Hühnerschar bringt Leben in den Garten
Für Familie Kühn aus Immenstaad sind ihre gackernden fünf Hennen mehr als nur Eierlieferanten
IMMENSTAAD - Familie Kühn aus Immenstaad ist im wahrsten Wortsinn aufs Huhn gekommen. Ihre gefiederten Freundinnen heißen Marlis, Ida, Fips, Frieda und Ellie – und sie versorgen die Familie nicht nur mit Frühstückseiern, sondern bringen auch ordentlich Leben in den Garten.
Marlis ist die Chefin im Ring. Während das weißgefiederte Zwerghuhn scheinbar ganz gelassen Reis und weichgekochte Möhrchen aus dem Schälchen pickt, hat sie ihre Nachbarin Ida stets im Blick. Und zack – mit einem leisen Fauchen hackt sie kurz in Richtung ihrer Artgenossin. Ida weicht mit einem kleinen Satz zurück und schon ist die Rangfolge wiederhergestellt.
„Marlis ist unsere Seniorin, unsere alte Dame. Sie gibt den Ton an. Sie ist die Ranghöchste in der Gruppe, Ida die Rangniedrigste“, erklärt Stefanie Kühn, die „Hühnertante“, wie sie sich selbst bezeichnet.
Neben Ida und Marlis lassen sich auch noch Fips und Frieda den Wind durch die Federn wehen an diesem stürmischen Frühlingstag. Ellie, die fünfte im Bunde, hat sich in den geräumigen Stall zurückgezogen, um in Ruhe ein Ei zu legen. Knapp eine Stunde später wird sie den Erfolg ihrer Mission lautstark ihren Kolleginnen verkünden. „Das gibt immer ein lautes Gegacker. Sie muss ihrer Herde bekannt geben: Ich war produktiv“, weiß Stefanie Kühn.
Gemeinsam mit ihrer Tochter Jule hat sie vor drei Jahren fünf Hühner angeschafft. Von der ursprünglichen Besetzung sind nur noch Marlis und Fips dabei. Die anderen drei Hühner kamen im vergangenen Herbst dazu und werden bald ein Jahr alt. „Wir haben uns bewusst für die Rasse der Zwerg-Wyandotten entschieden, weil sie besonders hübsch sind und so viele Farbschläge haben. Wir wollten sie auf den ersten Blick unterscheiden können“, erzählt die Hühnerexpertin.
Aufs Huhn gekommen ist sie vor einiger Zeit durch ihre Liebe zu Vögeln. Sie wollte gern ein Tier, das nicht mit im Haus wohnen muss, aber mit „dem man dennoch interagieren kann“, wie sie berichtet. Tochter Jule war damals gerade ein großer Fan der Filmreihe „Die wilden Hühner“. Also fiel die Wahl schnell auf das Federvieh.
Allerdings galt es zuvor noch, interne Widerstände innerhalb der Familie zu überwinden. Die Begeisterung für eine baldige Hühnerhaltung im heimischen Garten hielt sich beim männlichen Teil der Familie in überschaubaren Grenzen. Doch dank Beharrlichkeit und Jules Überredungskünsten konnten der Vater und die beiden älteren Brüder schließlich überzeugt werden.
Ihr Mann habe anfangs immer gelästert, dass die Hühner so wenig Eier legen, erzählt Stefanie Kühn lachend. Dies sei auch tatsächlich im Winter der Fall. Doch jetzt im Frühling, passend zur Osterzeit, produzieren die gefiederten Damen täglich meist drei Eier.
Anhand von deren Muster und Färbung können Stefanie und Jule Kühn das Ei dem jeweiligen Huhn zuordnen. So sind etwa Marlis’ Eier weiß, die von Ida dagegen braun und die von Fips sind leicht gesprenkelt. Aber Stefanie
Kühn hat sich ihre fünf Hühnerdamen nicht bloß als Eierlieferanten angeschafft. Die Eier seien ein „schöner Nebeneffekt, ein Geschenk“.
Vielmehr wollte sie mit den Vögeln ihren Garten beleben. Sie genießt es, mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse sitzend ihren Hühnern zuzuschauen. Wenn diese in Ruhe ihr Futter picken oder den kleinen Hügel hochlaufen und dort auf die beiden Stühle f lattern, um die Umgebung zu inspizieren. „Sie haben gern den Überblick. Sie sind sehr neugierig und an allem interessiert“, erklärt die „Hühnermutter“.
Der Hausbau auf dem Nachbargrundstück etwa sei extrem spannend für die Hühner gewesen. Obwohl sie von der erhöhten
Position auf der Stuhllehne leicht den Zaun überwinden könnten, würden sie nicht ausbüxen, berichtet Stefanie Kühn. Falls doch mal eins auf Abwege gerate, so komme es gleich wieder zurück: „Sie wissen, wo ihr Zuhause ist.“
Dank der engen Bebauung in dem Wohngebiet und des kleinen Baumes in dem Gehege droht den fünf Hühnern wenig Gefahr aus der Luft. Zudem vertreiben die Raben in der Gegend die Greifvögel. Vor nächtlichen Marderattacken schützt der große Holzstall, in den die Hühner bei Sonnenuntergang selbstständig hineingehen. Dank eines Tageslichtsensors öffnet sich die Schiebetür an dem Stall bei Sonnenaufgang automatisch. So müssen Stefanie oder Jule Kühn nicht mehr beim ersten Sonnenstrahl nach draußen, um die Tür zu öffnen.
Überhaupt erfordert die Pf lege der Vögel wenig Zeit. Fünf bis zehn Minuten am Tag reichen, um Futter und Wasser hinzustellen sowie den Kot einzusammeln. Nach drei Jahren Hühnerhaltung sind mittlerweile auch die Männer im Hause Kühn überzeugt und übernehmen auch mal die Versorgung, falls Mutter und Tochter nicht da sind. „Hauptkümmerin“bleibt jedoch die Mutter.
Auch wenn die Hühner sehr zutraulich sind, sogar aus der Hand fressen, sind es keine Kuscheltiere wie Hund oder Katze. Für Stefanie Kühn sind sie auch keine Familienmitglieder: „Sie gehören dazu. Sie sind gute Freunde, aber es bleiben Tiere.“Freunde allerdings, die keiner in der Familie Kühn mehr missen möchte.