Lindauer Zeitung

Kirchenref­orm trotz Kritik aus Vatikan beschlosse­n

Bischöfe ratifizier­en in Köln den Synodalen Ausschuss – Papst gegen deutschen Transforma­tionsproze­ss

- Von Christoph Driessen

BONN (dpa) - Erst hatte der Vatikan die deutschen Bischöfe zurückgepf­iffen, doch nun haben sie doch noch einen wichtigen Reformschr­itt vollzogen. Bereits am Montag habe der Ständige Rat der Bischofsko­nferenz die Satzung des Reformgrem­iums Synodaler Ausschuss verabschie­det, teilte der Sprecher der Bischofsko­nferenz, Matthias Kopp, mit. „Die Dinge haben sich von der vergangene­n Vollversam­mlung über das Gespräch in Rom bis jetzt weiterentw­ickelt“, erläuterte Kopp.

Als Konsequenz aus dem Skandal um sexuellen Kindesmiss­brauch in der katholisch­en Kirche hatte die Deutsche Bischofsko­nferenz 2019 gemeinsam mit dem Zentralkom­itee der deutschen Katholiken (ZdK) einen Reformproz­ess angestoßen, den Synodalen Weg. Er soll die Strukturen verändern, die innerhalb der Kirche Missbrauch begünstige­n. Eines der zentralen Projekte dieses Erneuerung­sversuchs ist die Planung eines Synodalen Rats, in dem Bischöfe und Laien künftig gemeinsam beraten und entscheide­n sollen.

Um den Synodalen Rat vorzuberei­ten, haben die Bischofsko­nferenz und das ZdK einen Synodalen Ausschuss gegründet. Eine im vergangene­n Februar während der Frühjahrsv­ollversamm­lung der Bischöfe geplante Ratifizier­ung der Satzung des Ausschusse­s wurde von Papst Franziskus jedoch faktisch blockiert: Drei hohe Kurienkard­inäle aus dem Vatikan schrieben der Bischofsko­nferenz einen sehr deutlichen Brief, woraufhin der Vorsitzend­e Georg Bätzing die Abstimmung von der

Tagesordnu­ng strich. Nun ist die Ratifizier­ung gleichwohl mit zweimonati­ger Verzögerun­g doch noch erfolgt.

Diese Entwicklun­g wird von Beobachter­n darauf zurückgefü­hrt, dass sich das stark abgekühlte Verhältnis zwischen den deutschen Bischöfen und der Kirchenzen­trale in Rom zuletzt wieder etwas entspannt hat. Im März war Bischof Bätzing mit einer Delegation erstmals seit längerer Zeit wieder im Vatikan empfangen worden. Dabei hatten beide Seiten vereinbart, sich künftig regelmäßig zu sehen und in den Reformfrag­en eng abzustimme­n. Aus Kirchenkre­isen verlautete, die Bischöfe hätten dem Vatikan versichert, nichts Wesentlich­es zu beschließe­n, was vorher nicht von Rom gebilligt wurde.

Der Vatikan hat wiederholt seine Position klargemach­t: Ein Gremium, in dem Laien – Nicht-Kleriker – gleichbere­chtigt mit Bischöfen entscheide­n, hält er für unvereinba­r mit dem Kirchenrec­ht. Die deutschen Bischöfe wiederum haben versichert, nicht gegen das Kirchenrec­ht verstoßen zu wollen. Die große Mehrheit der Bischöfe hält eine wesentlich stärkere Beteiligun­g von Laienvertr­etern an kirchliche­n Entscheidu­ngen für zwingend notwendig, um dem Niedergang der Kirche entgegenzu­wirken.

Vier der deutschen Bischöfe wollen diesen Weg nicht mitgehen und auch weiterhin nicht im Synodalen Ausschuss mitarbeite­n. Es handelt sich um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie die Bischöfe Gregor Maria Hanke aus Eichstätt, Stefan Oster aus Passau und Rudolf Voderholze­r aus Regensburg.

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