„Ein Musterbeispiel der Zusammenarbeit“
Großeinsatz auf Lindauer Campingplatz beim Sturm im August beschäftigt Feuerwehr bis heute
KREIS LINDAU - Der Abend ist zunächst geprägt von vielen Zahlen: Der Kreisfeuerwehrverband Lindau zieht bei seinem Treffen in Sigmarszell Bilanz. Klar ist dort: Der August-Sturm, der vor allem auf dem Lindauer Campingplatz gewütet hat, ist für die Feuerwehren ein prägendes Ereignis gewesen. Das zeige aber auch, wie gut die Blaulicht-Organisationen zusammenarbeiten.
Zu 732 Technischen Hilfeleistungen sind die 30 Feuerwehren im Landkreis im vergangenen Jahr ausgerückt. Allein 150 Einsätze in diesem Bereich gab es in der Nacht vom 24. auf den 25. August: Damals zog ein Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten von 144 Stundenkilometern über den Bodensee.
Unvergessen bleibt das Ereignis vor allem wegen der Evakuierung des Campingplatzes in Zech: 900 Menschen wurden in die Inselhalle gebracht. Für den Leiter der Lindauer Polizeiinspektion, Michael Jeschke, war das ein „Musterbeispiel der Zusammenarbeit“der Blaulichtorganisationen, wie er bei der Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes feststellte.
„Professionell und Hand in Hand“sei zusammengearbeitet worden. Und das habe in der Folge zu vielen positiven Rückmeldungen geführt – insbesondere im Hinblick darauf, „wie toll mit den betroffenen Menschen umgegangen wurde“.
Von Übungen, Überprüfungen und Lehrgängen berichteten Kreisbrandinspektor Paul Sporrädle und die zuständigen Kreisbrandmeister. Das alles geschieht im Hintergrund – und stets mit dem Ziel, im Ernstfall einsatzbereit zu sein.
Gefordert waren die Feuerwehren im Landkreis 2023 wieder so stark wie vor der Corona-Pandemie: 1451 Einsätze waren zu absolvieren. Neben den 732 technischen Hilfsleistungen, darunter 105 Tür- und Aufzugsöffnungen, mussten die Wehren zu 405 Brandeinsätzen ausrücken.
Viermal hat es dabei Großalarm gegeben. Diese Stufe steht für besonders große Ereignisse mit mehr als vier Löschzügen. Gleich zweimal war das bei der Firma Cooper in Lindau der Fall. Bis zu 35 Einsatzfahrzeuge waren vor Ort.
„Glücklicherweise erwiesen sich die Einsätze aber als nicht so schlimm“, so Sporrädle. Konsequenz: Die Sonderalarmpläne für Cooper und Liebherr sind nun angepasst. Hinzu kamen der Brand einer Scheune in Wasserburg und der auf einem landwirtschaftlichen Anwesen in Grünenbach.
Kreisbrandrat Wolfgang Endres lobte den guten Zustand aller Feuerwehren. Aktuell befindet sich nur in Ellhofen ein Gerätehaus im Bau. Weitere Neu- und
Umbauten sind angedacht, aber noch nicht in konkreter Planung.
15 Fahrzeuge – vom Mannschaftstransportwagen bis zum Löschfahrzeug – sollen bald angeschafft werden. Hier warb Endres für einen Feuerwehrbedarfsplan in den einzelnen Kommunen. Er verhindere, dass ein Investitionsstau entstehe.
Eine Besonderheit in Bayern ist die Regelung im Landkreis, dass bei Unwettern Einsatzkräfte aus nicht betroffenen Löschkreisen ausrücken, die für die Gebietsabdeckung notwendigen Fahrzeuge jedoch am Standort verbleiben.
Dies sei der besonderen geografischen Lage geschuldet, erläuterte Wolfgang Endres. Denn der Landkreis Lindau habe nur eine kleine gemeinsame Grenze zum bayerischen Oberallgäu und sei ansonsten von Baden-Württemberg und Vorarlberg in Österreich umgeben. Über diese Grenzen hinweg fehlt es bis heute an automatischen Alarmierungsmöglichkeiten.
Mitte Juli soll die neue Atemschutzübungsstrecke in Lindenberg
fertiggestellt sein, kündigte unterdessen der Lindauer Landrat Elmar Stegmann in seinem Grußwort an. Unerfreulich sei die Kostenentwicklung bei diesem Vorhaben auf nun zwei Millionen Euro.
Erfreuliches hatte unterdessen Kreisbrandrat Wolfgang Endres bei dem Treffen zu verkünden: Er zeichnete sechs Kameraden aus. So erhielten Guido Klauß (Ellhofen), Christian Buchmüller (Weißensberg) und Max Mangold (Weiler) das Silberne Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbands.
Klauß ist seit 20 Jahren im Bereich der Brandschutzerziehung im Landkreis tätig, Buchmüller ist 24 Jahre lang Kassenverwalter des Kreisfeuerwehrverbandes gewesen und derzeit als Kreisbrandmeister im westlichen Landkreis aktiv. Mangold ist als Kreisbrandmeister Ausbildung tätig.
Dreimal vergeben hat der Kreisverband das Ehrenkreuz in Gold: Andreas Müller und Andreas Gsell (Lindenberg) sowie Daniel Burkhart (Grünenbach) erhielten es für ihre jeweils 20-jährige Tätigkeit als Atemschutzausbilder.