Lindauer Zeitung

Auf flachen Sohlen durch den Sommer

Ballerinas feiern ein Comeback – Loafer sind nach wie vor in

- Von Jessica Kliem

FRANKFURT/HAMBURG (dpa) - Flach ist gefragt: So könnte man einen der aktuellen Schuhtrend­s in drei Worten zusammenfa­ssen. Denn Modelle, die auf dünnen Sohlen daherkomme­n, dürften im Frühjahr und Sommer häufiger zu sehen sein. Und nein: Es geht nicht um Sneakers. Gefragt sind eher schickere Stücke.

Einer der Aufsteiger: die Ballerinas. „Was die Schuhmode betrifft, feiern Ballerinas wirklich – ich kann es nicht anders sagen – ein riesiges Comeback“, sagt Claudia Schulz, Sprecherin des Deutschen Schuhinsti­tuts. Lange Zeit seien die f lachen Schuhe, die viel Fußrücken, aber keine Zehen zeigen – im Idealfall auch nicht deren Ansatz –, quasi von der Bildf läche verschwund­en gewesen. Auch zugunsten klobigerer Modelle mit dicken Sohlen. Jetzt sind sie wieder da, die Ballerinas – wie schon des Öfteren in ihrer langen Geschichte.

Denn die reicht, so erklärt es die Modehistor­ikerin Birgit Haase, bis ins 18. Jahrhunder­t zurück. Eine Zeit, in der die Begeisteru­ng fürs Spaziereng­ehen und mit ihr für praktische­re Kleidungss­tile zunahm. Der bislang dominieren­de Absatzschu­h verlor an Bedeutung, die Sohlen wurden f lacher. „Um 1800 hatte sich der sogenannte Escarpin durchgeset­zt, ein leichter, absatzlose­r, weit ausgeschni­ttener Schuh. Vor allem als Tanzschuh für beide Geschlecht­er“, sagt Haase. Der Vorläufer heutiger Ballerinas.

Gehalten wurde der Escarpin Haase zufolge oft mit zwei seitlichen Bändern, die man kreuzweise um die Wade schlang. „Über diesen Kreuzbands­chuh ging dieser Schuhtyp dann in das klassische Ballett ein“, so die Professori­n, die an der Hochschule für Angewandte Wissenscha­ften Hamburg lehrt. „Und über diesen Weg sind die Ballerinas im 20. Jahrhunder­t wieder schwer in Mode gekommen.“Beliebt waren sie besonders in den 1940er- und 1950er-Jahren, wurden zunächst mit Kleidern und knielangen Röcken getragen, in den Fünfzigern dann „klassische­rweise mit Caprihosen oder Petticoats kombiniert“, sagt Haase. Ein Revival erlebten sie in den 1980ern – zu Jeans etwa oder im Zuge der New Romantic zum punkigen Tüllrock. Und zu Beginn der Nullerjahr­e, nun gerne zur engen Röhrenjean­s. Das alles übrigens bei weitgehend unveränder­ter Grundform, wie Haase sagt.

Und heute? Da sind zum einen viele klassische, runde Modelle zu sehen. „Die können kleine Schleifen haben, die können vorn farblich abgesetzt sein, à la Chanel“, so Schuhexper­tin Claudia Schulz. „Sehr angesagt ist auch der Klassiker in Creme und Schwarz.“

Doch es gibt auch glänzende Hingucker. Stücke in Metallic-Tönen etwa, Ballerinas in Silber oder Gold, in Platin oder in bronzierte­n Nuancen. Und: schlanker geschnitte­ne Varianten – bis hin zu Modellen mit spitzer Kappe und kleinem Absatz. Eine Abwandlung des Klassikers, die gut zur derzeit angesagten weiten Hose oder Jeans passe, sagt Schulz. Außerdem: eckig geschnitte­ne Ballerinas mit Karree-Kappe, sogenannte Square-Toe-Ballerinas. Ein passender Kombipartn­er zur kastig geschnitte­n Jacke etwa. Und dann sind da noch die verspielte­n Modelle: Mary-Jane-Ballerinas mit Riemchen über dem Spann. Eine Variante, die man laut Schulz ruhig auch mal mit weißen Söckchen tragen kann, beispielsw­eise zum Minirock.

Überhaupt bieten Ballerinas der Schuhexper­tin zufolge viele verschiede­ne Kombinatio­nsmöglichk­eiten. Sie passten etwa zu Shorts und zu verkürzten Hosen. Immer eine gute Idee: ein freier Blick auf die Knöchel. Eines sollte man Claudia Schulz zufolge aber bedenken: Das Bein streckt so ein Ballerina nicht gerade. Besonders wenn man weitere Hosen dazu trägt, könne er optisch durchaus etwas stauchen.

Die gute Nachricht: Wer keine Lust auf den Schuhklass­iker hat, dürfte in dieser Saison mit einer anderen f lachen Alternativ­e ebenfalls im Trend liegen: dem Loafer. Der ist schon eine ganze Weile wieder häufiger zu sehen – und diente, so sagt es Claudia Schulz, als Schrittmac­her fürs Ballerina-Comeback. In dieser Saison bekommt er jedoch einen etwas anderen Dreh.

„Er kam ja zunächst mit dicken Sohlen“, so Schulz, werde nun aber „wieder klassische­r interpreti­ert, auf dünnen Sohlen“. Das gerne auch zweifarbig, mit klassische­r Spange in der Mitte oder als Penny Loafer – mit querlaufen­dem Schlitz, in den man den Penny stecken könnte, in der Schaftbrüc­ke.

Kombiniere­n lassen sich f lache Loafer übrigens gut zu knöchellan­gen, geraden Hosen oder zur knöchelfre­ien Jeans und überhaupt zu vielem, was den sogenannte­n Ivy-League-Stil ausmacht, gehoben sportlich also. Kein Wunder: An den Eliteunive­rsitäten der amerikanis­chen Ostküste war der Loafer, der eine Weiterentw­icklung der Mokassins ist, schon in den 1930er-Jahren beliebt. Eine „gewisse Lässigkeit“strahlt er bis heute aus, sagt Modehistor­ikerin Haase. Lässigkeit, die sie auch dem Ballerina attestiert.

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Ballerinas und Loafer sind in allen möglichen Varianten denkbar.
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FOTOS: DPA

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