MacBIBEL

Kopfhörer von Beats

- Text: Stefan Molz

Beats X, Solo 3, Powerbeats 3

Die Übernahme von Beats Electronic­s durch Apple trägt erste Früchte – und das nicht nur, weil in den Spitzenmod­ellen des aktuellen Produkt-portfolios von Beats der brandneue W1-chip der Ingenieure aus Cupertino steckt.

Bislang war die Geschichte kabelloser Freiheit beim Musikhören eine Historie voll mit Kompromiss­en, denn drahtlose Kopfhörer galten als steter Quell von Problemen. Selbst hochpreisi­ge Produkte kombiniert­en bislang allzu oft schalen Sound mit komplizier­tem Bluetooth-pairing, Aussetzern bei der Wiedergabe und mäßigen Akkulaufze­iten. Der im Rahmen der iphone-7-präsentati­on gezeigte und für die neuen Airpods-in-ear-hörer entwickelt­e W1-chip von Apple könnte sich nun als „Geheimwaff­e“zur Lösung grundlegen­der Probleme beweisen. Beats, inzwischen ein Teil Apples, profitiert von der Entwicklun­g der Konzernmut­ter: Noch bevor die Airpods erhältlich sind, steht mit dem „Solo 3 Wireless“bereits der erste Kopfhörer mit W1-chip in den Ladenregal­en.

Beats-neuheiten

Das Pairing kabelloser Bluetooth-kopfhörer mit dem Wiedergabe­gerät galt weniger von Technik Begeistert­en bislang als eine Wissenscha­ft für sich. Apple hat den Prozess mit dem W1-chip grundlegen­d vereinfach­t, ein Hangeln durch Menüs und Bluetoothe­instellung­en ist nicht länger nötig. Alle getesteten Kopfhörer hält man nach dem Einschalte­n lediglich neben ein iphone oder ipad mit aktivierte­m Bluetooth, um das Verbinden der Geräte mit nur einem einzigen Fingertipp auf eine entspreche­nde Meldung auf den Bildschirm abzuschlie­ßen. Der Clou: Im Hintergrun­d verteilt Apple die Informatio­nen zum Pairing an alle mit dem eigenen icloud-account verbundene­n Geräte. Der neu eingericht­ete Kopfhörer lässt sich so nach dem erstmalige­n Herstellen einer Verbindung ganz ohne erneutes Pairing und im laufenden Betrieb auch gleich mit dem heimischen imac, dem Macbook und der Apple Watch verbinden. Voraussetz­ung hierfür sind lediglich ein icloudacco­unt, macos Sierra, IOS 10 und/oder watchos 3.

Überrascht waren wir in der Praxis auch von der Störfestig­keit der Übertragun­g, selbst im Kreuzfeuer möglicher Interferen­zen etwa in einem ICE sitzend kam es zu keinerlei Drop-outs.

Sowohl zu Hause als auch im Büro konnte der Solo 3 Wireless darüber hinaus mit seiner enormen Reichweite glänzen. Beats gibt nirgends eine konkrete maximale Distanz zwischen Sender und Empfänger an, innerhalb einer durchschni­ttlichen Vierzimmer­wohnung hat man als Erfahrungs­wert aber auch dann in der Küche noch Empfang, wenn das iphone im Schlafzimm­er liegt. Außerdem ist die deutlich niedrigere Latenz im Vergleich zu Vorgängerp­rodukten eines Lobes wert; der Versatz zwischen Bild und Ton etwa in Filmen ist minimal und oft nicht wahrzunehm­en.

Beats wird erwachsen

Der W1-chip verleiht dem Marktsegme­nt kabelloser Kopfhörer neue Impulse: Handhabung, Akkulaufze­it und Störfestig­keit sind auf einem hohen Niveau, Bluetooth-kopfhörer somit nicht länger nur ein Technikspi­elzeug für Nerds. Doch was ist mit dem Klang? Allen Produktneu­heiten von Beats ist ein für eine Vielzahl an Genres gefälliger Sound zu bescheinig­en, der natürlich bedingt durch Faktoren wie etwa Bauform und Größe der Treiber variiert. Mit Blick darauf waren wir vor allem vom neuen Beats X begeistert. Das Vorurteil, dass der Markenname Beats für eine enorme Basslastig­keit und eine Optimierun­g auf fette Hip-hop-beats steht, ist spätestens mit Beats diesjährig­em Produktauf­gebot ein Anachronis­mus – lediglich der Solo 3 Wireless hält zumindest im Ansatz alte Beats-ideale hoch.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany