Das Lindauer Zeughaus startet in die neue Saison
Am Samstag ist Konzert mit Ansa Sauermann und am Sonntag ist Eröffnungsfest
LINDAU - Endlich findet in den alten Gemäuern des Zeughauses wieder Kultur statt – für ein paar Monate zwar nur, dafür umso intensiver. Die beiden Programmchefs und Vereinsvorsitzenden Stefan Fürhaupter und Martin Keller erzählen von ihren persönlichen Highlights, von Herzensangelegenheiten, und was ihnen an der Kultur besonders wichtig ist.
Was die Besucherzahlen angeht, läuft es für das Zeughaus gut. Sie seien deutlich wieder gestiegen. „2023 waren wir bei 37 Veranstaltungen 14-mal ausverkauft“, sagt Stefan Fürhaupter. „Obwohl oder weil wir ein Nischenprogramm bieten.“
Martin Keller sagt, dass „auf so kleinen Bühnen wie der unseren, die Stars von morgen entwickelt“werden. Weil der Eintritt ins Zeughaus mit im Durchschnitt 22 Euro sehr günstig sei – „für den Preis eines großen, teuren Konzertes, kann man bei uns sehr oft Kultur genießen.“Und dennoch bezahlen sie die Künstlerinnen und Künstler sehr fair, was diese als große Wertschätzung empfänden.
Was Fürhaupter und Keller besonders freut sei, dass die Kulturschaffenden in Lindau immer besser zusammenarbeiten. Kooperation sei ganz klar Thema – da wachse ein sehr schönes Miteinander heran. „Wir schaffen gemeinsam Werte, wir setzen neue Impulse, wir geben den Leuten Identifikation, wir bieten Kultur für alle“, sagt Fürhaupter, der auch davon spricht, dass es dem Verein gut gehe. „Weil wir viele Mitglieder haben, die sich genau wie wir beide mit ganzem Herzblut und voller Leidenschaft einbringen.“Dadurch habe der Verein kaum Kosten. „Wir wissen aber, dass es anderen Kulturschaffenden in Lindau nicht so gut geht.“Dabei sei Kultur so wichtig. „Sie ist unser gesellschaftlicher Kitt.“Er sei zutiefst davon überzeugt, dass der Nutzen der Kultur weit über den Moment des Genießens hinausgehe.
Das neue Programm „Zeughausgef lüster“zeigt einige bekannte Gesichter. Los geht es mit dem traditionellen „Vorkonzert“am Samstag. Da bringt Ansa Sauermann sein neues Album „Du kriegst, was du brauchst“und seine dynamische Band nach Lindau.
„Das ist gleich einer unserer Höhepunkte und einer der spannendsten Singer-Songwriter, die es momentan gibt. Er hat eine unglaubliche Art mit Sprache umzugehen, er hat so viel positive Energie. Ich bin überzeugt, wenn wir in ein paar Jahren von ihm reden, ist er der Größe des Zeughauses bereits entwachsen“, sagt Keller und fügt schmunzelnd hinzu „aber zu uns kommt er dann sicher trotzdem noch.“
Am Sonntag ist das große Eröffnungsfest, mit Kaffee, Kuchen und der Band Bavaschôro, die ihren Stil brasilianische Chôromusik mit bayerischem Charme nennt. Bei schönem Wetter findet das Fest auf dem Schrannenplatz vor dem Zeughaus statt. „Auf dem italienischsten Platz von Lindau“, wie Fürhaupter betont, bei schlechtem Wetter im historischen Zeughaus. Der Eintritt ist frei.
Der ganz persönliche Programmhöhepunkt von Keller sei „Fuzzmann“im Juli – ebenfalls ein Singer-Songwriter. „Er hat eine grandiose Band dabei und ist unglaublich gut.“
Im Kabarettbereich gebe es zwei Vorpremieren: „Ulan & Bator“spielen ihr neues Programm „UNDSinn“am Samstag,11. Mai, in Lindau und erst eine Woche später die offizielle Premiere im Lustspielhaus in München. „Das Programm ist teilweise auf der Zeughausbühne entstanden“, erzählt Keller.
Die zweite Vorpremiere in Lindau sei Teresa Reichl im September. Und bei Stefan Waghubinger sei es die Dernière – also das letzte Mal, dass das Stück „Ich sag’s jetzt nur zu Ihnen“gespielt wird. Dass der Abend im Stadttheater mit Harald Schmidt und Bernd Gnann lustig werde, müsse wahrscheinlich nicht extra betont werden.
Auf die Band „Hochzeitskapelle“von Markus und Micha Acher freut Fürhaupter sich besonders. „Sie ist eine der wichtigsten deutschen Indie-Bands – ihren Stil nennen sie folkloristischen Rumpeljazz.“
Sie spielten großartige Melodien.
„Zweimal war sie schon fix gebucht, und dann kam Corona. Jetzt kommen sie wirklich.“Worauf er sich sonst sehr freue sei unter anderem Jesper Munk „ein cooler Musiker und Sänger“, und auch Karl Frierson mit Band und Yasi Hofer, die als beste Gitarristin Europas gilt.
Podium 84 hatten 2023 mit ihrem Stück „Jedermann“übrigens so viel Erfolg, dass sie das Stück auf vielfältigem Wunsch in diesem Jahr leicht überarbeitet und mit teilweise neuen Darstellenden in der neuen Saison dreimal auf die Bühne bringen werden.