Macbook Pro
Apples mobiler Mac trumpft mit einem innovativen Bedienelement auf: die Touch Bar
Mit der Touch Bar hat Apple ein neues Bedienelement für das neue Macbook Pro und vermutlich auch alle zukünftigen Macs vorgestellt. Wir haben das neue Macbook Pro getestet und zweierlei Erfahrungen mit der Touch Bar gemacht.
Apples neues Macbook Pro ist vor allem eins: Ein Gegenentwurf zu Laptops mit einem vollwertigen Touchscreen. Die Touch Bar macht das Macbook Pro zu einem Hybriden, in den man sich sofort verliebt, den man dann verteufelt, bevor man ihn wieder lieb gewinnt.
Es dauert nur Sekunden, bis man erkennt, dass die Touch Bar tatsächlich eine faszinierende Erweiterung ist. Es dauert ein paar Stunden, bis man erkennt, dass sie die typischen Macken einer Neuerung in der ersten Generation hat: Sie funktioniert noch nicht überall so, wie man es erwarten würde. Vor allem in Anwendungen von Drittanbietern – was natürlich nicht anders zu erwarten war und sich auch zügig ändern wird. Dann erkennt man nach knapp einem Tag, dass sie dennoch schon jetzt ein wirklich nützliches Werkzeug sein kann.
Und auch ansonsten ist das neue Macbook Pro eine grundsolide Weiterentwicklung.
Touch-bar-technologie
Anders als ein Touch- oder Trackpad ist die Touch Bar ein echtes Display. Ein Display mit 2170 x 60 Pixeln, das sich, so Apple, am besten aus einem Blickwinkel von 45 Grad ablesen lässt. Das ist sinnvoll, denn schließlich ist das ungefähr der Blickwinkel, aus dem man automatisch darauf blickt, wenn man mit dem Laptop arbeitet.
Der langgezogene Touchscreen oberhalb der herkömmlichen Tastatur fühlt sich dabei nicht etwa
an wie der Touchscreen von iphone oder ipad. Die mattierte Touch Bar fühlt sich eher an wie die Tastatur selbst. Die Nutzung der Touch Bar fühlt sich deshalb richtig an und nicht so, als ob sie ein Fremdkörper wäre.
Die Touch Bar ist in drei Bereiche unterteilt: Der linke und der rechte Teil der Touch Bar steht bislang allein Apples eigenen Buttons zur Verfügung. Der linke Abschnitt mit einer Breite von 128 Pixeln wird zum Beispiel für die Escape-taste verwendet. Die „Kontrollleiste“, der gut 600 Pixel breite Abschnitt auf der rechten Seite, ist der Ort, an dem Buttons für die Lautstärke- oder Helligkeitsregelung landen – und der Button für Siri. Auch wenn diese Bereiche bislang nur vom Betriebssystem selbst verwendet werden können, können Sie als Nutzer diese modifizieren (Systemeinstellungen > Tastatur > Kontrollleiste anpassen). So können Sie beispielsweise „Siri“gegen die Bildschirmsperre oder den Schnellzugriff auf die Mitteilungszentrale austauschen.
Der mit 1370 Pixeln größte Bereich liegt in der Mitte der Touch Bar und steht für die erweiterte Bedienung von Apps zur Verfügung. Es ist also der Bereich, in dem sich Entwickler austoben können und in dem die meisten überraschenden und innovativen Verwendungszwecke der Touch Bar zu erwarten sind.
Touch Bar im Einsatz
Alle Macbook-pro-vorgängergenerationen verfügten über fest verbaute und vor allem nützliche Funktionstasten oberhalb der Zahlenreihe der Tastatur. Tasten für die Regelung von Lautstärke beispielsweise. Oder für die Aufhellung oder Abdunkelung des Displays sowie Exposé, Mission Control und mehr.
Diese Funktionen muss nun die Touch Bar übernehmen und tut dies recht zufriedenstellend. Die wichtigsten Funktionstasten finden sich jetzt im rechten Bereich der Touch Bar. Stets und ständig. Was wichtig ist, das kann man selbst konfigurieren. Mit einem Tipp auf den Pfeil neben dem ganz linken der vier Elemente werden weitere Funktionstasten über die volle Breite der Touch Bar eingeblendet.
Die Benutzung einiger Funktionstasten ist dabei jedoch komplexer geworden. So gibt es oben rechts standardmäßig vier Buttons: Displayhelligkeit, Lautstärke, Stummschaltung und Siri. Die beiden letzteren funktionieren wie erwartet. Nach einem Tipp auf die Buttons für Helligkeit und Lautstärke ändert sich zunächst einmal jedoch gar nichts. Stattdessen erscheint ein Schieberegler links neben dem Viererblock, mithilfe dessen man die gewünschten Änderungen vornehmen kann. Alternativ kann man natürlich auch den oben bereits erwähnten Pfeilbutton antippen und bekommt dann alle klassischen Funktionstasten eingeblendet. So oder so: Das Ändern von Lautstärke und Helligkeit erfordert jetzt einen Schritt mehr. Man gewöhnt sich jedoch schnell an die Veränderung. Nach einem Tag Arbeit am neuen Macbook Pro ist die Bedienweise genau so im Muskelgedächtnis verankert wie das vorherige Antippen der entsprechenden Tasten zuvor.
Etwas irritierend ist, dass die (fast immer eingeblendete) Esc-taste eingerückt dargestellt wird und eben nicht ganz am linken Rand platziert ist. Vermutlich hat sich da einmal mehr Jony Ive durchgesetzt. Denn auch der ganz rechte Touch-bar-button ist nicht ganz am rechten Rand platziert, da daneben noch der Touch-id-sensor sitzt. Und wen kennen wir, der sehr auf Symmetrie bedacht ist? Richtig.
Der Kompromiss ist, dass die Touch Bar auch links vom Esc-button noch berührungsempfindlich ist, so dass man den Esc-button nicht genau treffen muss, sondern, zumindest mit nicht allzu spitzen Fingern, auch genau dorthin zielen kann, wo die Esc-taste saß und trotzdem die entsprechende Aktion auslösen.
Neben den diversen wirklich nützlichen Funktionen (und ein paar, die ganz klar noch in der Entwicklungsphase sind), gibt es auf der Touch Bar von Systemseite her auch eine ziemlich coole Funktion: Die Emoji-leiste. Persönlich bin ich kein großer Freund
des inflationären Gebrauchs von Emoji, aber mit dieser Tastatur mit Touch Bar macht das leider viel Spaß. Aktuell versagt die Touch Bar jedoch, wenn Apple versucht, zu viel damit zu machen. Das ist zum Beispiel in Apples Textverarbeitungsprogramm Pages der Fall, wo die Touch Bar verschiedenste Elemente anzeigt, so dass quasi Menüs auf die Touch Bar ausgelagert werden, die dann schnell nicht mehr übersichtlich sind.
Touch ID
Bei allem Gerede über die Touch Bar darf man Touch ID nicht vergessen – die andere große Neuerung, die diese Macbook-pro-generation mit sich bringt. Natürlich war die Integration von Touch ID in die Macs absehbar, umso erfreulicher, dass Apple diesen Schritt nun gegangen ist.
Der Nutzen von Touch ID entfällt jedoch fast, wenn man über eine Apple Watch verfügt. Das Öffnen des Macbook Pro inklusive automatischer Entsperrung mit der Apple Watch ist nicht wesentlich langsamer als die Authentifizierung über den neuen Touch-id-button.
Nett wäre für die Zukunft eine optionale Kombination der verschiedenen Sicherheitsmechanismen: Wenn man über einen Mac mit hochsensiblen Daten verfügt, wäre es nicht verkehrt, wenn man ihn so konfigurieren könnte, dass zum Entsperren Touch ID und zusätzlich die Präsenz der Apple Watch oder das Eintippen eines Passwortes erforderlich wäre.
Anschlüsse
Eins der absoluten Aufreger-themen nach der Präsentation der neuen Macbook-pro-modelle war die neue Anschluss-situation. Apple setzt nun voll auf Usb-c-buchsen, die mit Thunderbolt 3 funktionieren. Das günstigere 13-Zoll-macbook-pro ohne Touch Bar verfügt über zwei dieser Anschlüsse, alle anderen Modelle über 4. Auf technischer Seite hat Apple sich mal wieder für einen deutlich überlegenen Standard entschieden und es verwundert nicht,
dass man in Cupertino mal wieder „all in“geht und alle weiteren Anschlüsse über Bord wirft.
Für die Kunden ist dies allerdings ein zweischneidiges Schwert. Zwar hat man ein zukunftssicheres Gerät, braucht dafür aber für praktisch jedes Accessoire einen Adapter. Und wenn man bereits schon ganz gut mit Thunderbolt-adaptern ausgestattet ist, braucht man trotzdem neue Adapter.
Alte Festplatten, Usb-sticks, Netzwerkkabel, Sd-karten – all diese und noch viel mehr Geräte können nicht mehr unmittelbar mit dem neuen Macbook Pro verbunden werden. Sogar für das immer noch brandneue iphone 7 braucht man einen Adapter, um es mit Apples nicht mal zwei Monate später erschienenen Computer verbinden zu können.
USB-C gehört ganz klar die Zukunft. Aber das Macbook Pro existiert im Hier und Jetzt. Beim Macbook, einem Gerät für Avantgardisten und Menschen, die ohnehin größtenteils ohne Peripheriegeräte auskommen, ist das etwas anderes. Beim Macbook Pro jedoch fehlt die bislang bekannte Anschluss-„vielfalt“aus zumindest zwei verschiedenen Buchsen plus Sd-kartenslot.
Etwas weniger groß wäre die Aufregung sicherlich, hätte Apple sich entschieden, einen Teil des Platzes für die Beigabe eines Usb-c-adapters aufzuwenden. So wie auch beim iphone (Lightning auf Klinke).
Auf dem Prüfstand
Mit Geekbench, unserem Benchmarking-tool der Wahl, erzielte das 13-zöllige Macbook Pro mit Touch Bar 3.921 Punkte im Single-core-test und liegt damit ungefähr 5 Prozent vor dem alten 13-Zoll-macbookpro. Im Multi-core-test ließ es mit 7.592 Punkten das alte Macbook Pro rund 8 Prozent hinter sich.
Deutlicher stellt sich das Kräfteverhältnis bei den Gpu-tests dar. Im Geekbench-opencl-test kam das Touch-bar-macbook-pro auf 30.812 Punkte gegenüber den 16.781 Punkten des alten Macbook Pro – fast doppelt so gut also.
Die neue Grafik-power
Apple trennt sich komplett von Intels Iris Pro und setzt stattdessen auf verschiedene Amd-modelle, wobei die 15-Zolle-modelle weiterhin auch über Intels Hd-530-grafikprozessor verfügen – für die Momente, in denen nicht die volle Grafikleistung benötigt wird. Der hauptsächliche Grund für diese Entscheidung dürfte die Power von AMDS GPUS sein. Diese reicht nämlich aus, um zwei von den ebenfalls auf Apples Presse-event vorgestellten 5K-thunderbolt-3-display von LG zu befeuern, was Intel derzeit nicht anbieten kann.
Denn – und hier kommt die Überraschung: das Macbook Pro liefert zwei Bilder zur Darstellung auf dem 5K-monitor, die zu einem Bild verschmolzen werden. Apple hat sich vermutlich aufgrund der Spezifikationen von Displayport zu diesem Schritt entschieden. Die nächste Version des Displayportstandards (Version 1.3) wird genug Bandbreite bieten. Der aktuelle Standard jedoch nicht, so dass Apple zwei Displayport-1.2-streams über ein Thunderbolt-3-kabel ausliefert.
Die Amd-chips können mit ihren sechs „Leitungen“zwei externe 5K-monitor, den internen Bildschirm und einen normale Monitor bedienen. In den 13-Zoll-modellen stecken weiterhin Intel-irisgraphics-540oder -550-Chips, an die nur je ein externer 5K-monitor angeschlossen werden kann.
Fazit
Man gewöhnt sich schnell an die Touch Bar und in viele Fällen ist sie tatsächlich eine sinnvolle Erweiterung. Vier wirklich universell nutzbare (inklusive Aufladen) Ports zu haben, ist großartig! Trotzdem: Die meisten aktuell beklagten Punkte beziehen sich vor allem auf die Anschlüsse. Das sind jedoch Probleme, die sich mit der Zeit von selbst erledigen werden. Mit einer Ausnahme: Dass Apple sich vom Magsafe-anschluss getrennt hat, ist bei allen Vorteilen, die USB-C mit sich bringt, ein Grund für echte Trauer. Der magnetische Ladeanschluss war und ist genial! Gerne übersehen wird der wahnsinnig schnelle Flash-speicher, ein Bereich, in dem Apple nach wie vor die Messlatte setzt. Ein echter Nachteil ist der Preis: Das neue Macbook Pro startet bei 1.699 Euro – ohne Touch Bar. Das Touch-bar-modell gibt es erst ab 1.999 Euro. Preise, die selbst für Apples Verhältnisse alles andere als sympathisch sind.
Technisch jedoch ist das neue Macbook Pro eine runde Sache, die kaum Wünsche offen lässt.