Eine Ausstellung zum Anfassen
Wolfegger Bauernhausmuseum startet in neue Saison – Barrierefreiheit ist Thema
WOLFEGG - Mit einer neuen Dauerausstellung ist das Bauernhausmuseum in Wolfegg am Dienstag in die neue Saison gestartet. Unter dem Titel „Alltagswelten – gestern und heute“zieht die barrierefreie Ausstellung im Hof Beck Vergleiche zum ländlichen Alltag um das Jahr 1900 und heutigen Lebensweisen. Auf 74 Quadratmetern werden dabei vier Bereiche beleuchtet, darunter das Zusammenleben im Privaten oder der Einsatz von Technik in der Arbeitswelt. Mit Elementen zum Sehen, Hören und Ertasten werden alle Besucher angesprochen.
In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Inklusion entstand ein möglichst gleichwertiges Museumserlebnis, so Maximilian Eiden, Leiter der Kulturhäuser im Landkreis Ravensburg. So können beispielsweise sehbehinderte Menschen mit den Händen Geschwindigkeiten an einer sich drehenden Scheibe erfühlen. Ein Leitsystem auf dem Boden ermöglicht ihnen zudem die Orientierung innerhalb der Räume.
Erreichen können die Besucher das Untergeschoss des 2023 neu eröffneten Hofs Beck sowohl über eine Treppe als auch einen Aufzug. Video-, Text- und Audioelemente erklären den Inhalt an den jeweiligen Stationen. Zusätzlich können sich Besucher mit Hörbehinderung über Tablets die Informationen in Gebärdensprache anzeigen lassen.
„Die Ausstellung ist einfach gut, weil man sie ,begreifen’ kann“, sagt Klaus Peters vom Blinden- und Sehbehindertenverband Ravensburg. Und weiter: „Gerade die Arbeit, die in die Mitmachstationen hineingesteckt wurde, macht die Ausstellung so wertvoll.“
Auch Susanne Groß, die die Texte in leichte Sprache mit übersetzt hat, sagt: „Jeder Besucher kann selbstbestimmt durch die Ausstellung gehen und sie so erfahren, wie er oder sie das möchte.“Die Informationen nicht nur zu lesen, sondern auch zu erfühlen, beeindruckt Groß.
Die Idee zur Dauerausstellung im Anbau des Hofs Beck hatte Kuratorin Veronika Kolb. Inspiriert wurde sie während eines Rundgangs von einer Besuchergruppe kognitiv beeinträchtigter Menschen. „Bei dem Rundgang zeigte sich, dass die Gruppe mehr über den Alltag um 1900 und heute im Vergleich lernen wollte. Und so entstand der Gedanke und Titel der Ausstellung“, sagt Kolb.
Durch die Ausstellung soll das Angebot im Bauernhausmuseum für kognitiv eingeschränkte Menschen, aber auch Kinder und ältere Menschen erweitert werden, so die Kuratorin.
Eröffnet wurde die Dauerausstellung zeitgleich mit der neuen Museumssaison. Um niemanden auszuschließen und Barrieren abzubauen, wurde auch die Internetseite überarbeitet. Neben leichter Sprache stehen nun auch Videos in Gebärdensprache zur Verfügung, die den Inhalt der Seite wiedergeben. Neben dem barrierearmen Internetauftritt und der neuen Ausstellung soll im Juni zudem der erste Abschnitt eines inklusiven Bauernhof-Erlebnisspielplatzes eröffnet werden. Ein Traktor mit Heuwagen darf dann beispielsweise erklettert werden, die Spielgeräte seien barrierearm angepasst, erklärt Pressesprecherin Simone Lipski. „Vom Heuwagen kann man direkt ins Führerhaus rollen“, sagt Museumsleiterin Tanja Kreutzer.
Die Dauerausstellung „Die Schwabenkinder“sei noch die kommende Saison erlebbar, bevor sie in eine längere Überarbeitungspause gehe, so die Museumsleiterin weiter. In der aktuellen Saison werden zudem Führungen in Gebärdensprache angeboten.