Ein „Escape Game“auf 2000 Metern Höhe
Mit einem speziellen Konzept soll die Ifen-Bahn in Hirschegg auch im Sommer Gäste bis zur Bergstation fahren
HIRSCHEGG - Das Gottesackerplateau bietet Besucherinnen und Besuchern Sommer wie Winter eine einzigartige Naturkulisse. Doch während im Winter Skifahrer am Ifen unterwegs sind, ist das grenzüberschreitende Europaschutzgebiet im Sommer nur zu Fuß zu erreichen. Jetzt hat die Skiliftgesellschaft „Links der Breitach“ein Konzept für den Sommerbetrieb vorgelegt: Die Gäste sollen mit Extra-Tickets bis zur Bergstation befördert werden, wo es eine Ausstellung und ein Spielangebot geben soll. Verlassen dürfen die Besucher die Station jedoch nicht – und Wanderer kommen nicht hinein. Im Kleinwalsertal gibt es Kritik an den Plänen. Naturschützer werfen den Bergbahn-Verantwortlichen „Wortbruch“vor. Deshalb wurde das Projekt jetzt kurzfristig von der Tagesordnung der Gemeindevertretung genommen, die über das Vorhaben abstimmen sollte.
Die Ifenbahn fährt außerhalb der Wintersaison nur bis zur Mittelstation. Wegen dieser Einschränkung – die ein Kompromiss beim Neubau des Ifen-Skigebietes war – fahren im Sommer aber nur wenige Besucher mit der modernen Seilbahn – weniger als die Hälfte der Gäste wie an der in die Jahre gekommenen Walmendingerhornbahn. Weil der Sommerbetrieb in der aktuellen Form nur wenig rentabel ist, strebt die Bergbahn-Gesellschaft eine Betriebsbewilligung für die obere Sektion an. „Wir haben wirtschaftlich schwierige Jahre hinter uns“, sagt Bergbahn-Vorstand Andreas Gapp. „Und das Potenzial des Ifen bleibt derzeit ungenutzt.“
Um die Natur zu schützen, sollen zusätzliche Wanderungen durch den Sommerbetrieb bis zur Bergstation vermieden werden. Gelingen soll das mit einer geschlossenen Bergstation, die nur mit der Zehner-KabinenBahn zu erreichen ist – und in die es von außen keine Eintrittsmöglichkeit gibt. Mit dem speziellen Konzept „Mountain’scape“soll für die Besucher der Aufenthalt in dem dreistöckigen Stationsgebäude, das sie nicht verlassen dürfen, dennoch reizvoll werden. Denn neben dem Restaurant „Tafel und Zunder“, soll es eine Ausstellung auf der Terrasse und eine Art „Escape-Room-Game“– eine moderne Schnitzeljagd mit Gewinnmöglichkeiten – geben. Erarbeitet wurde das Konzept mit der „Inatura“in Dornbirn. Die Vorarlberger ErlebnisNaturschau ist bekannt für spielerische und nachhaltige Wissensvermittlung.
Die Ausstellung am Ifen soll den Besuchern mit naturkundlichen Elementen anhand von elf Geboten erklären, warum die Natur auf dem Gottesackerplateau geschützt werden muss. Vor allem für Familien soll der Aufenthalt mit einem taktischen Spiel nach Art eines Escape Games auf 2000 Metern Höhe aufgelockert werden. Die Spielidee: Nur wer elf Rätsel löst, darf die Talabfahrt wieder antreten.
Aber werden die Besucher akzeptieren, dass sie die Bergstation nicht verlassen dürfen? „Wir sind davon überzeugt“, sagt
Bergbahn-Chef Gapp. Ähnliche Konzepte würden beispielsweise am Säntis in der Schweiz oder am Gaislachkogel in Sölden umgesetzt. Bei dem Projekt stehe das Erlebnis der Ausstellung im Vordergrund. „Die Kombination aus Bergbahnticket und Ausstellung funktioniert sehr gut“, erklärt
Gapp. Hinzu komme der beeindruckende Ausblick, der sich von der Station bietet.
Die Bergstation bietet aus Sicherheitsgründen Platz für rund 550 Personen. Bei einer Verweildauer von zwei Stunden würden pro Stunde je 275 Menschen hinauf transportiert. „Wir haben eine Tageskapazität von 1650 Personen“, sagt Gapp. „Wir gehen aber davon aus, dass wir nur ein Drittel dieser Tageskapazität auslasten werden.“Das seien rund 550 Gäste am Tag.
Nach der Veröffentlichung eines Präsentationsvideos im Internet ist im Kleinwalsertal und darüber hinaus eine Diskussion über die Pläne entbrannt. Es geht die Sorge um, dass das Konzept nur ein erster Schritt zu einem kompletten Sommerbetrieb auf das Gottesackerplateau sei. Das weisen die Bergbahn-Verantwortlichen zurück: „Wir haben einen Sommerbetrieb mit der Auflage einer geschlossenen Bergstation beantragt“, sagt Gapp. „Wenn wir mehr machen wollen, müssten wir einen neuen Antrag stellen – über den dann wieder die Gemeindevertretung und das Land entscheiden müssen.“
Dennoch hat der Vorstand auf die Behandlung des Themas in der Gemeindevertretungssitzung verzichtet. „Wir wollten die Luft rausnehmen und uns nicht vorwerfen lassen, wir wollten irgendetwas durchdrücken“, sagt Gapp. Es sei mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt, dass das Verfahren verlängert und der Gemeinde eine Fristverlängerung zur Stellungnahme eingeräumt wird. Die Bergbahn-Chefs wollen diese Zeit zur weiteren Abstimmung des Projekts mit den Interessensgruppen und der Talbevölkerung nutzen.