Tätowiererin sieht ihre Existenz bedroht
Meppenerin kämpft gegen das Verbot von Grün und Blau durch die EU
Die Tattooszene ist in Auffuhr. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) will bestimmte Farbpigmente in Grün und Blau verbieten lassen. Wir sprachen mit einer Tätowiererin aus Meppen über die drohenden Folgen eines solchen Verbots, bei dem 66 Prozent der Farben für Tattoos wegfallen würden.
Seit 2013 führt die 33-jährige Karina Egbers ihr Tattoo-Studio „Dead But Alive“in der Meppener Innenstadt. Auch ihren Körper zieren viele bunte Kunstwerke. Als sie Mitte Januar erfuhr, dass die ECHA ein Verbot von bestimmten grünen und blauen Farbpigmenten anstrebt, war sie entsetzt. Denn das bedeute, dass sie ihrer Arbeit nicht mehr wie gewohnt nachgehen könne, sagt Egbers. 66
Prozent der möglichen Farben bei Tattoos würden dann nämlich wegfallen
Ursache für das drohende Verbot ist die Empfehlung der ECHA, die Pigmente Blue16 und Green7 für illegal erklären zu lassen. Die Entscheidung über ein solches Verbot trifft die EU-Kommision auf Basis der Empfehlung der ECHA. Wann eine Entscheidung dazu gefällt wird, steht allerdings noch nicht fest. Laut der aktuellen Kosmetikverordnung sind diese Stoffe bereits für Haarfärbemittel verboten. Zu diesem Verbot kam es, weil die Farbe zum Teil noch wochenlang auf der Kopfhaut zu sehen gewesen sei. Wegen ihrer Langlebigkeit sollen die Pigmente jetzt auch für TattooFarben verboten werden.
Doch es sei eben die lange Haltbarkeit der Pigmente, die diese Farben für das Tätowieren
so unersetzlich machen, erklärt die 33-Jährige. Denn sie seien lichtecht und erhielten lange ihre Farbe unter der Haut. Mit einem Verbot würden tolle bunte Tattoos illegal.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, hat die Szene eine Petition aufgesetzt, die gegen das Verbot Stimmen sammelt und diese dann dem Bundestag übergeben will. Zudem plädiert Egbers dafür, dass sich die Tätowierer von der Kosmetikverordnung lossagen. Schließlich seien Tattoos keine Kosmetik, sondern ganz persönliche Körperkunst.
Derzeit gebe es keine vergleichbaren Pigmente in Grün oder Blau, welche die vor dem Verbot stehenden ersetzen könnten, weiß die Tätowiererin. Zudem hätten sich die aktuellen Pigmente bewährt und seien gesund
Die Tätowiererin Karina Egbers betreibt ein eigenes Studio in Meppen. Sie sieht ihre Arbeit durch das geplante Pigment-Verbot in Gefahr.
heitlich unbedenklich sowie extrem rein. Ersatzpigmente gebe es einfach nicht.
Schon länger seien Tätowierungen mitten in der Gesellschaft angekommen und längst keine Untergrund-Erscheinung mehr. Alles sei zertifiziert, und die Studios würden strengen Hygieneregeln
unterliegen. Das PigmentVerbot bedrohe die gesamte Szene, sagt die 33-Jährige. Außerdem würden viele sicherlich nicht auf die Farben Grün und Blau verzichten wollen, was auch die Legalität von haltbaren bunten Tattoos bedrohen würde.
Große Hoffnungen knüpft
Egbers deshalb an die Petition, die seit dem 15. Januar nach Stimmen sucht. Eingereicht hatte diese Petition der CEO der Magic Moon Tattooing GmbH Jörn Elsenbruch. Er ist gleichzeitig Mitglied im Verband Deutsche Organisierte Tätowierer (DOT). Veröffentlicht wurde die Petition auf der Plattform openpetition.de. Die Initiatoren dieser Bürgerbeteiligung wollen damit erreichen, dass sich der Petitionsausschuss des Bundestags mit dem Thema befasst. Auf diese Weise wollen sie mittelbar Einfluss auf die EU-Entscheidung über ein Verbot der Farbpigmente nehmen.
Damit der Ausschuss öffentlich über eine Petition berät, ist es erforderlich, dass innerhalb von vier Wochen die Petition von mehr als 50 000 Menschen unterstützt wird. Diese Hürde hat die Tattoo-Petition bereits in den ersten Stunden nach Freischaltung der Petition übertroffen.
Aktuell haben rund 125 000 Menschen die Petition unterschrieben. In einem nächsten Schritt soll die Marke von 150 000 Unterzeichnern geknackt werden. Kommt der Petitionsausschuss zu dem Schluss, dass das Verbot der Farbpigmente gekippt werden sollte, legt er das Thema dem Bundestag mit einer entsprechenden Beschlussempfehlung vor. Das Ziel: über Bundestag und Bundesregierung Einfluss nehmen auf die EU-Entscheidung.
Egbers hofft, dass das drohende Verbot abgewendet werden kann. Denn nur so könnten sie und ihre Kollegen ihrem Beruf nachgehen und drohten nicht, in die Illegalität abzurutschen.