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Feiner Schliff bis ins Weltall
Präzisionsmechaniker wagten 2010 Neuanfang in Birkenwerder / Teile für Internationale Raumstation gefertigt
Birkenwerder (OGA) Erst besuchte Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) das Unternehmen, um sich über Digitalisierungsstrategien zu informieren. Jetzt wird die Firma in Birkenwerder mit dem Zukunftspreis des Landes geehrt – Zeit für einen Besuch bei den Präzisionsmechanikern Körber & Körber.
Benjamin Körber lehnt sich auf seinem Stuhl am gläsernen Konferenztisch ein wenig zurück. „Der Zukunftspreis ist der vorläufige Höhepunkt unserer Firmengeschichte“, sagt der Unternehmer. Als er am Montagmorgen den Anruf von der Industrie- und Handelskammer (IHK) erhalten habe, hätte die Arbeitswoche nicht besser beginnen können, so der Junior-Chef. Während er sich noch über den Erfolg freut, kommt sein Vater durch die Bürotür. Der 69-jährige Senior-Chef führt gemeinsam mit seinem Sohn seit sieben Jahren das Unternehmen im Birkenwerderer Gewerbegebiet. Wo früher mal Heidelberger Druckmaschinen ausgestellt wurden, ist heute das Unternehmen Körber&Körber am Werk. Zusammen mit ihren 30 Mitarbeitern fertigt die Firma Zerspanungsteile. Aus einem Metallklotz wird durch Fräsen ein präzise geformtes Bauteil. Doch bis zum heutigen Erfolg war es ein langer Weg. 1977 gründete Peter Körber in Berlin-Moabit eine Firma für Präzisionsmechanik. Sein wichtigster Auftraggeber war die Automobilindustrie. Nach über 40 Jahren am Berliner Standort machte die Krise der Autoindustrie auch vor Körber nicht Halt. „Wir hatten für ein neues Projekt Maschinen im Wert von drei Millionen Euro angeschafft“, sagt Benjamin Körber, der zu diesem Zeitpunkt schon in das Geschäft des Vaters eingestiegen war. Doch der Kunde zog den Auftrag zurück, und die Körbers standen kurz vor der Insolvenz. „Eine Mehrheit unseres Geschäfts verkauften wir dann an eine Südtiroler Gießerei“, erzählt er. „Doch die Zusammenarbeit zwischen ihnen und uns funktionierte auf der menschlichen Ebene nicht“, fügt Vater Peter Körber hinzu. Gemeinsam entschlossen sie sich, einen Neustart zu wagen. „Was einmal geht, geht auch ein zweites Mal“, sagt Benjamin Körber. In das Arbeitszimmer seiner Berliner Wohnung stellte der Jungunternehmer zwei Schreibtische – einen für den Vater und einen für sich. Knapp ein Jahr lang entwickelten sie ein neues Firmenkonzept. Nur eines war sicher: „Diesmal ohne Automobilindustrie“, sagt Körber junior. Im Dezember 2010 entdeckte er die neue Firmenzentrale in Birkenwerder. Das Gebäude an der Triftstraße stand leer und bot optimale Voraussetzungen für einen Neuanfang.
Heute fertigen die Körbers Teile für die Internationale Raumstation und Röntgenbestrahlungsgeräte – stets fein geschliffen und bis zu dreitausendstel Millimeter genau. Auch das Arbeitsklima sei besser geworden, das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführern freundschaftlicher. Davon zeugt das freitägliche Knackerfrühstück. Benjamin Körber fährt jeden Freitag zum Fleischer, kauft 40 Knacker und 30 Brötchen und spendiert sie seinen Angestellten – eine Tradition, welche die Mitarbeiter damals erfunden haben und die von der Geschäftsführung übernommen wurde.
Prägend für den Betrieb ist die enge Verbindung zwischen Vater und Sohn. „Es ist eine perfekte Zusammenarbeit“, sagt Benjamin Körber und gerät dabei ein wenig ins Schwärmen. „Wir denken unheimlich ähnlich.“Die Kombination aus den Erfahrungen des Vaters und den feschen, jugendlichen Ideen des Sohnes seien das Geheimnis hinter dem Erfolg, so Peter Körber.
Manchmal träumt Körber senior auch schon vom Ruhestand. Wenn er das aber laut ausspricht, kommt vom Sohn nur ein: „Träum weiter!“Das viele Wissen, das der Vater in den vergangenen Jahren angehäuft habe, sei schwer weiterzugeben, so Benjamin Körber. „Wir schaffen ihm Auszeiten.“Und so richtig möchte Peter Körber auch noch gar nicht in Rente.