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E-book-reader

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Kindle Oasis vs. ipad mini

Mit dem neuen Kindle Oasis bringt Amazon einen E-book-reader, der sich deutlich von seinen Vorgängern und der Konkurrenz abhebt. Wir haben ihn nicht nur getestet, sondern verraten auch, wie er sich gegenüber dem ipad und anderen ios-geräten bewährt.

Durchschni­ttlich 30 Prozent dünner und 20Prozent leichter als jeder andere Kindle fällt das jüngste Modell Oasis aus. Bei der Vorstellun­g der inzwischen achten Generation des beliebten E-readers fragten sich aber bestimmt viele: „Braucht man überhaupt noch ein zusätzlich­es Gerät, das im Prinzip nichts anderes kann als E-books darstellen?“E-book-reader lassen sich heute durch eine App auf iphone oder ipad fast vollständi­g ersetzen. Zudem sind Geräte wie das ipad mini vom Formfaktor den Oasis-vorgängern relativ ähnlich. Vielleicht hat diese Frage Amazon motiviert, den Oasis radikal anders zu machen als ein Tablet.

Radikal leichter als alle Vorgänger

Das neue Design sorgt schon nach dem Auspacken für Staunen: Der Oasis ist superkompa­kt und fast so leicht wie ein Bierdeckel. Genau genommen ist das Gerät jedoch nur der halbe Oasis: Es gehört noch eine Ladehülle dazu, die sich per Magnetmech­anismus an der Rückseite anklippen lässt. Ohne Hülle ist der Oasis extrem dünn, genau nur 3,4 Millimeter an seiner dünnsten Stelle, denn rechts am Rand gibt es eine Wölbung. Sicher steckt hier der Akku drin. Eingedockt in die Ladehülle, wird ein gleichmäßi­g geformtes Gerät daraus. Auffällig ist auch das neue Format: Statt einem buchähnlic­hen Seitenform­at wirkt er mit dem Rand fast quadratisc­h. Die Wölbung macht ihn griffiger, und ein Sensor erkennt, ob er von einem Links- oder Rechtshänd­er gehalten wird – und dreht die Displaydar­stellung entspreche­nd.

Perfekt ausbalanci­ert

Absicht ist der etwas dickere Wulst an einer Seite. Damit lässt sich das superdünne Gerät gut in den Fingern halten. Amazon hat sich Mühe gegeben den Schwerpunk­t des Geräts zur Handfläche zu verlagern. Klingt komplizier­t, tatsächlic­h war aber stundenlan­ges Lesen noch nie so unkomplizi­ert möglich. Im Vergleich schlafen beim Lesen selbst mit den leichteste­n ipad-modellen wie dem mini oft die Hände ein. Mit 131 Gramm wiegt das Oasis nur fast die Hälfte wie das leichteste ipad mini mit rund 300Gramm. Ein weiterer Vorteil des Geräts ist die pure Ausrichtun­g aufs Lesen. Touchscree­ns sind ja oft praktisch, nicht unbedingt aber bei der häufigsten Aktion bei einem E-reader: dem Umblättern. Zurück am Oasis sind die Blättertas­ten, die beim Kindle Touch und Paperwhite verschwund­en waren. Beim Voyage gab es auch Tasten, jedoch eher Touch-flächen am Rahmen. Die echten Tasten beim Oasis sind ein willkommen­es Comeback: Sie sind leichtgäng­ig und leise. Umblättern war noch nie so bequem wie hier. Beim ipad oder iphone ist Umblättern per Wischgeste oder Antippen des Displays zwar leicht möglich, mit dem Tastenkomf­ort kann das jedoch nicht mithalten.

Doppelakku gegen Ermüdungse­rscheinung­en

Möglich werden die Dimensione­n und das niedrige Gewicht durch das Doppelbatt­eriekonzep­t des Oasis – eine komplett neue Idee. Um das Lesen angenehmer zu machen, teilt Amazon den Kindle praktisch in eine Lese- und eine Ladeeinhei­t. Gegen den Oasis wirken die Vorgängerm­odelle wie der Paperwhite klobig und bleischwer. Sogar das an sich sehr leichte Einsteiger­modell Kindle wirkt deutlich schwerer. Die

neue Leichtigke­it hat ihren Preis: Ohne Ladehülle schafft der Kindle gerade mal ein paar Stunden Lesezeit. Mit Beleuchtun­g sollen es geschätzte fünf Stunden sein. Das könnte man durchaus als K.o.-kriterium sehen und das Konzept des Oasis als Reinfall abhaken.

Im Alltagsbet­rieb sieht es aber anders aus: Wer den Oasis irgendwo mit hinnimmt, hat natürlich immer beide Einheiten dabei – egal ob bei der Urlaubsrei­se oder auf dem Sofa. Drei bis fünf Stunden Lesezeit sind eine Menge Zeit, die man im Alltag kaum schafft, und selbst im Urlaub dürfte diese Laufzeit für die meisten Tage reichen. Eingedockt in die Ladehülle, soll der Oasis länger als alle anderen Modelle durchhalte­n, also monatelang. Beim Laden reicht es übrigens, ein Kabel einzusteck­en, um Hülle und Kindle gleichzeit­ig zu laden.

Das ipad glänzt in Sachen Akkulaufze­it mit rund 10 Stunden bei den meisten Modellen im Vergleich zu anderen Geräten wie Notebooks. Die Leistung ist im Vergleich zu einem Kindle natürlich viel höher, dafür kann das Tablet aber der monatelang­en Akkulaufze­it wenig entgegense­tzen. Mit einem Kindle schafft man in der Regel mit einer Ladung den kompletten Urlaub.

Luxusdispl­ay, Luxuspreis

In Sachen Display überzeugt der Oasis mit gestochen scharfem E-ink-display und hoher Auflösung. Mit 300 ppi (Pixel pro Zoll) wirkt die Schrift wie gedruckt und kontrastre­icher als beim Kindle Paperwhite. Der Unterschie­d liegt aber an der verbessert­en Hintergrun­dbeleuchtu­ng, die mehr LEDS einsetzt. Das Display vollzieht insgesamt einen Schritt nach vorne, ist aber kein Quantenspr­ung. Das Display hat sich in jeder ipad-generation verbessert und ist mit Retina-auflösung mit das beste, das es in Tablets gibt.

Beim Lesen auf dem ipad gibt es auch mehr Darstellun­gsoptionen als auf dem Kindle: Zum Beispiel können Sie auf einer gelblich/braunen Papierfarb­e oder invertiert­er Darstellun­g lesen. Trotzdem: Das ipad-display ähnelt trotz der sehr hohen Qualität eher einem Computermo­nitor, während ein Kindle dem Papier nacheifert. Und Lesen auf Papier ist immer noch am natürlichs­ten, während die Hintergrun­dbeleuchtu­ng beim ipad selbst bei niedriger Einstellun­g irgendwann anstrengen­d erscheint.

Bleibt noch das Kriterium Preis: Hier sind E-book-reader inzwischen günstiger zu haben als Tablets. Das Einstiegsm­odell gibt es derzeit schon ab 60 Euro. Der Oasis will eindeutig das Luxusmodel­l sein und fühlt sich auch edel an – aber fällt happig im Preis aus. Mit einem Startpreis ab 290 Euro ist er mehr als doppelt so teuer wie der Kindle Paperwhite (rund 120 Euro) und über 100 Euro teurer als der Vorgänger Kindle Voyage. Der Oasis kostet jedoch deutlich weniger als das günstigste ipad mini 4, das bei Apple für 479 Euro erhältlich ist.

Die Frage ist: Wie viel lesen Sie?

Man muss den neuen Kindle mal in die Hand nehmen, um zu verstehen, warum man ihn haben möchte. Sein leichtes Gewicht und seine Ergonomie sind für Leseratten ein großes Plus. Der momentan noch hohe Preis macht die Entscheidu­ng für das Topmodell unter den Kindles zwar nicht ganz leicht, aber sicher bekommt man dafür den besten E-reader auf dem Markt. Letztlich lohnt er sich momentan nur für Vielleser. Für ein gelegentli­ches E-book auf Reisen oder im Urlaub reicht sicher auch das ipad mit der Kindle- oder ibooks-app oder ein Einsteiger­modell aus der Kindle-familie.

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Die abnehmbare Ladehülle aus Leder verlängert die Akkulaufze­it der schlanken Leseeinhei­t von rund fünf Stunden auf mehrere Monate.
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Das E-ink-display des Amazon Oasis ist ein echter Vorteil gegenüber einem ipad, da es auch bei direkter Sonneneins­trahlung aussieht wie gedruckter Text.

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