Umsonst und Drinnen
Im Oktober laden Museen, Theater und Musikschulen Kinder zu Gratis-veranstaltungen ein
Berlin. Eigene Druckgrafiken herstellen, selbst Graffitis im Alliiertenmuseum sprühen oder in die faszinierende Welt der Staatsoper eintauchen: An den Oktober-wochenenden laden 74 Galerien, Bühnen und Künstler Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren zu kostenlosen Veranstaltungen ein. Wie kann man Kinder an Kunst und Kultur heranbringen, die vielleicht noch nie in einem Museum waren oder deren Eltern sich nicht die teure Musikschule leisten können? Das ist eine Frage, die die Veranstalter des Kinderkulturmonates seit sieben Jahren jeweils im Monat Oktober immer wieder von neuem beantworten. 137 kostenfreie Workshops, Vorstellung und Führungen für Kids stehen in diesem Jahr an vier Wochenenden auf dem Programm. Theater, Museen und Kunstwerkstätten in allen zwölf Bezirken sind inzwischen mit im Boot.
Alleine 16 neue Kulturorte sind frisch dazu gekommen. Da ist zum Beispiel das Kunsthaus Dahlem, das gleich zum Auftakt an diesem Sonnabend 20 Teilnehmer auf einen Streifzug durch die Welt der Skulpturen einlädt. Nach einem Rundgang durch die Ausstellungsräume und den Skulpturengarten legen die Kinder für ihre Lieblingsobjekte eine kleine Skizzensammlung an und gestalten mit Tusche und Far- Die Kunstwelt entdecken: Kinder bei einer Sonderführung in der DaliAusstellung am Potsdamer Platz. ben eine eigene großformatige Postkarte.
Für die meisten Veranstaltungen muss man die Kinder vorher im Internet anmelden. Eltern sind teilweise miteingeladen. Für Kino oder Theateraufführungen müssen die Erwachsenen extra Eintritt zahlen. Viele Angebote sind schnell ausgebucht, dann gibt es Wartelisten. Nachrücker werden per E-mail informiert, wenn jemand absagt. „Aufgrund der großen Nachfrage haben wir bei einigen Partnern schon um Zusatztermine gebeten“, berichtete Projektleiterin Chris Benedict.
Doch es gebe auch Veranstaltungen, bei denen keine Voran- meldung nötig ist. Im Museum für Kommunikation in Mitte zum Beispiel steht an jedem Sonntagnachmittag von 14 bis 17 Uhr ein anderer Workshop auf dem Programm. Kinder können herbstliche Traumfänger basteln (7.10), ein eigenes Schattenspiel oder eine Zirkusmanege in einem Schuhkarton kreieren (14.10), mit selbstgebauten Roboterhelmen Signale aus dem Weltraum empfangen (21.10.) oder Masken für Halloween basteln (28.10.).
Die Geheimtipps liegen vor allem in den Außenbezirken in Museen und Werkstätten, die noch nicht so populär sind. Da ist zum Beispiel die Villa von Max Liebermann am Wannsee. Die Teilnehmer können an allen vier Sonntagen in dem Künstlerhaus mit dem idyllischen Garten von 11 bis 12.30 Uhr in das Leben des Malers eintauchen, seine Arbeiten bewundern und in Kostümen sein Familienleben nachspielen.
Für einen schönen Familienausflug eignet sich auch das Schloss Biesdorf, das erstmals dabei ist. Nach langjährigem Umbau werden dort internationale Kunstwerke gemeinsam mit Druckgrafiken, Zeichnungen und Aquarellen aus der DDR gezeigt. Unter der Überschrift „Soft City“können sich Kids am 6. und am 13. Oktober mit der Frage beschäftigen, was Kunst im öffentlichen Raum ist und darüber hinaus mit architektonischen Objekten aus Schaumstoff experimentieren.
Um auch Kinder bildungsarmer Familien einen Museumsbesuch zu ermöglichen, kooperieren die Organisatoren des Kinderkulturmonats mit Freizeiteinrichtungen, Schulen und Flüchtlingsunterkünften. Auch für Kinder aus dem Umland, deren Eltern nicht mobil sind, organisiert der Werkstadt Kulturverein Berlin e. V. inzwischen Begleiter, die Interessenten im Zweifelsfall zu den Veranstaltungen bringen. Damit sollen auch die letzten Barrieren abgebaut werden, so Familienstaatssekretärin Sigrid Klebba (SPD). Mehr Informationen unter: www.kinderkulturmonat.de Einfach, aber ungewöhnlich: Wirtschaftssenatorin Ramona Pop will die U-bahnen nicht mehr so oft säubern lassen. 2017 besuchte sie den Bahn-hersteller Stadler.