Der Osterhase, ein Bike-Experte
Früher, da war auf eines Verlass: Das Fahrrad bringt der Osterhase. Doch leider hatte Meister Lampe meist völlig andere Vorstellungen von einem „richtigen Fahrrad“als man selbst. Anstatt des heißen blau-roten BMX wartete irgendwann Ende der 80er-Jahre im Frühjahr ein schwarzes Pegasus mit gelber Gabel auf mich. Mit kleinen Stollen an den Reifen, sodass es fast so aussah wie ein Mountainbike – aber mit Dreigang-Torpedo-Schaltung, Rücktrittbremse und Gepäckträger. Gepäckträger!!! Da war man von der Coolness so weit weg wie von einem Mitflug in Luke Skywalkers X-Wing-Fighter. Dennoch war ich glücklich. Es war das erste richtige eigene Bike. Die beiden Räder zuvor, eines davon in Rostorange mit unglaublichen Ballonreifen, hatte der Osterhase als innerfamiliärer Secondhand-Händler im Garten versteckt.
Und heute: Da haben zumindest meine beiden Jungs ganz genaue Vorstellungen, was ein richtiges Mountainbike so braucht. Das hat man davon, wenn man sich als Velo-Aficionado seinen Nachwuchs so zieht. „Diese Federgabel geht gar nicht“, meint der Große bestimmt und zählt ein paar Highend-Teile auf, die selbstverständlich im nächsten Bike verbaut gehören. Da schlackert der Osterhase mit den Löffeln, während der Junior, ohne mit der Wimper zu zucken, die absolut notwendige Premium-Ausstattung im Netz zusammenklickt. Für alle Nichtenthusiasten: Das geht weit über das hinaus, was typischerweise in den Neunzigern für einen gebrauchten Zweier-Golf gezahlt wurde.
Beim Erzeuger stößt er nicht komplett auf taube Ohren. Es muss sicher nicht Premium sein, doch funktionieren müssen die Bikes. Sonst bleibt der Spaß schnell auf der Strecke. Mit etwas Glück und Geduld findet sich auch top Gebrauchtes. Denn der Osterhase ist heutzutage ein echter Bike-Experte mit wirklich heißer Ware.