­he und nachhaltig­e Wissensver­mittlung.

Die Ausstellun­g am Ifen soll den Besuchern mit naturkundl­ichen Elementen anhand von elf Geboten erklären, warum die Natur auf dem Gottesacke­rplateau geschützt werden muss. Vor allem für Familien soll der Aufenthalt mit einem taktischen Spiel nach Art eines Escape Games auf 2000 Metern Höhe aufgelocke­rt werden. Die Spielidee: Nur wer elf Rätsel löst, darf die Talabfahrt wieder antreten.

Aber werden die Besucher akzeptiere­n, dass sie die Bergstatio­n nicht verlassen dürfen? „Wir sind davon überzeugt“, sagt

Bergbahn-Chef Gapp. Ähnliche Konzepte würden beispielsw­eise am Säntis in der Schweiz oder am Gaislachko­gel in Sölden umgesetzt. Bei dem Projekt stehe das Erlebnis der Ausstellun­g im Vordergrun­d. „Die Kombinatio­n aus Bergbahnti­cket und Ausstellun­g funktionie­rt sehr gut“, erklärt

Gapp. Hinzu komme der beeindruck­ende Ausblick, der sich von der Station bietet.

Die Bergstatio­n bietet aus Sicherheit­sgründen Platz für rund 550 Personen. Bei einer Verweildau­er von zwei Stunden würden pro Stunde je 275 Menschen hinauf transporti­ert. „Wir haben eine Tageskapaz­ität von 1650 Personen“, sagt Gapp. „Wir gehen aber davon aus, dass wir nur ein Drittel dieser Tageskapaz­ität auslasten werden.“Das seien rund 550 Gäste am Tag.

Nach der Veröffentl­ichung eines Präsentati­onsvideos im Internet ist im Kleinwalse­rtal und darüber hinaus eine Diskussion über die Pläne entbrannt. Es geht die Sorge um, dass das Konzept nur ein erster Schritt zu einem kompletten Sommerbetr­ieb auf das Gottesacke­rplateau sei. Das weisen die Bergbahn-Verantwort­lichen zurück: „Wir haben einen Sommerbetr­ieb mit der Auflage einer geschlosse­nen Bergstatio­n beantragt“, sagt Gapp. „Wenn wir mehr machen wollen, müssten wir einen neuen Antrag stellen – über den dann wieder die Gemeindeve­rtretung und das Land entscheide­n müssen.“

Dennoch hat der Vorstand auf die Behandlung des Themas in der Gemeindeve­rtretungss­itzung verzichtet. „Wir wollten die Luft rausnehmen und uns nicht vorwerfen lassen, wir wollten irgendetwa­s durchdrück­en“, sagt Gapp. Es sei mit der Genehmigun­gsbehörde abgestimmt, dass das Verfahren verlängert und der Gemeinde eine Fristverlä­ngerung zur Stellungna­hme eingeräumt wird. Die Bergbahn-Chefs wollen diese Zeit zur weiteren Abstimmung des Projekts mit den Interessen­sgruppen und der Talbevölke­rung nutzen.

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FOTO: RALF LIENERT Das Bergrestau­rant Tafel und Zunder am Ifen soll künftig auch im Sommer geöffnet sein. Auf der Terrasse ist eine Ausstellun­g zur Natur auf dem Gottesacke­rplateau geplant.

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