Daumendrücken für Europa
1. FC Heidenheim stünde bei Leverkusener Pokalerfolg in der Qualifikation zur UEFA-Conference-League
HEIDENHEIM - Nicht verloren gegen den Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund, vier Punkte gegen den deutschen Vizemeister VfB Stuttgart eingeheimst und 3:2 gewonnen gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München – es hat so manches Highlight in der ersten Bundesligasaison des 1. FC Heidenheim gegeben, die am Ende auf dem achten Tabellenplatz gemündet ist. Und als wäre der souveräne Klassenerhalt nicht schon genug, schielen die Heidenheimer nun sogar nach Europa. Zunächst aber gehen die Blicke nach Berlin, wo sich im DFB-Pokalfinale der deutsche Meister Bayer Leverkusen und Zweitligist 1. FC Kaiserslautern gegenüberstehen. Aus folgendem Grund: Gewinnt der Topfavorit Leverkusen, nimmt der FCH in diesem Jahr als Achter an der Qualifikation zur UEFA-ConferenceLeague teil.
Möglich ist die Teilnahme am drittwichtigsten europäischen Wettbewerb auf Vereinsebene als Achter in diesem Jahr, weil durch das erfolgreiche internationale Abschneiden der deutschen Clubs ein fünfter Champions-League-Platz dazukam und Leverkusen als Meister bereits für die Champions League qualifiziert ist. Alles rutscht somit in der Tabelle nach unten. Auf die Frage, wie man denn mit einer potenziellen Teilnahme am europäischen Wettbewerb umgehen würde, sagte Trainer Frank Schmidt bereits vor Wochen, dass man den Verein dann nicht abmelden würde.
Natürlich kann im Fußball immer alles passieren, aber dass Kaiserslautern, das sich soeben noch in der 2. Liga halten konnte, die in dieser Saison alles in den Boden spielende Leverkusener besiegt, daran glauben vermutlich nicht einmal Fußballfans aus der Pfalz. Auch Holger Sanwald kann sich nicht vorstellen, dass Leverkusen sich das noch nehmen lässt „bei allem Respekt vor Kaiserslautern“, wie der FCH-Boss sagt. „Vizekusen war mal.“Mit dabei in Berlin sein wird auch Lverkusens Nationalspieler Robert Andrich, der auch mal das FCH-Trikot trug und der ja vielleicht ein wenig an seinen Ex-Club auf der Osthalb denke, so Sanwald am Rande des Fanfests nach dem letzten Spieltag.
Das 4:1 im letzten Saisonspiel gegen den 1. FC Köln war auch ein
Ausdruck des Selbstverständnisses, das man sich in diesem ersten Bundesliga-Jahr in Windeseile erarbeitet hat. Es gab Saisons, da waren Spiele gegen Köln Highlights für den FCH in der 2. Liga – mittlerweile hat sich die Situation fast umgekehrt, die Kölner sind zweitklassig und die Heidenheimer tatsächlich kurz davor, an der Qualif ikation zur Conference League teilzunehmen. Und ausgerechnet an diesem letzten Spieltag war der Macher, Trainer Frank Schmidt, nicht dabei. Er hatte sich zuvor einer geplanten Operation am Knöchel unterziehen müssen. Zum Saisonstart will er wieder an der Seitenlinie stehen, und dem nächsten historischen Schritt seines Herzenvereins beiwohnen. Allein die Tatsache aber, dass an der Brenz Spiele auf europäischer Bühne ausgetragen werden, klingt fast schon surreal.
Für Sanwald hat das Hauptgeschäft, die Sommertransferphase, längst begonnen. Früher als erwartet, da dank des Klassenerhalts früh Planungssicherheit herrschte. Maximilian Breunig (SC Freiburg II), Mathias Honsak (SV Darmstadt 98), Sirlord Conteh (SC Paderborn), Luca Kerber (1. FC Saarbrücken) und Julian Niehues (1. FC Kaiserslautern) wurden bereits vor dem Saisonfinale verpflichtet. „Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit war schnell, dass der FCH die Liga halten wird. Intern waren wir auch überzeugt im Wissen, dass es noch ein weiter Weg sein wird. Uns hat das geholfen, weil wir es sehr früh nutzen konnten“, erklärt Sanwald. Jüngster Neuzugang ist Leonardo Scienza vom Zweitligaaufsteiger SSV Ulm, dazu hat Oldie Norman Theuerkauf noch mal um ein Jahr verlängert.
„Wir haben schon sehr viel getan und müssen jetzt nicht noch einmal so viel tun, wenn alles normal läuft. Aber: Natürlich ist es unsere erste Bundesliga-Transferphase und da fehlt uns die Erfahrung“, so Sanwald, der sich sicher ist, dass diese Saison Begehrlichkeiten geweckt hat, es sehr interessante Angebote für Spieler wie Jan-Niklas Beste, Tim Kleindienst und Lennard Maloney geben werde. Darauf sei man eingestellt.
Zudem muss sich der FCH in der Breite besser aufstellen für den Fall, dass er womöglich länger europäisch spielen wird. Zugegeben, es ist noch viel Theorie dabei, jedoch keine utopische.