Lindauer Zeitung

Forsch ins Finale

Bislang ungeschlag­ene Leverkusen­er gehen optimistis­ch in ihre Doppel-Endspielwo­che

- Von Holger Schmidt

DUBLIN (dpa) - Sie sind bereit für das Triple und die letzten beiden Kapitel eines deutschen FußballMär­chens: Mit fast schon überborden­dem Selbstbewu­sstsein geht Bayer Leverkusen in das Europa-League-Endspiel am Mittwoch gegen Atalanta Bergamo (21 Uhr/RTL). „Finals sind zum Gewinnen da“, sagte Team-Leader Granit Xhaka mit fester Stimme. Und Torjäger Patrik Schick erklärte: „Wir können etwas schaffen, an das sich alle Fans rund um die Welt für immer erinnern.“

Schick wurde gar gefragt, ob der deutsche Meister derzeit das beste Team der Welt sei. „Das ist schwer zu sagen, wenn man nicht in der Champions League spielt“, sagte der Tscheche lachend: „Also lasst uns bis nächstes Jahr warten. Aber ich würde sagen, dass wir die formstärks­te Mannschaft Europas sind.“

Und als solche sind die Unbesiegba­ren von Bayer natürlich auch Favorit im Finale von Dublin. „Wir haben 51 Spiele nicht verloren. Also nennt uns ruhig Favorit“, sagte Schick: „Wir sind derzeit gut im Flow. Aber es ist ein Finale, das ist etwas Besonderes.“Zudem sei Atalanta sehr stark. „Aber auch sie haben es im Kopf, dass wir mit 51 Spielen ohne Niederlage in dieses Spiel gehen.“

Bayer geht laut Sportchef Simon Rolfes „mit einer guten Mischung aus Anspannung und Lockerheit“in die Partie: „Das wichtigste Ziel, die Meistersch­ale, haben wir erreicht. Jetzt können wir alles raushauen. Das Ziel ist, beide Finals zu gewinnen.“Wichtigste Nachricht vor dem Abflug: Nationalsp­ieler Florian Wirtz, gerade zum „Bundesliga-Spieler der Saison“gekürt, wird von Anfang an dabei sein können. „Er wird topfit sein“, sagte Rolfes: „Und wir brauchen ihn auch. Er ist ein Unterschie­d-Spieler, der alle begeistert. Auch die neutralen Fans.“Wirtz hatte kürzlich einen Schlag auf den Oberschenk­el abbekommen, der ihn seitdem sehr einschränk­te.

Rund 12.000 Tickets bekam Leverkusen für das dritte europäisch­e Endspiel des Vereins nach dem gewonnenen im UEFA-Cup 1988 und dem verlorenen in der Champions League 2002. Viele Fans reisen danach direkt weiter zum DFB-Pokalfinal­e am Samstag nach Berlin, wo dann aber nahezu die doppelte Zahl dabei sein darf. Sollte Bayer das Finale gewinnen und auch noch den europäisch­en Supercup gegen Borussia Dortmund oder Real Madrid spielen, winkt eine Gesamteinn­ahme von über 40 Millionen Euro.

In den Runden zuvor zeigte Bayer vor allem Moral und Standfesti­gkeit, schoss in den vier Spielen des Viertel- und Halbfinals vier Tore in der Nachspielz­eit. Drei davon durch Schick. „Wenn es im Finale wieder so käme, wäre das natürlich etwas ganz Besonderes“, sagte er dazu: „Aber wir wollen nicht bis in die Nachspielz­eit warten. Wir wollen es früher regeln.“Vor allem gegen dieses

Atalanta. „In der Bundesliga sind die Gegner durch die Art, wie wir sie bespielen, manchmal nach 80 Minuten platt. Aber das wird ihnen sicher nicht passieren.“

Überhaupt ist die Zähigkeit der Italiener das, was Leverkusen den größten Respekt abringt. Zumal AS Roms Trainer Daniele De Rossi nach dem Halbfinal-Aus gegen Bayer erklärte: „Wenn es eine Mannschaft gibt, die von der Physis, vom Aufbau, von der Einstellun­g her Leverkusen das Wasser reichen kann, dann ist es Gasperinis Atalanta.“Schick, der mit Roma schon vor Jahren gegen Atalanta mit Coach Gian Piero Gasperini spielte, erinnert sich: „Sie haben noch denselben Trainer wie damals. Sie spielen Eins-gegenEins über den ganzen Platz und lassen dir keine Luft zum Atmen.“

Auch für Leverkusen­s Coach Xabi Alonso sind die Lombarden „einer der härtesten Gegner in Europa. Sie haben eine super

Mentalität und einen Trainer, der weiß, was er will.“Alonso hat auch die Videos von den Achtelfina­ls 2022 gesichtet, in denen sich Bergamo gegen das noch von seinem Vorgänger Gerardo Seoane trainierte Bayer-Team mit zwei Siegen durchsetzt­e. „Sie haben denselben Trainer, noch viele Spieler von damals und dazu Mitch Bakker, der letztes Jahr noch bei uns gespielt hat“, sagte Alonso: „Es ist ein Gegner, den wir gut kennen. Nichts Neues. Aber wir sind inzwischen eine andere Mannschaft.“

Zudem ist das Finale vor den Augen von ganz Fußball-Europa eine riesige Chance. „Das ist ein europäisch­es Finale. Und das merkt man auch in den letzten Tagen an der gesamten Aufmerksam­keit“, sagte Rolfes: „Die Meistersch­aft war das Sehnsuchts­ziel des Vereins und deswegen ist sie etwas ganz Besonderes. Aber ein europäisch­es Finale ist auch eine ganz große Nummer.“

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1988 stemmte das Team um Wolfgang Rolff (li.) die Trophäe in die Höhe, nun wollen Xabi Alonso und Co. nachziehen.
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FOTOS: IMAGO

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