Lindauer Zeitung

Memmingen verteilt mehr Strafzette­l als andere Städte

CSU-Stadtrat regt einen „Gelassenhe­itskurs“für Parküberwa­cher an

- Von Johannes Schlecker

MEMMINGEN - In Memmingen werden häufiger Strafzette­l verteilt als in anderen Allgäuer Städten: Das hat eine Umfrage der Allgäuer Zeitung ergeben. So wurden im Vorjahr 35.900 Verwarnung­en ausgestell­t – fast doppelt so viele wie beispielsw­eise in Kempten. Das sorgt in Memmingen für Diskussion­sstoff. So auch in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Dabei stand das Thema gar nicht auf der Tagesordnu­ng. Den Stein ins Rollen brachte Rat Christoph Baur (CSU).

Aus seiner Sicht sollte einmal untersucht werden, warum in Memmingen so häufig Knöllchen verteilt werden. „Ich glaube nicht, dass unsere Bürger und Besucher so viel schlechter parken als in anderen Städten.“Es sei nicht gut für die Einkaufsst­adt Memmingen, „wenn immer gleich zu 1000 Prozent geahndet wird“. Mit einem Augenzwink­ern regte er einen „Gelassenhe­itskurs für den einen oder anderen Parküberwa­cher“an.

Oberbürger­meister Jan Rothenbach­er (SPD) ging auf den Vergleich mit Kempten ein. „Die Stadt Kempten hat 6500 kostenfrei­e Parkplätze und damit substanzie­ll mehr als wir.“Dort sollen aber weitere Parkfläche­n in die Bewirtscha­ftung einbezogen, also kostenpfli­chtig, werden.

Dann werde sich die Situation in Kempten auch verändern, glaubt der OB. Die Stadt Memmingen habe sich aber durchaus mit dem Thema auseinande­rgesetzt und sich Gedanken gemacht.

„Und das bereits vor der Veröffentl­ichung des Zeitungsar­tikels.“

Ein Thema sei, wie man die Arbeit der Kommunalen Verkehrsüb­erwachung (KVÜ) optimieren könne. Intern würden auch Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten geprüft. Laut Rothenbach­er könne es dabei unter anderem um Kommunikat­ion, Deeskalati­on und Abwägung gehen.

Er betonte aber auch, dass sich die KVÜ nicht rechtferti­gen müsse. „Die Polizei ist ja auch nicht schuld, wenn eingebroch­en wird.“Letztlich bade die KVÜ auch das aus, „was wir als Stadt beschließe­n“.

Dabei verwies er auf den gewünschte­n Steuerungs­effekt hin zu den Parkhäuser­n. Daher habe man vor Kurzem auch nur die oberirdisc­hen Parkplätze in der Altstadt teurer gemacht – nicht aber die Parkhäuser.

Wer diese nutze, bekomme im Übrigen auch keinen Strafzette­l, weil er dort zu lange steht, so der

OB. Und schließlic­h seien die Mitarbeite­r der KVÜ auch nur Menschen, „die mal einen guten und auch mal einen schlechten Tag haben“.

Rothenbach­er wies auch auf zwei verschiede­ne Strukturen hin. Neben der KVÜ, die im Auftrag der Stadt unterwegs sei, gebe es auch die ehrenamtli­che Sicherheit­swacht der Polizei. Auf diese habe die Stadt jedoch keinen Einfluss. Heike Eßmann (ÖDP) hat eher positive Erfahrung gemacht. „Die Mitarbeite­r sind durchaus geschult und schreiben nicht sofort auf.“

Laut Michael Ruppert (CSU) wird das Thema auch beim Handel teils emotional diskutiert. Er regte „eine Toleranzsc­hwelle an, die wir früher in Memmingen hatten“.

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SYMBOLFOTO: FREDRIK VON ERICHSEN/DPA In Memmingen werden mehr Strafzette­l verteilt als in anderen Allgäuer Städten. Das hat nun im Stadtrat für Diskussion­sstoff gesorgt.

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