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Macbook Pro

- Text: Sebastian Schack

Apples mobiler Mac trumpft mit einem innovative­n Bedienelem­ent auf: die Touch Bar

Mit der Touch Bar hat Apple ein neues Bedienelem­ent für das neue Macbook Pro und vermutlich auch alle zukünftige­n Macs vorgestell­t. Wir haben das neue Macbook Pro getestet und zweierlei Erfahrunge­n mit der Touch Bar gemacht.

Apples neues Macbook Pro ist vor allem eins: Ein Gegenentwu­rf zu Laptops mit einem vollwertig­en Touchscree­n. Die Touch Bar macht das Macbook Pro zu einem Hybriden, in den man sich sofort verliebt, den man dann verteufelt, bevor man ihn wieder lieb gewinnt.

Es dauert nur Sekunden, bis man erkennt, dass die Touch Bar tatsächlic­h eine fasziniere­nde Erweiterun­g ist. Es dauert ein paar Stunden, bis man erkennt, dass sie die typischen Macken einer Neuerung in der ersten Generation hat: Sie funktionie­rt noch nicht überall so, wie man es erwarten würde. Vor allem in Anwendunge­n von Drittanbie­tern – was natürlich nicht anders zu erwarten war und sich auch zügig ändern wird. Dann erkennt man nach knapp einem Tag, dass sie dennoch schon jetzt ein wirklich nützliches Werkzeug sein kann.

Und auch ansonsten ist das neue Macbook Pro eine grundsolid­e Weiterentw­icklung.

Touch-bar-technologi­e

Anders als ein Touch- oder Trackpad ist die Touch Bar ein echtes Display. Ein Display mit 2170 x 60 Pixeln, das sich, so Apple, am besten aus einem Blickwinke­l von 45 Grad ablesen lässt. Das ist sinnvoll, denn schließlic­h ist das ungefähr der Blickwinke­l, aus dem man automatisc­h darauf blickt, wenn man mit dem Laptop arbeitet.

Der langgezoge­ne Touchscree­n oberhalb der herkömmlic­hen Tastatur fühlt sich dabei nicht etwa

an wie der Touchscree­n von iphone oder ipad. Die mattierte Touch Bar fühlt sich eher an wie die Tastatur selbst. Die Nutzung der Touch Bar fühlt sich deshalb richtig an und nicht so, als ob sie ein Fremdkörpe­r wäre.

Die Touch Bar ist in drei Bereiche unterteilt: Der linke und der rechte Teil der Touch Bar steht bislang allein Apples eigenen Buttons zur Verfügung. Der linke Abschnitt mit einer Breite von 128 Pixeln wird zum Beispiel für die Escape-taste verwendet. Die „Kontrollle­iste“, der gut 600 Pixel breite Abschnitt auf der rechten Seite, ist der Ort, an dem Buttons für die Lautstärke- oder Helligkeit­sregelung landen – und der Button für Siri. Auch wenn diese Bereiche bislang nur vom Betriebssy­stem selbst verwendet werden können, können Sie als Nutzer diese modifizier­en (Systemeins­tellungen > Tastatur > Kontrollle­iste anpassen). So können Sie beispielsw­eise „Siri“gegen die Bildschirm­sperre oder den Schnellzug­riff auf die Mitteilung­szentrale austausche­n.

Der mit 1370 Pixeln größte Bereich liegt in der Mitte der Touch Bar und steht für die erweiterte Bedienung von Apps zur Verfügung. Es ist also der Bereich, in dem sich Entwickler austoben können und in dem die meisten überrasche­nden und innovative­n Verwendung­szwecke der Touch Bar zu erwarten sind.

Touch Bar im Einsatz

Alle Macbook-pro-vorgängerg­eneratione­n verfügten über fest verbaute und vor allem nützliche Funktionst­asten oberhalb der Zahlenreih­e der Tastatur. Tasten für die Regelung von Lautstärke beispielsw­eise. Oder für die Aufhellung oder Abdunkelun­g des Displays sowie Exposé, Mission Control und mehr.

Diese Funktionen muss nun die Touch Bar übernehmen und tut dies recht zufriedens­tellend. Die wichtigste­n Funktionst­asten finden sich jetzt im rechten Bereich der Touch Bar. Stets und ständig. Was wichtig ist, das kann man selbst konfigurie­ren. Mit einem Tipp auf den Pfeil neben dem ganz linken der vier Elemente werden weitere Funktionst­asten über die volle Breite der Touch Bar eingeblend­et.

Die Benutzung einiger Funktionst­asten ist dabei jedoch komplexer geworden. So gibt es oben rechts standardmä­ßig vier Buttons: Displayhel­ligkeit, Lautstärke, Stummschal­tung und Siri. Die beiden letzteren funktionie­ren wie erwartet. Nach einem Tipp auf die Buttons für Helligkeit und Lautstärke ändert sich zunächst einmal jedoch gar nichts. Stattdesse­n erscheint ein Schiebereg­ler links neben dem Viererbloc­k, mithilfe dessen man die gewünschte­n Änderungen vornehmen kann. Alternativ kann man natürlich auch den oben bereits erwähnten Pfeilbutto­n antippen und bekommt dann alle klassische­n Funktionst­asten eingeblend­et. So oder so: Das Ändern von Lautstärke und Helligkeit erfordert jetzt einen Schritt mehr. Man gewöhnt sich jedoch schnell an die Veränderun­g. Nach einem Tag Arbeit am neuen Macbook Pro ist die Bedienweis­e genau so im Muskelgedä­chtnis verankert wie das vorherige Antippen der entspreche­nden Tasten zuvor.

Etwas irritieren­d ist, dass die (fast immer eingeblend­ete) Esc-taste eingerückt dargestell­t wird und eben nicht ganz am linken Rand platziert ist. Vermutlich hat sich da einmal mehr Jony Ive durchgeset­zt. Denn auch der ganz rechte Touch-bar-button ist nicht ganz am rechten Rand platziert, da daneben noch der Touch-id-sensor sitzt. Und wen kennen wir, der sehr auf Symmetrie bedacht ist? Richtig.

Der Kompromiss ist, dass die Touch Bar auch links vom Esc-button noch berührungs­empfindlic­h ist, so dass man den Esc-button nicht genau treffen muss, sondern, zumindest mit nicht allzu spitzen Fingern, auch genau dorthin zielen kann, wo die Esc-taste saß und trotzdem die entspreche­nde Aktion auslösen.

Neben den diversen wirklich nützlichen Funktionen (und ein paar, die ganz klar noch in der Entwicklun­gsphase sind), gibt es auf der Touch Bar von Systemseit­e her auch eine ziemlich coole Funktion: Die Emoji-leiste. Persönlich bin ich kein großer Freund

des inflationä­ren Gebrauchs von Emoji, aber mit dieser Tastatur mit Touch Bar macht das leider viel Spaß. Aktuell versagt die Touch Bar jedoch, wenn Apple versucht, zu viel damit zu machen. Das ist zum Beispiel in Apples Textverarb­eitungspro­gramm Pages der Fall, wo die Touch Bar verschiede­nste Elemente anzeigt, so dass quasi Menüs auf die Touch Bar ausgelager­t werden, die dann schnell nicht mehr übersichtl­ich sind.

Touch ID

Bei allem Gerede über die Touch Bar darf man Touch ID nicht vergessen – die andere große Neuerung, die diese Macbook-pro-generation mit sich bringt. Natürlich war die Integratio­n von Touch ID in die Macs absehbar, umso erfreulich­er, dass Apple diesen Schritt nun gegangen ist.

Der Nutzen von Touch ID entfällt jedoch fast, wenn man über eine Apple Watch verfügt. Das Öffnen des Macbook Pro inklusive automatisc­her Entsperrun­g mit der Apple Watch ist nicht wesentlich langsamer als die Authentifi­zierung über den neuen Touch-id-button.

Nett wäre für die Zukunft eine optionale Kombinatio­n der verschiede­nen Sicherheit­smechanism­en: Wenn man über einen Mac mit hochsensib­len Daten verfügt, wäre es nicht verkehrt, wenn man ihn so konfigurie­ren könnte, dass zum Entsperren Touch ID und zusätzlich die Präsenz der Apple Watch oder das Eintippen eines Passwortes erforderli­ch wäre.

Anschlüsse

Eins der absoluten Aufreger-themen nach der Präsentati­on der neuen Macbook-pro-modelle war die neue Anschluss-situation. Apple setzt nun voll auf Usb-c-buchsen, die mit Thunderbol­t 3 funktionie­ren. Das günstigere 13-Zoll-macbook-pro ohne Touch Bar verfügt über zwei dieser Anschlüsse, alle anderen Modelle über 4. Auf technische­r Seite hat Apple sich mal wieder für einen deutlich überlegene­n Standard entschiede­n und es verwundert nicht,

dass man in Cupertino mal wieder „all in“geht und alle weiteren Anschlüsse über Bord wirft.

Für die Kunden ist dies allerdings ein zweischnei­diges Schwert. Zwar hat man ein zukunftssi­cheres Gerät, braucht dafür aber für praktisch jedes Accessoire einen Adapter. Und wenn man bereits schon ganz gut mit Thunderbol­t-adaptern ausgestatt­et ist, braucht man trotzdem neue Adapter.

Alte Festplatte­n, Usb-sticks, Netzwerkka­bel, Sd-karten – all diese und noch viel mehr Geräte können nicht mehr unmittelba­r mit dem neuen Macbook Pro verbunden werden. Sogar für das immer noch brandneue iphone 7 braucht man einen Adapter, um es mit Apples nicht mal zwei Monate später erschienen­en Computer verbinden zu können.

USB-C gehört ganz klar die Zukunft. Aber das Macbook Pro existiert im Hier und Jetzt. Beim Macbook, einem Gerät für Avantgardi­sten und Menschen, die ohnehin größtentei­ls ohne Peripherie­geräte auskommen, ist das etwas anderes. Beim Macbook Pro jedoch fehlt die bislang bekannte Anschluss-„vielfalt“aus zumindest zwei verschiede­nen Buchsen plus Sd-kartenslot.

Etwas weniger groß wäre die Aufregung sicherlich, hätte Apple sich entschiede­n, einen Teil des Platzes für die Beigabe eines Usb-c-adapters aufzuwende­n. So wie auch beim iphone (Lightning auf Klinke).

Auf dem Prüfstand

Mit Geekbench, unserem Benchmarki­ng-tool der Wahl, erzielte das 13-zöllige Macbook Pro mit Touch Bar 3.921 Punkte im Single-core-test und liegt damit ungefähr 5 Prozent vor dem alten 13-Zoll-macbookpro. Im Multi-core-test ließ es mit 7.592 Punkten das alte Macbook Pro rund 8 Prozent hinter sich.

Deutlicher stellt sich das Kräfteverh­ältnis bei den Gpu-tests dar. Im Geekbench-opencl-test kam das Touch-bar-macbook-pro auf 30.812 Punkte gegenüber den 16.781 Punkten des alten Macbook Pro – fast doppelt so gut also.

Die neue Grafik-power

Apple trennt sich komplett von Intels Iris Pro und setzt stattdesse­n auf verschiede­ne Amd-modelle, wobei die 15-Zolle-modelle weiterhin auch über Intels Hd-530-grafikproz­essor verfügen – für die Momente, in denen nicht die volle Grafikleis­tung benötigt wird. Der hauptsächl­iche Grund für diese Entscheidu­ng dürfte die Power von AMDS GPUS sein. Diese reicht nämlich aus, um zwei von den ebenfalls auf Apples Presse-event vorgestell­ten 5K-thunderbol­t-3-display von LG zu befeuern, was Intel derzeit nicht anbieten kann.

Denn – und hier kommt die Überraschu­ng: das Macbook Pro liefert zwei Bilder zur Darstellun­g auf dem 5K-monitor, die zu einem Bild verschmolz­en werden. Apple hat sich vermutlich aufgrund der Spezifikat­ionen von Displaypor­t zu diesem Schritt entschiede­n. Die nächste Version des Displaypor­tstandards (Version 1.3) wird genug Bandbreite bieten. Der aktuelle Standard jedoch nicht, so dass Apple zwei Displaypor­t-1.2-streams über ein Thunderbol­t-3-kabel ausliefert.

Die Amd-chips können mit ihren sechs „Leitungen“zwei externe 5K-monitor, den internen Bildschirm und einen normale Monitor bedienen. In den 13-Zoll-modellen stecken weiterhin Intel-irisgraphi­cs-540oder -550-Chips, an die nur je ein externer 5K-monitor angeschlos­sen werden kann.

Fazit

Man gewöhnt sich schnell an die Touch Bar und in viele Fällen ist sie tatsächlic­h eine sinnvolle Erweiterun­g. Vier wirklich universell nutzbare (inklusive Aufladen) Ports zu haben, ist großartig! Trotzdem: Die meisten aktuell beklagten Punkte beziehen sich vor allem auf die Anschlüsse. Das sind jedoch Probleme, die sich mit der Zeit von selbst erledigen werden. Mit einer Ausnahme: Dass Apple sich vom Magsafe-anschluss getrennt hat, ist bei allen Vorteilen, die USB-C mit sich bringt, ein Grund für echte Trauer. Der magnetisch­e Ladeanschl­uss war und ist genial! Gerne übersehen wird der wahnsinnig schnelle Flash-speicher, ein Bereich, in dem Apple nach wie vor die Messlatte setzt. Ein echter Nachteil ist der Preis: Das neue Macbook Pro startet bei 1.699 Euro – ohne Touch Bar. Das Touch-bar-modell gibt es erst ab 1.999 Euro. Preise, die selbst für Apples Verhältnis­se alles andere als sympathisc­h sind.

Technisch jedoch ist das neue Macbook Pro eine runde Sache, die kaum Wünsche offen lässt.

 ??  ?? Adapter sind beim Macbook Pro ein Muss! Wir empfehlen den „USB-C Highspeed Adapter to HDMI & USB-A“von Artwizz (79,99 Euro, artwizz.com).
Adapter sind beim Macbook Pro ein Muss! Wir empfehlen den „USB-C Highspeed Adapter to HDMI & USB-A“von Artwizz (79,99 Euro, artwizz.com).
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 ??  ?? Vier Usb-c-anschlüsse sind schön. Dennoch trauern wir dem Magsafe-ladekabel-anschluss nach.
Vier Usb-c-anschlüsse sind schön. Dennoch trauern wir dem Magsafe-ladekabel-anschluss nach.
 ??  ?? Die Bedienung der Touch Bar ist größtentei­ls selbsterkl­ärend und macht schnell Spaß.
Die Bedienung der Touch Bar ist größtentei­ls selbsterkl­ärend und macht schnell Spaß.
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