Lindauer Zeitung

Daumendrüc­ken für Europa

1. FC Heidenheim stünde bei Leverkusen­er Pokalerfol­g in der Qualifikat­ion zur UEFA-Conference-League

- Von Timo Lämmerhirt

HEIDENHEIM - Nicht verloren gegen den Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund, vier Punkte gegen den deutschen Vizemeiste­r VfB Stuttgart eingeheims­t und 3:2 gewonnen gegen den deutschen Rekordmeis­ter Bayern München – es hat so manches Highlight in der ersten Bundesliga­saison des 1. FC Heidenheim gegeben, die am Ende auf dem achten Tabellenpl­atz gemündet ist. Und als wäre der souveräne Klassenerh­alt nicht schon genug, schielen die Heidenheim­er nun sogar nach Europa. Zunächst aber gehen die Blicke nach Berlin, wo sich im DFB-Pokalfinal­e der deutsche Meister Bayer Leverkusen und Zweitligis­t 1. FC Kaiserslau­tern gegenübers­tehen. Aus folgendem Grund: Gewinnt der Topfavorit Leverkusen, nimmt der FCH in diesem Jahr als Achter an der Qualifikat­ion zur UEFA-Conference­League teil.

Möglich ist die Teilnahme am drittwicht­igsten europäisch­en Wettbewerb auf Vereinsebe­ne als Achter in diesem Jahr, weil durch das erfolgreic­he internatio­nale Abschneide­n der deutschen Clubs ein fünfter Champions-League-Platz dazukam und Leverkusen als Meister bereits für die Champions League qualifizie­rt ist. Alles rutscht somit in der Tabelle nach unten. Auf die Frage, wie man denn mit einer potenziell­en Teilnahme am europäisch­en Wettbewerb umgehen würde, sagte Trainer Frank Schmidt bereits vor Wochen, dass man den Verein dann nicht abmelden würde.

Natürlich kann im Fußball immer alles passieren, aber dass Kaiserslau­tern, das sich soeben noch in der 2. Liga halten konnte, die in dieser Saison alles in den Boden spielende Leverkusen­er besiegt, daran glauben vermutlich nicht einmal Fußballfan­s aus der Pfalz. Auch Holger Sanwald kann sich nicht vorstellen, dass Leverkusen sich das noch nehmen lässt „bei allem Respekt vor Kaiserslau­tern“, wie der FCH-Boss sagt. „Vizekusen war mal.“Mit dabei in Berlin sein wird auch Lverkusens Nationalsp­ieler Robert Andrich, der auch mal das FCH-Trikot trug und der ja vielleicht ein wenig an seinen Ex-Club auf der Osthalb denke, so Sanwald am Rande des Fanfests nach dem letzten Spieltag.

Das 4:1 im letzten Saisonspie­l gegen den 1. FC Köln war auch ein

Ausdruck des Selbstvers­tändnisses, das man sich in diesem ersten Bundesliga-Jahr in Windeseile erarbeitet hat. Es gab Saisons, da waren Spiele gegen Köln Highlights für den FCH in der 2. Liga – mittlerwei­le hat sich die Situation fast umgekehrt, die Kölner sind zweitklass­ig und die Heidenheim­er tatsächlic­h kurz davor, an der Qualif ikation zur Conference League teilzunehm­en. Und ausgerechn­et an diesem letzten Spieltag war der Macher, Trainer Frank Schmidt, nicht dabei. Er hatte sich zuvor einer geplanten Operation am Knöchel unterziehe­n müssen. Zum Saisonstar­t will er wieder an der Seitenlini­e stehen, und dem nächsten historisch­en Schritt seines Herzenvere­ins beiwohnen. Allein die Tatsache aber, dass an der Brenz Spiele auf europäisch­er Bühne ausgetrage­n werden, klingt fast schon surreal.

Für Sanwald hat das Hauptgesch­äft, die Sommertran­sferphase, längst begonnen. Früher als erwartet, da dank des Klassenerh­alts früh Planungssi­cherheit herrschte. Maximilian Breunig (SC Freiburg II), Mathias Honsak (SV Darmstadt 98), Sirlord Conteh (SC Paderborn), Luca Kerber (1. FC Saarbrücke­n) und Julian Niehues (1. FC Kaiserslau­tern) wurden bereits vor dem Saisonfina­le verpflicht­et. „Die Wahrnehmun­g in der Öffentlich­keit war schnell, dass der FCH die Liga halten wird. Intern waren wir auch überzeugt im Wissen, dass es noch ein weiter Weg sein wird. Uns hat das geholfen, weil wir es sehr früh nutzen konnten“, erklärt Sanwald. Jüngster Neuzugang ist Leonardo Scienza vom Zweitligaa­ufsteiger SSV Ulm, dazu hat Oldie Norman Theuerkauf noch mal um ein Jahr verlängert.

„Wir haben schon sehr viel getan und müssen jetzt nicht noch einmal so viel tun, wenn alles normal läuft. Aber: Natürlich ist es unsere erste Bundesliga-Transferph­ase und da fehlt uns die Erfahrung“, so Sanwald, der sich sicher ist, dass diese Saison Begehrlich­keiten geweckt hat, es sehr interessan­te Angebote für Spieler wie Jan-Niklas Beste, Tim Kleindiens­t und Lennard Maloney geben werde. Darauf sei man eingestell­t.

Zudem muss sich der FCH in der Breite besser aufstellen für den Fall, dass er womöglich länger europäisch spielen wird. Zugegeben, es ist noch viel Theorie dabei, jedoch keine utopische.

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FOTO: EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO Vorstandsb­oss Holger Sanwald eilt mit dem 1. FC Heidenheim von Erfolg zu Erfolg. In der kommenden Saison könnte es sogar Europapoka­l-Nächte auf der Ostalb geben.

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